Zulu

Seit Richard Attenboroughs gefeierten Apartheids-Drama „Schrei nach Freiheit“ aus dem Jahre 1987 ist das Interesse internationaler Filmemacher an den politischen und sozialen Brandherden in Südafrika ungebrochen, wie zuletzt auch Justin Chadwicks starkes Biopic „Mandela: Der lange Weg zur Freiheit“ (2013) oder Clint Eastwoods „Invictus – Unbezwungen“ (2009) eindrucksvoll demonstriert haben.
Doch auch das Action-Genre hat Südafrika für sich entdeckt. Nach Neill Blomkamps Science-Fiction-Thriller „District 9“ (2009) präsentiert der französische Drehbuchautor und Regisseur Jérôme Salle mit „Zulu“ einen knallharten Cop-Thriller, in dem die gesellschaftlichen Probleme ganz moderne Züge angenommen haben.
Dass er als Kind zusammen mit seiner Mutter nur knapp den mörderischen Inkatha-Milizen entkommen ist, verfolgt Ali "Zulu" Sokhela (Forest Whitaker) noch immer. Als Chef der Mordkommission in Kapstadt versucht er gemeinsam mit seinem jungen und aufbrausenden Kollegen Brian Epkeen (Orlando Bloom), die wachsende Kriminalität und Brutalität in den von den Gangs beherrschten Townships einzudämmen. Als eine junge Studentin ermordet aufgefunden wird, bekommen die beiden unterschiedlichen, aber gut miteinander auskommenden Cops mit dem zartbesaiteten Anzugträger Dan Fletcher (Conrad Kemp) weitere Unterstützung in einem Fall, der die Ermittler mit einer neuen Designer-Droge bekannt macht, die vor allem bei schwarzen Kindern zu unvermittelten Aggressionsschüben und Selbstmorden führt. 
Jérôme Salle legte bereits mit den Comic-Adaptionen von „Largo Winch“ und dem Agenten-Thriller „Fluchtpunkt Nizza“ stilsicher inszenierte Werke vor, die er für seinen 2013 entstandenen Film „Zulu“ um eine politische Dimension erweitert hat. Tatsächlich sind ihm gerade die Szenen in den von Armut, Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit geprägten Townships besonders gut gelungen. Weniger überzeugend sind dagegen seine Hauptfiguren gezeichnet, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber sehr schablonenhaft wirken.
Hollywood-Schönling Orlando Bloom („Herr der Ringe“, „Fluch der Karibik“) darf als abgerissener Cop, der wegen seiner unzähligen Affären letztlich auch seine Frau an einen prominenten Zahnarzt verloren hat und sich davor drückt, seinem mittlerweile erwachsenen Sohn die Alimente zu zahlen, immer mal wieder ordentlich über die Stränge schlagen. Charakter-Darsteller Forest Whitaker („Ghost Dog“, „Der letzte König von Schottland“) kümmert sich als ambitionierter Kripo-Chef auch rührend um seine sozial engagierte Mutter und sucht regelmäßig eine Prostituierte auf, um die Dämonen seiner Vergangenheit zu betäuben. Und die Bösewichte sind fast schon genretypisch eindimensional vereinfacht.
Von der etwas platten Charakterisierung abgesehen, bietet „Zulu“ allerdings gut gespielten und handwerklich solide inszenierte Krimi-Action mit gesellschaftskritischen Untertönen sowie ein Finale, in dem dann doch deutlich wird, dass Sokhela mit den Gräueln seiner Vergangenheit noch nicht abgeschlossen hat.
"Zulu" in der IMDb

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