True Confession - Fesseln der Macht

Wenn zwei renommierte Charakter-Darsteller wie Robert De Niro und Robert Duvall in einem Film die beiden Hauptrollen spielen, kann dabei eigentlich nur Gutes herauskommen, zumal wir noch von den 1980er Jahren sprechen, als De Niro „Wie ein wilder Stier“, „Es war einmal in Amerika“ und „Angel Heart“ abgedreht hatte. In Ulu Grosbards 1981 inszenierter Adaption von John Gregory Dunnes Roman „True Confessions“ sind die beiden Schauspieler-Größen als scheinbar ungleiche Brüder zu sehen, die ganz unterschiedliche Stellungen in der Gesellschaft innehaben und in einen grausamen Mord an einer Prostituierten verwickelt sind.
Als LAPD-Detective Thomas Spellacy (Robert Duvall) den Mord an einer Prostituierten aufklären soll, die sauber in zwei Hälften geteilt und achtlos auf freiem Gelände abgelegt worden ist, führt ihn die Spur ausgerechnet zu seinem Bruder, den katholischen Priester Des Spellacy (Robert De Niro). Als rechte Hand des Kardinals verwaltet er nämlich die Finanzen des Bistums und setzt sich in den oberen Gesellschaftskreisen dafür ein, dass Schulen und Krankenhäuser, die im Auftrag der Kirche gebaut werden, zu günstigen Konditionen entstehen. Davon profitiert vor allem der wohlhabende wie wohltätige Unternehmer Jack Amsterdam (Charles Durning), der in der Regel den Zuschlag für die Bauprojekte erhält. Doch als Des erfährt, dass Jack Umgang mit der als „trampende Jungfrau“ bekannten Prostituierten gepflegt haben soll, gerät er in einen Gewissenskonflikt, von dem sich auch sein Bruder nicht freisprechen kann, denn er hat früher Schmiergelder von Jack eingesteckt …
Der beim Time Magazine arbeitende Journalist John Gregory Dunne hat sich für seinen Roman „True Confessions“ vor allem von dem realen „Black Dahlia“-Fall inspirieren lassen, bei dem eine Frau im Januar 1947 schrecklich zugerichtet im Leimert Park in Los Angeles aufgefunden wurde. James Ellroy hat diesen bis heute ungeklärten Mord in seinem Thriller „Black Dahlia“ (1987) aufgegriffen, der 2006 von Brian De Palma verfilmt wurde.
Aber auch der real existierende Monsignore Benjamin Hawkes erwies sich mit seinem zunehmenden Einfluss, den er durch die Verbindungen mit Architekten und einflussreichen Bauherren pflegte, als wichtige Inspiration für ein Thriller-Drama, in dem es Gosbard weniger um die Aufklärung eines brutalen Verbrechens ging, sondern um die Frage von Schuld und Sühne, um den Missbrauch gesellschaftlicher Macht und Verantwortung. Das Drama gewinnt vor allem durch die differenzierte Darstellung der Charaktere, deren Schattenseiten sich erst nach und nach im Laufe der hartnäckigen Ermittlungen offenbaren. Als früherer Cop bei der Sittenpolizei ist Thomas Spellacy der moralische Verfall in der Großstadt wohlvertraut. Dass ihm auch beim Morddezernat immer wieder das Temperament durchgeht, kommt in den höheren Kreisen, in denen sich sein Bruder bewegt, allerdings nicht so gut an.
Sowohl De Niro als auch Duvall, die zunächst für die jeweils andere Rolle besetzt werden sollten, gehen in ihren Figuren wunderbar auf. Was den Film nach wie vor sehenswert macht, ist die großartig von Kameramann Owen Roizman („Der Exorzist“, „Wyatt Earp – Das Leben einer Legende“) eingefangene Atmosphäre der 1940er Jahre, der einfühlsame Score von Georges Delerue („Platoon“, „Magnolien aus Stahl“) und das geschickt arrangierte Geflecht von Korruption in Kirche, Wirtschaft und Politik. Nun erscheint dieses – leider -fast vergessene Kleinod von United Artists/MGM durch Justbridge als hochwertiges Mediabook mit DVD, Blu-ray und Booklet. 
"True Confessions - Fesseln der Macht" in der IMDb

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