Kill Your Friends

Bereits mit seinem Romandebüt „Music from Big Pink“ hat der schottische Autor John Niven über das geschrieben, womit er sich am besten auskennt, nämlich über die Musikszene. Weitaus bissiger ist das ebenfalls 2005 veröffentlichte Nachfolgewerk „Kill Your Friends“ ausgefallen, das gnadenlos mit der Musikbranche abrechnet. Zur Verfilmung schrieb der ehemalige A&R-Manager auch gleich das Drehbuch und sorgt so dafür, dass zumindest die Quintessenz seiner blutig-bissigen Satire in der Adaption durch Owen Harris bewahrt bleibt.
Auf dem Höhepunkt der Brit-Pop-Welle ist der ehrgeizige A&R-Manager Steven Stelfox (Nicholas Hoult) auf der Suche nach dem nächsten großen Hit. Das macht er nicht, um wirklich gute Musik unter die Leute zu bringen, sondern um vielmehr seine Position im Kampf um den nächsthöheren Posten zu stärken, und das gelingt eben nur, wenn er seiner Firma auch ordentlich Geld in die Kassen spült. Doch anno 1997 ist der große Boom in der Musikszene längst vorbei. Wenn sich eine Investition nicht bezahlt macht, wird nicht nur der Act abgeschossen, auch der Job des Artists & Repertoire-Managers hängt vom Erfolg oder Misserfolg eines Deals ab.
Als einer von Stevens Kollegen nach einer kolossalen Fehlinvestition von selbst das Weite sucht und nicht Steven, sondern sein ständig zugekokster Kumpel Waters (James Corden) befördert wird, schlägt Steven seinen Konkurrenten nach den BritAwards und einer privaten Koks-Party kurzerhand tot und darf probehalber dessen Job ausfüllen. Allerdings steht Stelfox nun noch mehr unter Erfolgsdruck. Auf der MIDEM in Cannes spielt ihm sein deutscher Kollege Rudi (Moritz Bleibtreu) einen Dance-Hit vor, mit dem er in seiner Firma zu punkten hofft, und auch die schwedische Band The Lazies klingt vielversprechend. An der ist allerdings auch sein erfolgsverwöhnter Konkurrent Parker Hall (Tom Riley) dran …
Der als Ich-Erzähler eingesetzte Protagonist Steven Stelfox macht keinen Hehl daraus, was er von der Musikbranche hält. Offensichtlich treiben sich hier nur Volltrottel herum, die mit Koks nur so um sich schmeißen, von Musik aber keine Ahnung haben. Mit Talent oder Kunst hat der Erfolg eines Künstlers also nichts zu tun, eher mit Glück, das von der Laune des A&R-Managers abhängig ist. Konsequent beschreiben Regisseur Harris und Autor Niven die Musikbranche als verlogene, selbstverliebte Partyzone, in der allein das Geld regiert. Entsprechend ätzend fallen Stelfox‘ Off-Kommentare oder direkte Zuschauer-Ansprachen aus. Seine hedonistische Lebensweise und sein ätzender Blick auf seine Umwelt machen Stelfox zu einem durchaus charismatischen, wenn auch widerlichen Protagonisten, der so auch für die schwarzhumorige Essenz von „Kill Your Friends“ verantwortlich zeichnet.
Nicholas Hoult („Warm Bodies“, „Mad Max: Fury Road“) füllt diese Rolle großartig aus, und auch die Nebenrollen machen ihre Sache gut. Mit der großartigen Romanvorlage kann die filmische Adaption nicht mithalten, aber sie unterhält mit ätzendem Humor und einem coolen Soundtrack, der die 90er noch mal aufleben lässt (Blur, Oasis, The Prodigy, Radiohead). 
"Kill Your Friends" in der IMDb

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