Tideland
Mit Klassikern wie „Brazil“ (1985) und „12 Monkeys“ (1995) hat sich Monty-Python-Gründungsmitglied Terry Gilliam als einer der visionärsten Filmemacher etabliert, der sich in seinen Filmen immer wieder im reichen Fundus der Märchen- und Mythenwelt bedient. Nachdem er bereits in „Time Bandits“ die Flucht eines Kindes aus der Realität in die Welt der Fantasie als irrwitziges Historienspektakel inszeniert hatte, legte er 2005 mit „Tideland“ eine intimere Variante vor, die im Gesamtwerk des multidisziplinären Künstlers allerdings zu den weniger berauschenden Arbeiten zählt.
Die elfjährige Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) geht recht gelassen mit der Drogenabhängigkeit ihrer Eltern um. Nachdem seine Frau keuchend an einer Überdosis von dieser Welt abgetreten ist, zieht Noah (Jeff Bridges) mit seiner Tochter zurück in seine texanische Heimat, wo er sich aber nach Jeliza-Roses gekonnter Unterstützung ebenfalls in den Drogenhimmel verabschiedet. Während ihr Daddy in seinem Schaukelstuhl langsam verwest und die Fliegen anzieht, geht für das nun zur Vollwaise gewordene Mädchen das Leben wie gewohnt weiter. Sie spricht mit den auf ihren Zeigefingern aufgesteckten Puppenköpfen und freundet sich mit dem geistig zurückgebliebenen Dickens (Brendan Fletcher) an, der mit der halb erblindeten Gunhilda (Jennifer Tilly) in der Nachbarschaft zusammenlebt, wo die mumifizierten Toten, die sie hergerichtet hat, ebenfalls zur Familie gehören. In dieser kuriosen Welt voller skurriler Figuren scheint Jeliza-Rose kaum eine Chance auf ein normales Leben zu haben …
Von dem ehemaligen „Mad“-Texter und -Illustrator Terry Gilliam darf man auch nach seinem Durchbruch in Hollywood keine konventionelle Kinokost erwarten. Nach seiner Verfilmung von Hunter S. Thompsons Roman „Angst und Schrecken in Las Vegas“ präsentierte Gilliam sieben Jahre später mit „The Brother Grimm“ und „Tideland“ gleich zwei ganz unterschiedliche Trips in märchenhafte Welten, wobei „Tideland“ wie eine düstere, verstörende Variante von „Alice im Wunderland“ wirkt.
Mit einem überschaubaren Ensemble und für Gilliam-Verhältnisse fast schon minimalistischen Kulissen erzählt der Film von den Erlebnissen eines jungen Mädchens, das innerhalb kürzester Zeit den Tod seiner drogensüchtigen Eltern verdauen und fortan auf sich allein gestellt leben muss. Jeliza-Rose verfügt dabei über eine so rege Fantasie, dass sie gar keine Trauer über den Verlust ihrer Eltern verspürt. Stattdessen tut sie so, als halte ihr Daddy nur ein sehr langes Nickerchen, und behandelt die vier Puppenköpfe, mit denen sie abwechselnd plaudert, wie eigenständige Persönlichkeiten.
Mit dem geistig gehandicapten Dickens verbindet sie eine fast romantische Beziehung, in der auch keusche Küsse ausgetauscht werden, und durch die diabolisch wirkende Gunhilda bekommt sie auch einen Einblick in andere sexuelle Tätigkeiten, auch wenn sie diese noch nicht einzuordnen vermag. Im Gegensatz zur Dramaturgie konventionell erzählter Geschichten bietet „Tideland“ allerdings weder Spannungsmomente noch eine nachvollziehbare Entwicklung der Figuren. Der Film setzt mit den letzten Momenten, den die junge Protagonistin mit ihren Eltern erlebt, ein und reiht anschließend nur die Episoden ihrer Rollenspiele und Erlebnisse mit Dickens und Gunhilda aneinander. Dabei bietet Jeff Bridges („König der Fischer“, „Fearless“) in den wenigen Szenen nicht nur eine starke Performance, die an seine Rolle in „The Big Lebowski“ erinnert, aber vor allem Jodelle Ferland („Silent Hill“, „Fall 39“) sorgt mit ihrer authentisch wirkenden Darstellung dafür, dass das märchenhafte Gilliam-Ambiente voll zur Entfaltung kommen kann.
Die eigenwillige Kameraführung und die immer wieder eingestreuten fantasiereich gestalteten Sets machen „Tideland“ bei allen Längen zu einem ungewöhnlichen Märchenfilm, der auf düster-verschrobene Weise mit kindlichen Ängsten umgeht.
"Tideland" in der IMDb
Die elfjährige Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) geht recht gelassen mit der Drogenabhängigkeit ihrer Eltern um. Nachdem seine Frau keuchend an einer Überdosis von dieser Welt abgetreten ist, zieht Noah (Jeff Bridges) mit seiner Tochter zurück in seine texanische Heimat, wo er sich aber nach Jeliza-Roses gekonnter Unterstützung ebenfalls in den Drogenhimmel verabschiedet. Während ihr Daddy in seinem Schaukelstuhl langsam verwest und die Fliegen anzieht, geht für das nun zur Vollwaise gewordene Mädchen das Leben wie gewohnt weiter. Sie spricht mit den auf ihren Zeigefingern aufgesteckten Puppenköpfen und freundet sich mit dem geistig zurückgebliebenen Dickens (Brendan Fletcher) an, der mit der halb erblindeten Gunhilda (Jennifer Tilly) in der Nachbarschaft zusammenlebt, wo die mumifizierten Toten, die sie hergerichtet hat, ebenfalls zur Familie gehören. In dieser kuriosen Welt voller skurriler Figuren scheint Jeliza-Rose kaum eine Chance auf ein normales Leben zu haben …
Von dem ehemaligen „Mad“-Texter und -Illustrator Terry Gilliam darf man auch nach seinem Durchbruch in Hollywood keine konventionelle Kinokost erwarten. Nach seiner Verfilmung von Hunter S. Thompsons Roman „Angst und Schrecken in Las Vegas“ präsentierte Gilliam sieben Jahre später mit „The Brother Grimm“ und „Tideland“ gleich zwei ganz unterschiedliche Trips in märchenhafte Welten, wobei „Tideland“ wie eine düstere, verstörende Variante von „Alice im Wunderland“ wirkt.
Mit einem überschaubaren Ensemble und für Gilliam-Verhältnisse fast schon minimalistischen Kulissen erzählt der Film von den Erlebnissen eines jungen Mädchens, das innerhalb kürzester Zeit den Tod seiner drogensüchtigen Eltern verdauen und fortan auf sich allein gestellt leben muss. Jeliza-Rose verfügt dabei über eine so rege Fantasie, dass sie gar keine Trauer über den Verlust ihrer Eltern verspürt. Stattdessen tut sie so, als halte ihr Daddy nur ein sehr langes Nickerchen, und behandelt die vier Puppenköpfe, mit denen sie abwechselnd plaudert, wie eigenständige Persönlichkeiten.
Mit dem geistig gehandicapten Dickens verbindet sie eine fast romantische Beziehung, in der auch keusche Küsse ausgetauscht werden, und durch die diabolisch wirkende Gunhilda bekommt sie auch einen Einblick in andere sexuelle Tätigkeiten, auch wenn sie diese noch nicht einzuordnen vermag. Im Gegensatz zur Dramaturgie konventionell erzählter Geschichten bietet „Tideland“ allerdings weder Spannungsmomente noch eine nachvollziehbare Entwicklung der Figuren. Der Film setzt mit den letzten Momenten, den die junge Protagonistin mit ihren Eltern erlebt, ein und reiht anschließend nur die Episoden ihrer Rollenspiele und Erlebnisse mit Dickens und Gunhilda aneinander. Dabei bietet Jeff Bridges („König der Fischer“, „Fearless“) in den wenigen Szenen nicht nur eine starke Performance, die an seine Rolle in „The Big Lebowski“ erinnert, aber vor allem Jodelle Ferland („Silent Hill“, „Fall 39“) sorgt mit ihrer authentisch wirkenden Darstellung dafür, dass das märchenhafte Gilliam-Ambiente voll zur Entfaltung kommen kann.
Die eigenwillige Kameraführung und die immer wieder eingestreuten fantasiereich gestalteten Sets machen „Tideland“ bei allen Längen zu einem ungewöhnlichen Märchenfilm, der auf düster-verschrobene Weise mit kindlichen Ängsten umgeht.
"Tideland" in der IMDb
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