Wie Raubkatzen
René Clément hat sich schon mit seinen Frühwerken wie „Schienenschlacht“ (1946), „Das Boot der Verdammten“ (1947) und „Verbotene Spiele“ (1952) einen Namen als großartiger Handwerker gemacht, bevor seine fiebrige Patricia-Highsmith-Verfilmung „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960) sowohl ihm selbst als auch dem jungen Alain Delon in der Hauptrolle des Kleinganoven Tom Ripley den großen Durchbruch bescherte. Vier Jahre später arbeiteten Clément und Delon erneut zusammen und präsentierten mit „Wie Raubkatzen“ einen atmosphärisch dichten Psycho-Thriller, in dem die junge Jane Fonda („Barbarella“, „Klute“) zu ihrem überzeugenden Frankreich-Debüt kam.
Inhalt:
Der Playboy und Hochstapler Marc (Alain Delon) wird im Zimmer eines Luxushotels in Südfrankreich von den Handlangern eines New Yorker Mafiabosses empfangen, der als Rache für die Affäre mit seiner Frau den Kopf des Ehebrechers fordert. An der Cote D’Azur gelingt es Marc jedoch, seinen Häschern zu entwischen und in Nizza Unterschlupf in einer Gruppe von Obdachlosen unter der Obhut Pater Nielsons (Arthur Howard) zu finden. Dort lernt Marc die steinreiche, wohltätige Witwe Barbara (Lola Albright) und ihre Cousine Melinda (Jane Fonda) kennen. Barbara lädt den mittellosen, aber attraktiven Mann in ihre Villa ein, wo sie ihm einen Job als Chauffeur anbietet. Die beiden hübschen Frauen scheinen zwar nichts von seinen Verfolgern zu ahnen, trotzdem wundert sich Marc über die Gutmütigkeit, die ihm Barbara und Melinda entgegenbringen. Allerdings stellt er bald fest, dass die beiden Damen wohl selbst ein paar Geheimnisse pflegen.
Die Polizei hatte nämlich vor zwei Jahren gegen Barbara ermittelt, nachdem ihr steinreicher Ehemann ums Leben kam und ihr angeblicher Liebhaber spurlos verschwunden ist. Zwar ist sich Marc nach wie vor nicht sicher, welche Rolle ihm bei Barbaras geplanter Flucht nach Venezuela zukommt, doch beginnt er selbst, Barbara und Melinda gegeneinander auszuspielen…
Kritik:
Clément verfilmte mit „Wie Raubkatzen“ zwar den 1954 veröffentlichten Roman „Joy House“ von Day Keene, doch spielt die sehr konstruierte Krimihandlung eine eher untergeordnete Rolle in dem Psychothriller, der ganz auf die undurchsichtigen Beziehungen und Pläne von Barbara und Melinda auf der einen Seite, von Barbaras versteckt gehaltenen Geliebten und dem Playboy Marc auf der anderen Seite ausgerichtet ist, vor allem auf die Dreiecksbeziehung zwischen den beiden miteinander konkurrierenden Damen aus reichem Hause und dem mittellosen, von skrupellosen Gangstern gejagten Playboy. Spätestens mit Marcs Ankunft in dem luxuriösen Anwesen von Barbara und Melinda beginnt ein doppelbödiges, perfides Spiel um das schonungslose Durchsetzen der jeweils eigenen Interessen. Selten hat sich so viel abgrundtiefe Bösartigkeit unter dem Mantel begnadeter Schönheit versteckt.
So unglaubwürdig der Krimiplot konstruiert ist, überzeugt „Les félins“, so der Originaltitel, in der Psychologisierung der Figuren. Lola Albright („Peter Gunn“, „Der Weg nach Westen“), Alain Delon („Der Swimming Pool“, „Der eiskalte Engel“) und Jane Fonda überzeugen als undurchsichtig agierende Egoisten, die zum Durchsetzen ihrer Interessen über Leichen gehen. Das ist wunderbar abgründig gespielt, perfekt von Henri Decaë („Fahrstuhl zum Schafott“, „Der eiskalte Engel“) in kontrastreichen Schwarzweiß-Bildern festgehalten und mit einem verführerischen Score von Lalo Schifrin („Mission: Impossible“, „Rush Hour“) versehen.
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