Le passé - Das Vergangene
Bereits mit seinem für den besten nicht-englischsprachigen Film Oscar-prämierten Drama „Nader und Simin – Eine Trennung“ (2011) hat der iranische Drehbuchautor und Regisseur Asghar Farhadi seine Meisterschaft in der diffizilen Beobachtung innerfamiliärer Strukturen unter Beweis gestellt. Mit seinem neuen Film „Le passé – Das Vergangene“ demonstriert der Filmemacher eindrucksvoll, dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, und seziert die komplexen psychologischen Befindlichkeiten einer in Paris lebenden Patchwork-Familie.
Nach vier Jahren kehrt der Iraner Ahmad (Ali Mosaffa) aus Teheran nach Paris zurück, um die Scheidung von seiner Noch-Ehefrau Marie (Bérénice Bejo) zu vollziehen. Das gibt ihm die Gelegenheit, nicht nur seine beiden Töchter Lucie (Pauline Burlet) und deren kleine Schwester Léa (Jeanne Jestin) wiederzusehen, sondern auch Maries neuen Lebensgefährten, den Wäschereibetreiber Samir (Tahar Rahim), den sie heiraten möchte und von dem sie ein Kind erwartet. Der ist allerdings noch mit Valeria (Valeria Cavalli) verheiratet, die nach einem Selbstmordversuch im Koma liegt …
Ganz unaufgeregt nimmt sich Asghar Farhadi alle Zeit, um die vielschichtigen Verhältnisse in der Patchwork-Familie von Marie, Ahmad und Samir freizulegen. Zwar wird schnell deutlich, dass sich Ahmad und Marie irgendwie immer noch nahe stehen, aber über die Art und Weise ihrer Beziehung kann der Zuschauer ebenso nur spekulieren wie Samir, den die Gegenwart von Maries Ex zunehmend verunsichert. Doch ebenso spannend wie das Beziehungsgeflecht zwischen den drei Erwachsenen gestalten sich die Beziehungen zwischen den Kindern und ihren (Stief-)Eltern.
Die 16-jährige Lucie hasst den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter und will am liebsten ausreißen. Erst durch sie erfährt Ahmad, was es mit dem Selbstmordversuch von Samirs Frau auf sich hat. All diese Komplikationen, die sich in nahezu unausgesprochenen Zu- und Abneigungen manifestieren, bringt der Regisseur in einer kammerspielartigen Inszenierung zum Ausdruck, in der sich die ProtagonistInnen zwar wortreich austauschen, aber was mit den Worten wirklich ausgesagt wird, bleibt oft im Dunkeln. So werden die dunklen Geheimnisse, die jeder mit sich herumträgt, erst nach und nach enthüllt. Dabei spielt es keine Rolle, dass „Le passé“ Farhadis erster in französischer Sprache und auf dem europäischen Kontinent gedrehter Film ist. Er hätte ebenso gut wieder in seiner iranischen Heimat angesiedelt sein können. Der kulturelle Hintergrund seiner Figuren hat kaum eine Bedeutung. Viel wichtiger sind dem Regisseur seine Figuren selbst. Stets ist er mit der Kamera nah bei ihnen, um das Unausgesprochene in ihren Gesichtern abzubilden, um ihre Stärken und Schwächen, ihre Hoffnungen und Ängste einzufangen. Hier gebührt vor allem dem starken Ensemble die größte Anerkennung. Vor allem Bérénice Bejo („The Artist“) brilliert als temperamentvolle wie unsichere Frau zwischen den beiden Männern, die sie geliebt hat bzw. liebt, und die keine rechte Bindung zu den Kindern findet, vor allem nicht zu ihrer pubertierenden Tochter, die nur noch zum Übernachten nach Hause kommt. Aber auch Ali Mosaffa überzeugt als Heimkehrer, der souverän die Befindlichkeiten seiner neu formierten Familie zu ergründen versucht, ebenso wie Tahar Rahim („Ein Prophet“) als verunsicherter Mann zwischen zwei Frauen und dem Noch-Ehemann seiner neuen Liebe. So präsentiert sich „Le passé“ als überaus intensiv gespieltes Ensemble-Stück, das in 130 Minuten die schwierigen Verhältnisse in einer ungewöhnlichen Patchwork-Familie durchleuchtet und dabei fast in Thriller-Manier häppchenweise die jeweiligen Befindlichkeiten der Akteure aufdeckt.
"Le passé - Das Vergangene" in der IMDb
Nach vier Jahren kehrt der Iraner Ahmad (Ali Mosaffa) aus Teheran nach Paris zurück, um die Scheidung von seiner Noch-Ehefrau Marie (Bérénice Bejo) zu vollziehen. Das gibt ihm die Gelegenheit, nicht nur seine beiden Töchter Lucie (Pauline Burlet) und deren kleine Schwester Léa (Jeanne Jestin) wiederzusehen, sondern auch Maries neuen Lebensgefährten, den Wäschereibetreiber Samir (Tahar Rahim), den sie heiraten möchte und von dem sie ein Kind erwartet. Der ist allerdings noch mit Valeria (Valeria Cavalli) verheiratet, die nach einem Selbstmordversuch im Koma liegt …
Ganz unaufgeregt nimmt sich Asghar Farhadi alle Zeit, um die vielschichtigen Verhältnisse in der Patchwork-Familie von Marie, Ahmad und Samir freizulegen. Zwar wird schnell deutlich, dass sich Ahmad und Marie irgendwie immer noch nahe stehen, aber über die Art und Weise ihrer Beziehung kann der Zuschauer ebenso nur spekulieren wie Samir, den die Gegenwart von Maries Ex zunehmend verunsichert. Doch ebenso spannend wie das Beziehungsgeflecht zwischen den drei Erwachsenen gestalten sich die Beziehungen zwischen den Kindern und ihren (Stief-)Eltern.
Die 16-jährige Lucie hasst den neuen Lebensgefährten ihrer Mutter und will am liebsten ausreißen. Erst durch sie erfährt Ahmad, was es mit dem Selbstmordversuch von Samirs Frau auf sich hat. All diese Komplikationen, die sich in nahezu unausgesprochenen Zu- und Abneigungen manifestieren, bringt der Regisseur in einer kammerspielartigen Inszenierung zum Ausdruck, in der sich die ProtagonistInnen zwar wortreich austauschen, aber was mit den Worten wirklich ausgesagt wird, bleibt oft im Dunkeln. So werden die dunklen Geheimnisse, die jeder mit sich herumträgt, erst nach und nach enthüllt. Dabei spielt es keine Rolle, dass „Le passé“ Farhadis erster in französischer Sprache und auf dem europäischen Kontinent gedrehter Film ist. Er hätte ebenso gut wieder in seiner iranischen Heimat angesiedelt sein können. Der kulturelle Hintergrund seiner Figuren hat kaum eine Bedeutung. Viel wichtiger sind dem Regisseur seine Figuren selbst. Stets ist er mit der Kamera nah bei ihnen, um das Unausgesprochene in ihren Gesichtern abzubilden, um ihre Stärken und Schwächen, ihre Hoffnungen und Ängste einzufangen. Hier gebührt vor allem dem starken Ensemble die größte Anerkennung. Vor allem Bérénice Bejo („The Artist“) brilliert als temperamentvolle wie unsichere Frau zwischen den beiden Männern, die sie geliebt hat bzw. liebt, und die keine rechte Bindung zu den Kindern findet, vor allem nicht zu ihrer pubertierenden Tochter, die nur noch zum Übernachten nach Hause kommt. Aber auch Ali Mosaffa überzeugt als Heimkehrer, der souverän die Befindlichkeiten seiner neu formierten Familie zu ergründen versucht, ebenso wie Tahar Rahim („Ein Prophet“) als verunsicherter Mann zwischen zwei Frauen und dem Noch-Ehemann seiner neuen Liebe. So präsentiert sich „Le passé“ als überaus intensiv gespieltes Ensemble-Stück, das in 130 Minuten die schwierigen Verhältnisse in einer ungewöhnlichen Patchwork-Familie durchleuchtet und dabei fast in Thriller-Manier häppchenweise die jeweiligen Befindlichkeiten der Akteure aufdeckt.
"Le passé - Das Vergangene" in der IMDb
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