Der Tatortreiniger - Staffel 5

Seit 2011 sorgt Bjarne Mädel als Heiko „Schotty“ Schotte in der NDR-Produktion „Der Tatortreiniger“ nach Gewaltverbrechen wieder für Sauberkeit und begegnet an seinen Arbeitsorten, „wo sich andere vor Entsetzen übergeben“, Freunden, Hinterbliebenen, Geschäftsinhabern und anderen Mitmenschen, die meist unmittelbar mit den Verstorbenen zu tun hatten. Die fünfte Staffel mit den Folgen 19 bis 24 ist wiederum nach Drehbüchern von Mizzy Meyer entstanden, von „Stromberg“-Regisseur Arne Feldhusen inszeniert worden und jetzt über NDR – Letterbox Filmproduktion/Studio Hamburg auf einer DVD/Blu-ray erhältlich.
Wie bereits in den vorangegangenen Folgen geht es nur vordergründig um das Saubermachen von oft grotesk blutbesudelten Tatorten. Im Zentrum jeder 25-minütigen Episode stehen Schottys Begegnungen mit den Menschen, die an den Tatorten die letzten Angelegenheiten des Verstorbenen regeln oder anderweitig mit den Toten zu tun haben. So bekommt es Schotty in „Bestattungsvorsorge“ mit den geschäftstüchtigen Bestattern Lukas und Heiner zu tun, die dem Tatortreiniger für 7,99 Euro im Monat eine Sterbeversicherung andrehen wollen, was zu einer Grundsatzdiskussion über den Tod, die Hinterbliebenen und Trauer führt.
In „Das freie Wochenende“ hat es der Tatortreiniger mit einer beruflich total eingespannten Frau (Annika Meier) zu tun, die nicht nur die Beerdigung ihres Schwiegervaters organisieren, sondern sich auch um einen bevorstehenden Kongress, die kriselnde Ehe und ihre vierjährige Tochter kümmern muss. Als Schotty eine Eisdiele von den Spuren des ermordeten Besitzers säubert, drängt ein autistischer Gast (Björn Meyer) ins Geschäft, weil er jeden Sonntag um diese Zeit sein „Pfirsich-Melba“-Eis einnimmt. Entsprechend verstört reagiert er auf die Tatsache, dass er nun unerwartet vor verschlossener Tür steht. Schotty erbarmt sich allerdings, bereitet dem verunsicherten jungen Mann sein Eis zu und findet sich schließlich in einem defekten Kühlraum wieder, aus dem er nicht mehr herauskommt.
So richtig philosophisch wird es in „Anbieterwechsel“, als Schotty in einer Vermittlungsagentur für religiöse Angelegenheiten sauber macht. Mit der Inhaberin diskutiert Schotty lebhaft über verschiedene Glaubensrichtungen, Vorstellungen über das Jenseits und die Motivationen der Menschen, sich für religiöse Konzepte zu begeistern. „E.M.M.A. 206“ stellt eigentlich den Traum eines jeden Mannes dar: In dem Biotechnologie-Institut, in das Schotty gerufen wird, wurde der Prototyp einer hübschen Frau entwickelt, die sich problemlos in den Schweigemodus schalten lässt. Natürlich kommen hier auch grundlegende Fragen rund um die künstliche Intelligenz und menschliche Emotionen ins Spiel.
Und schließlich begegnet Schotty in „Freunde“ seinem alten Kumpel Dennis wieder, der sich damals 500 Mark von Schotty pumpen musste, um die Miete bezahlen zu können, stattdessen aber in Aktien investierte und mittlerweile schwerreich ist. Bei den nostalgischen Erinnerungen sorgen die 500 Euro allerdings für eine Grundsatzdiskussion über Geld und Freundschaft, an der auch die anderen Kumpels von damals teilnehmen.
In der 5. Staffel von „Der Tatortreiniger“ darf wieder ebenso geschmunzelt wie nachgedacht werden. Aus teils absurden Situationen aus Schottys Arbeitsalltag entstehen Dialoge voller Wortwitz und Tiefgang, die existentielle Fragen des Lebens und des Todes berühren. Bjarne Mädel, der als schusseliger Ernie in „Stromberg“ bekannt geworden ist, stellt die perfekte Besetzung für den sympathischen, pragmatisch veranlagten und voll im Leben stehenden Tatortreiniger dar und darf sich über prominente Darsteller an seiner Seite freuen, die in den kammerspielartig inszenierten Einzelepisoden ebenso glänzen wie die Hauptfigur. Das ist einfach grandiose Fernsehunterhaltung!
"Der Tatortreiniger" in der IMDb

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