Thief - Der Einzelgänger

Bevor Michael Mann mit Filmen wie „Der letzte Mohikaner“, „Heat“, „Insider“ und „Collateral“ zu einem stilsicheren wie anerkannten Meister seines Faches avancierte und als Schöpfer der legendären Cop-Serie „Miami Vice“ Furore machte, inszenierte er 1981 mit „Thief“ sein bis heute weitaus weniger bekanntes Kinodebüt, das jetzt endlich durch MGM (OFDb Filmworks) in einer luxuriösen 5-Discs-Box seine verdiente Würdigung und adäquate Veröffentlichung erhält.
Neben seinem regulären Job als selbstständiger Autohändler legt Frank (James Caan) ebenso selbstständig als Meisterdieb Juwelen ein paar Dollar extra auf die hohe Kante. Dabei vertraut er einzig auf seinen Partner Barry (James Belushi). Doch als sein Hehler aus dem Fenster eines Hochhauses stürzt und damit Franks Anteil von über 180.000 Dollar, fordert Frank seinen Lohn an anderer Stelle ein und lernt so Gangsterboss Leo (Robert Prosky) kennen. Er kann Frank gegen seine Überzeugung zu einer Auftragsarbeit überreden, die ihm eine Million Dollar einbringen soll. Da Frank ohnehin gerade plant, mit der Kellnerin Jessie (Tuesday Weld) ein bürgerliches Leben mit Familie und Adoptivkind zu führen, kommt ihm dieses Angebot gerade recht. Doch auf einmal bekommt es Frank mit der Polizei und auch Leos Leuten zu tun …
Bereits die Eröffnungsszene mit dem satten Regen, der sich über die Häuserschluchten in Chicago ergießt, weist den Weg in einen Film, der seine Wurzeln im Film Noir der 40er und 50er Jahre hat und diesen Einfluss in die stilisierten 80er Jahre transformiert. Mit Frank hat Michael Mann eine Figur geschaffen, die trotz ihrer abgeleisteten Gefängnisstrafe und krimineller Tätigkeit hohe moralische Maßstäbe anlegt und eine extrem selbstbewusste Coolness ausstrahlt. So setzt er alles daran, seinem väterlichen und sterbenskranken Freund Okla (Willie Nelson) zu ermöglichen, seine letzten Tage in Freiheit zu verbringen. Er ist der sympathische Antiheld, dem Mann konsequent mit seiner Kamera folgt.
Doch auch die Nebenfiguren faszinieren in Manns düsterem Thriller-Drama. Tuesday Weld („Es war einmal in Amerika“, „Falling Down“) bringt ein wenig weibliche Eleganz in die Männerwelt von „Thief“. Ihre Figur lässt sich auch nicht von Franks Geständnis, ein Gangster zu sein, davon abbringen, mit ihm eine Familie zu gründen. Vor allem überzeugt aber auch Robert Prosky („Practice – Die Anwälte“, „Dead Man Walking“) als jovial wirkender Gangsterboss, der alles für seine Leute tut, aber zu grausamer Härte fähig ist, wenn die Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen. Darüber hinaus etabliert Michael Mann Chicago quasi als weiteren Hauptdarsteller, wenn er das urbane Leben in vielen stimmigen Facetten einfängt, von den Hochhäusern über die Bar, in der Frank seine wichtigen Anrufe entgegennimmt, bis zu den schicken Wohnhaussiedlungen in den Vororten. Neben der stimmungsvollen Inszenierung überzeugt auch der hypnotisch treibende Score von Tangerine Dream, die auch Manns nachfolgenden Film „Die unheimliche Macht“ vertonen durften. Die 5-Disc-Box, die MGM/OFDb Filmworks nun veröffentlicht, enthält die originale Kinofassung von 1981 und den Director’s Cut von 2014 jeweils auf DVD und Blu-ray. Das Bonus-Material mit einer Dokumentation über Regisseur Michael Mann, einem neuen Interview mit James Caan und einer ausführlichen Analyse des Films mit dem Kritiker F.X. Feeney ist auf einer zusätzlichen DVD untergebracht. Abgerundet wird das schicke Package durch ein Mini-Filmposter und ein 16-seitiges Booklet, in dem Prof. Dr. Marcus Stiglegger den filmhistorischen Wert von „Thief“ würdigt.
"Thief - Der Einzelgänger" in der IMDb

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