Contagion

Seit seinem durchschlagenen Debüterfolg mit „Sex, Lügen und Video“ (1989) hat der amerikanische Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Steven Soderbergh ein ungewöhnlich vielseitiges Oeuvre produziert, das kurzweilige Gauner-Komödien („Ocean’s“-Trilogie) ebenso enthält wie außergewöhnliche Biografien („Kafka“, „Che“) und intensive Dramen („Traffic“, „Side Effects“). 2011 schuf er mit „Contagion“ ein Star-gespicktes Seuchen-Drama, das auf fast dokumentarische Weise anhand von Einzelschicksalen die Ausbreitung einer weltweiten Epidemie verfolgt.
Kaum ist die Geschäftsfrau Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) aus Hongkong nach Minneapolis zurückgekehrt, bricht sie in der Küche zusammen und wird von ihrem Mann Mitch (Matt Damon) ins Krankenhaus gebracht, wo sie jedoch unter ungeklärten Umständen stirbt. Nach seiner Heimkehr muss Mitch auch den Tod seines ebenso rasant erkrankten Sohnes beklagen. Unter der Leitung von Dr. Ellis Carver (Laurence Fishburne), dem Seuchenexperten der US-Regierung, soll Dr. Erin Mears (Kate Winslet) in Minneapolis untersuchen, was es mit diesen plötzlichen Todesfällen auf sich hat und warum Mitch und seine Tochter (Anna Jacoby-Heron) nicht erkrankt sind. Währenddessen sorgt der unerschrockene Journalist Alan Krumwiede (Jude Law) auf seinem Blog für Unruhe in der Welt, hat er doch Verbindungen zu ähnlichen Todesfällen in Hongkong, Tokyo und London gezogen und klagt die WHO an, offensichtlich wirksame Behandlungsmethoden nicht publik zu machen, weil sich diese von der Pharmaindustrie nicht ausschlachten lassen. Derweil artet die tödliche Verbreitung des neuen Virus zu einer weltweiten Epidemie aus. Die Suche nach einem Impfstoff wird zum Wettlauf gegen die Zeit …
Steven Soderbergh und seinem Drehbuchautor Scott Z. Burns („Das Bourne Ultimatum, „Der Informant) ist das Kunststück gelungen, die Ausbreitung einer Epidemie durch die Schilderung einer ganzen Reihe von Einzelschicksalen zu schildern und parallel dazu die Bemühungen von Weltgesundheitsorganisation, Regierung, Forschern und Ärzten zu dokumentieren, die Seuche einzudämmen und so schnell wie möglich einen Impfstoff zu finden. Und schließlich soll auch die Panikmache durch die Medien, hier in personifizierter Form eines Bloggers, nicht zu kurz kommen, was Hamsterkäufe und Plünderungen zur Folge hat. Dass sich „Contagion“ mit diesem Unterfangen, verschiedene Perspektiven auf das Grauen einzunehmen, nicht übernimmt, ist vor allem der figurnahen Inszenierung zu verdanken. Soderbergh, der unter dem Pseudonym Peter Andrews auch als Kameramann in seinem eigenen Film agiert, bleibt mit seiner Kamera immer stets dicht bei seinen Figuren und ihrem Bemühen, sich selbst und die Liebsten zu schützen bzw. die Weltöffentlichkeit zu beruhigen oder aufzuwiegeln. Die einzelnen Handlungsstränge sind trotz ihrer jeweiligen skizzenhaften Kürze so geschickt ineinandergeflochten, dass „Contagion“ einen thrillerhaften Sog entwickelt und wunderbar durch die bis in die Nebenrollen populär besetzten Darsteller vorangetragen wird. Dazu sorgen die stimmungsvolle Kameraarbeit und der elektronisch pulsierende Score von Soderberghs am häufigsten eingesetzten Komponisten Cliff Martinez („Drive“, „Traffic“) für weitere Pluspunkte in einem rundherum gelungenen Thriller-Drama.
"Contagion" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts