Borgen - Gefährliche Seilschaften - Staffel 2

Mit der ersten Staffel von „Borgen – Gefährliche Seilschaften“ hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Dänemark 2010 eindrucksvoll demonstriert, wie anspruchsvolle und gleichermaßen packend unterhaltsames Fernsehen aussehen kann – selbst wenn es sich um ein so komplexes Thema wie Politik handelt. In der zweiten Staffel muss die dänische Premierministerin Birgitte Nyborg nicht nur die Trennung von ihrem Mann verarbeiten, sondern auch an etlichen politischen und medialen Fronten kämpfen.
Bei einem Routinebesuch der dänischen Truppen in Afghanistan nehmen die Taliban überraschend eine dänische Patrouille unter Beschuss. Noch während Nyborg (Sidse Babett Knudsen) und ihr Team aus Afghanistan geflogen werden, macht der Tod der acht dänischen Soldaten bereits Schlagzeilen in den Medien. Der angekündigte Rückzug der dänischen Truppen stellt die Regierungskoalition vor eine schwere Belastungsprobe, zumal eine NGO-Mitarbeiterin der Premierministerin deutlich vor Augen führt, welche Bedeutung die Präsenz der dänischen Armee für die afghanische Bevölkerung besitzt. Auch sonst bieten die zehn Folgen der zweiten Staffel allerlei politischen Zündstoff. Da will unter dem Motto „Gemeinsame Zukunft“ eine Sozialreform auf den Weg gebracht werden, Außenminister Höxenhaven (Lars Brygmann) profiliert sich auf Nyborgs Kosten bei der Entführung dänischer Seemänner durch somalische Piraten, aber die Premierministerin macht wieder Boden gut, als sie die verfeindeten Präsidenten von Nord- und Süd-Kharun nach Kopenhagen einladen kann, um die Friedensverhandlungen zu führen. Derweil hat Birgitte nicht nur den Verlust ihres Mannes Phillip (Mikael Birkjær) an eine andere Frau zu verkraften, sondern auch die Angstattacken ihrer pubertierenden Tochter Laura, die ihre Depressionen schließlich in einer teuren Privatklinik behandeln lässt. Dass Nyborg gerade dabei ist, die Freibeträge für Privatversicherungen abzuschaffen, um dadurch die öffentlichen Krankenkassen und deren Einrichtungen zu stützen, ist in diesem Zusammenhang für den „Ekspres“-Macher Michael Laugesen (Peter Mygind) ein gefundenes Fressen, die Premierministerin als Heuchlerin zu bezeichnen …
Mit dieser kurzen Zusammenfassung sind nicht mal annähernd all die Themen angerissen, die in den zehn „Borgen“-Folgen Gegenstand hitziger Diskussionen, nächtelanger Verhandlungen, hinterhältiger Intrigen, privater Rückschläge und persönlicher Dilemmas sind. Den Drehbuchautoren dieser vielschichtigen Politserie gelingt es, all die Verquickungen auf der politischen Bühne, auf der privaten Ebene und im Medienzirkus so anschaulich darzustellen, dass deutlich wird, unter welchen Voraussetzungen politische Entscheidungen getroffen werden, wie Gesetze auf den Weg gebracht werden, welche Wünsche und Ansprüche der Koalitionspartner berücksichtigt werden müssen und wo auch einfach mal ein Machtwort gesprochen werden muss. Dabei wird auch thematisiert, ob Frauen, die gute Mütter sein wollen, auch gute Führungsfiguren sein können. Ebenso spannend wie die politischen Diskussionen, Verhandlungen und Krisen gestaltet sich bei „Borgen“ auch in der zweiten Staffel das Feld der ganz persönlichen Geschichten, so die reanimierte Beziehung zwischen Nyborgs Spin-Doctor Kasper Juul (Pilou Asbæk) und der ambitionierten Fernsehjournalistin Katrine Fønsmark (Birgitte Hjort Sørensen), die nach einem kurzen Zwischenspiel beim „Exspres“ wieder bei TV1 gelandet ist. Die einzelnen Folgen sind dabei so packend und kurzweilig inszeniert, dass man mit Spannung die Fortsetzung erwartet. Dabei sind nicht nur die Drehbücher äußerst gelungen, auch die schauspielerischen Leistungen liegen allesamt auf höchstem Niveau.
"Borgen - Gefährliche Seilschaften" in der IMDb

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