Die purpurnen Flüsse - Die Serie

Bereits mit seinem zweiten Roman „Die purpurnen Flüsse“ avancierte der Franzose Jean-Christophe Grangé zu einem Bestseller-Autor, dem die ebenso erfolgreiche Filmadaption des Buches im Jahr 2000 durch Mathieu Kassovitz mit Jean Reno, Vincent Cassel und Nadia Farès in den Hauptrollen zusätzliche Popularität verlieh. Die Fortsetzung fiel trotz Reno in der erneuten Verkörperung des eigenwilligen Ermittlers Pierre Niémans bei Kritik und Publikum durch, doch das hielt Grangé nicht davon ab, das Konzept von „Die purpurnen Flüsse“ zu weiteren vier Fällen auszubauen, die in je zwei Folgen aufgeteilt zunächst im Programm des ZDF liefen und nun auf DVD und Blu-ray erhältlich sind. Doch die insgesamt acht Folgen konzentrieren sich zu sehr auf das scheinbar Mysteriöse der brutalen Morde und lassen eine spannungsreiche Dramaturgie ebenso vermissen wie eine Profilierung der Figuren.
Pierre Niémans (Oliver Marchal) war einst der Ausbilder von Camille Delauney (Erika Sainte) und arbeitet nun mit ihr im „Zentralbüro für Gewaltverbrechen“ zusammen, das immer dann bei den Ermittlungen hinzugezogen wird, wenn die örtlichen Polizeikräfte mit den unerklärlich brutalen Todesfällen und ihrer Aufklärung überfordert sind. So wird Niémans in „Melodie des Todes“ von einem ehemaligen Kollegen um Hilfe gebeten, doch als der Ermittler im Kloster eintrifft, wo sein alter Freund nun lebt, stirbt dieser in seinen Armen. „Die Schlange und das Schwert“ sind die letzten Worte, die der Mönch noch von sich geben kann, bevor Niémans feststellt, dass der Tote nicht nur eine offene Bauchwunde, sondern auch eine verbrannte Hand hatte. Bei seinen Ermittlungen, die er mit Camille anstellt, erfährt Niémans, dass das Kloster berühmt für seine Aufarbeitung musiktheoretischer Schriften aus dem Mittelalter ist und auf der Hand des Toten ein geheimer Code in Noten tätowiert war. Es stirbt noch ein weiterer Mönch unter ähnlich grausamen Bedingungen, aber auch junge Mädchen werden tot aufgefunden …
In „Tag der Asche“ wird der Führer einer religiösen Gemeinschaft in den Trümmern eines Kirchengewölbes aufgefunden, das gerade instandgesetzt worden ist. Da sich im Mund des Toten ein Stein befindet, glaubt Niémans nicht an einen Unfall. Währenddessen hat sich Camille als Weinpflückerin unter die Gemeinschaft gemischt und versucht von innen heraus an Erkenntnisse zu dem Mord zu gelangen. Doch als ihre Tarnung auffliegt, schwebt sie selbst in akuter Lebensgefahr. „Kreuzzug der Kinder“ handelt von dem Fund einer abgetrennten Kinderhand und mehreren vergewaltigten und getöteten Frauen, deren Spuren zu einem Kinderheim führen, das in den 1990er Jahren wegen Kindesmissbrauch in die Schlagzeilen geraten war …
„Die letzte Jagd“ führt Niémans und Camille an die deutsch-französische Grenze, wo die adlige Familie von Geyersberg eine Pirsch ausrichtet, die aber für ein Familienmitglied tödlich endet. Seine Leiche wird nackt und ausgeweidet, mit abgetrenntem Kopf und Stock im Mund aufgefunden. Niémans geht zunächst von einem Rachemotiv aus, stößt dann aber auf einen alten Fluch, der auf der Familie lastet.
Schon die ersten Einstellungen jeder der vier Fälle machen deutlich, worum es Grangé und den Filmemachern in der Serienadaption von „Die purpurnen Flüsse“ geht, denn der Einstieg erfolgt stets mit dem mysteriösen Tatbestand, den Niémans und Camille zu untersuchen haben. Effekthascherei mit rituell oder mystisch anmutenden Motiven wird hier groß geschrieben. Da spielen zwar rituelle und folkloristische Hintergründe durchaus eine Rolle, doch am Ende sind es doch ganz gewöhnliche Menschen mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Motiven. Das ist bei „Melodie des Todes“ noch ganz interessant, nimmt aber bei den nachfolgenden Fällen zunehmend konstruiertere Züge an, so dass sich Niémans und Camille vor allem die Zeit damit vertreiben, die örtlichen Behörden vor den Kopf zu stoßen und auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei stört nicht nur, dass nahezu keine Zeit darauf verwendet wird, das an sich interessante Ermittler-Duo näher vorzustellen, und sich stattdessen darauf beschränkt, Niémans als unsympathisch schroffen Egomanen zu etablieren, während Camille doch mal ein Lächeln zustande bringt und die Wogen zu glätten vermag, die Niémans schlägt. Auch die Art, wie die Auflösung der Fälle und die Identifizierung der Täter erst ganz zum Ende hin wie das Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden, schadet der dramaturgischen Wirkung und Glaubwürdigkeit. Das wird gerade in „Die letzte Jagd“ deutlich, als sich sowohl Niémans als auch Camille jeweils auf nicht nachvollziehbare amouröse Abenteuer einlassen. So bietet „Die purpurnen Flüsse“ zwar interessante Fälle, aber nur wenig Spannung und Entwicklungspotenzial für die Figuren.
"Die purpurnen Flüsse" in der IMDb

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