Der Kampf auf der Insel
Um sich von ihrem unliebsamen „Sissi“-Image zu lösen, sah Romy Schneider keine andere Möglichkeit, als ihrem damaligen Liebhaber Alain Delon nach Frankreich zu folgen und dort eine neue Filmkarriere zu starten. Ihre erste Rolle erhielt sie dort in „Der Kampf auf der Insel“ (1962), dem Regiedebüt von Alain Cavalier, dessen Mentor Louis Malle den Film nicht nur produzierte, sondern der auch seine Privaträume für die Dreharbeiten zur Verfügung stellte.
Inhalt:
Der hitzköpfige Clément (Jean-Louis Trintignant) ist mit der attraktiven Anne (Romy Schneider) verheiratet und Mitglied der rechtsradikalen Organisation „Gruppe der Dreizehn“, wo er dem Anführer Serge (Pierre Asso) umso blinder folgt, je mehr er von seinen Mitmenschen gemieden wird. Erst trennt sich Anne nach einem seiner Wutanfälle von ihm, dann wirft ihn auch sein Vater, ein Fabrikant, aus dem Betrieb. So lässt sich Clément von Serge zu einem Attentat an dem Gewerkschaftsführer anstiften, doch offensichtlich wurde das mutmaßliche Opfer von einem Insider gewarnt. Anne und Clément finden Obhut bei seinem Jugendfreund Paul (Henri Serre).
Der junge Buchdrucker bewohnt als Eremit eine idyllische Mühle auf einer Seine-Insel, wo er nach dem Tod seiner Frau von der fürsorglichen Cécile (Diane Lepvrier) betreut wird. Als Clément erfährt, dass Serge das Theater um das Attentat inszeniert hat, will er ihn zur Rede stellen und reist ihm nach Südamerika nach. Währenddessen kommen sich Paul und Anne näher, nachdem der Buchdrucker Anne das Drehbuch seiner verstorbenen Frau geschenkt hat und so ihre Rückkehr auf die Theaterbühne fördert.
Nachdem Clément sein früheres Idol Serge in Rio de Janeiro ausfindig gemacht und erschossen hat, kehrt er nach Frankreich zurück, um mit Anne an frühere glückliche Zeiten anzuknüpfen, doch muss er von Anne erfahren, dass sie sich in Paul verliebt hat und von ihm ein Kind erwarte. Clément ist in seinen Grundfesten erschüttert, nach Serge hat ihn nun, wie er glaubt, auch seine Frau betrogen! Er will sich dafür an Paul rächen. Clément fordert Paul zu einem Pistolenduell auf der Insel heraus...
Kritik:
Alain Cavalier („Eine seltsame Reise“, „Thérèse“, „Libera me“), der bei Louis Malles Klassiker „Fahrstuhl zum Schafott“ (1958) als Regieassistent tätig gewesen war und das Drehbuch zu „Der Kampf auf der Insel“ verantwortete, ließ sich von den rechtsextremistischen Umtrieben der französischen Geheimorganisation OAS inspirieren, deren mörderische Machenschaften in den Jahren 1961 und 1962 ihren Höhepunkt fanden. Das angespannte politische Klima Anfang der 1960er Jahre in Frankreich bildet den Hintergrund für ein ungewöhnliches Dreiecksverhältnis, denn Clément und Paul waren bereits seit ihrer Jugend Freunde, schlossen Blutsbrüderschaft und leisteten gemeinsam in Algerien ihren Wehrdienst ab, doch als sie sich anschließend aus den Augen verloren, konnten sie kaum gegensätzliche Wege einschlagen.
Während der Fabrikantensohn Clément in Paris zum rechtsextremen Staatsfeind und Terroristen wurde, zog sich der liberale Paul aufs Land zurück und druckt pazifistische Manifeste und Flugblätter. Der Kampf der Ideologien spitzt sich durch die Rivalität um die Gunst der lebensfrohen Anne zu.
Cavalier lässt in seinem Schwarzweiß-Film die politischen Differenzen zunehmend außen vor, um sich ganz dem Kampf der beiden so unterschiedlichen Männer um Anne zu widmen. Das ist zwar sowohl von den beiden männlichen Kontrahenten Jean-Louis Trintignant („Z: Anatomie eines politischen Mordes“, „Drei Farben – Rot“) und Henri Serre („Jules und Jim“, „Das Irrlicht“) als auch Romy Schneider („Nachtblende“, „Trio Infernal“) überzeugend gespielt, aber die Inszenierung dieser politisch gefärbten Eifersuchtsgeschichte wirkt gelegentlich recht holprig und spannungsarm.
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