Spion zwischen zwei Fronten

Terence Young ist vor allem durch seine drei James-Bond-Abenteuer „Dr. No“ (1962), „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) und „Thunderball“ (1965) bekannt geworden, so dass es kaum verwundert, dass er im Anschluss an seine fruchtbare Bond-Phase mit „Spion zwischen zwei Fronten“ (1966) einen hochkarätig mit Stars wie Yul Brynner, Gert Fröbe, Trevor Howard und Romy Schneider besetzten Agenten-Film inszenierte, der nicht nur auf wahren Begebenheiten basierte, sondern mit Christopher Plummer auch einen smarten Hauptdarsteller präsentierte, der mit Charme und Finesse nicht nur Frauen zu betören verstand… 

Inhalt: 

Zusammen mit seinem „Chauffeur“, der mittels fingierter Fehlzündungen im nahe platzierten Auto für die Tarnung der Sprengung von Tresoren sorgt, ist Eddie Chapman (Christopher Plummer) für mehr als vierzig Bankraube der selbsternannten Gelignite-Gang verantwortlich. Ein Urlaub auf der Kanalinsel Jersey wird dem Playboy allerdings zum Verhängnis, als er in Gegenwart einer schönen Frau festgenommen und zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt wird. Als die deutsche Wehrmacht 1940 die Kanalinsel besetzt, bietet sich Chapman in der Hoffnung auf Freilassung den Deutschen als Agent an. Nach seiner Verlegung in ein französisches Gefängnis nehmen der für die Abwehr tätige Oberst Steinhäger (Gert Fröbe) und die in deutschen Diensten stehende schwedische „Komtess“ (Romy Schneider) Kontakt mit ihm auf. Er beginnt eine Affäre mit der französischen Gefangenen Paulette (Claudine Auger) und wird während eines unbefugten Aufenthaltes im Frauenblock gefasst. Es folgt eine vorgetäuschte Hinrichtung durch die Deutschen, um ihn mit der neuen Identität des deutschen Soldaten „Franz Graumann“ weiterleben zu lassen. Er wird zur geheimen „Dienststelle Ast“ unter Leitung von Oberst Baron von Grunen (Yul Brynner) gebracht. Chapman erkennt seine Chance und bietet sich diesem gegen einen hohen Devisenbetrag als Agent an, da er aufgrund seiner Englischkenntnisse und Gewandtheit für einen Spionageauftrag in England in Frage kommt. Oberst Steinhäger und der SS-Offizier Keller (Harry Meyen) sind misstrauisch. Chapman erhält eine relativ kurze, aber intensive und umfassende Spezialausbildung in Fallschirmspringen, Funkverkehr, Sprengstoffherstellung und -anwendung. 
Währenddessen beginnt die Komtess, auch auf Betreiben ihrer Vorgesetzten, eine Affäre mit ihm, in deren Verlauf die sehr begrenzte Loyalität beider gegenüber ihren Auftraggebern deutlich wird. Chapman wird im Rahmen seiner Ausbildung bei einer Razzia gegen die Résistance eingesetzt, bei der er wieder auf Paulette trifft, diese jedoch mit Hilfe der Komtess deckt. Auf Initiative von Steinhäger wird Chapman einem Test unterzogen, indem er bei einem vorgetäuschten Einsatz angeblich über britischem Boden abgesetzt wird, doch Chapman, der auf einem Bauernhof erkennt, dass er noch immer auf französischem Boden ist, durchschaut den Test gerade noch rechtzeitig, um sich kurz vor einer Verhaftung über Funk zu melden. Da seine Loyalität nun außer Frage steht, wird er per Fallschirm über England abgesetzt, um die Energieversorgung der Vickers-Flugzeugwerke zu sprengen. 
Doch Chapman bietet sich nun auch der britischen Abwehr, dem MI5, an und verrät zum Beweis seiner Redlichkeit die Frequenzen deutscher Spione in England, die er zuvor bei einer günstigen Gelegenheit aus dem unbesetzten Funkraum der Dienststelle Ast gestohlen hat. Mit dem Einverständnis der Briten täuscht er der deutschen Luftaufklärung schließlich die Sprengung vor. Der britische Geheimdienst verpflichtet ihn gegen Geld und die Zusicherung einer Amnestie dazu, nun als Doppelagent zu arbeiten… 

Kritik: 

Als versierter James-Bond-Regisseur weiß Terence Young, wie man selbst über 140 Minuten lang einen kurzweiligen Spionage-Film inszeniert. Bei „Spion zwischen den Fronten“ stand ihm zudem ein illustrer Cast zur Verfügung, bei dem die beiden wichtigsten weiblichen Darsteller – Romy Schneider und Claudine Auger – aber eher hübsches Beiwerk als tragende Rollen verkörpern. Ohnehin ist der Film ganz auf Christopher Plummer und seine Rolle als geschickt zwischen der deutschen Abwehr und dem britischen MI5 changierenden Doppelagenten Eddie Chapman ausgelegt, wobei Plummer durchaus einige James-Bond-Attitüden überzeugend ins Spiel bringt und wie Bond einen guten Schlag beim weiblichen Geschlecht besitzt. 
Young fokussiert sich bei der biografischen Darstellung von Eddie Chapman aber so sehr auf die Hauptfigur, dass der reale zeitgeschichtliche Hintergrund kaum thematisiert wird. Einzig die Täuschungsmanöver, mit denen beispielsweise die deutschen Bomber über London auf falsche Ziele gelenkt werden, und das fehlgeschlagene Hitler-Attentat, das zum Ende eine wichtige Rolle spielt, sorgen für einige authentische Momente, während die kurze Ausbildung, die Chapman als deutscher Spion genießen darf, das Special-Effect-Labor von M persifliert. 
Yul Brunner und Gert Fröbe auf der deutschen Seite und Trevor Howard auf der britischen für schauspielerische Glanzpunkte, ansonsten sind es eher die eindrucksvoll inszenierten Explosionen und die erotischen Intermezzi, die den sonst eher bedächtig inszenierten Plot antreiben. 

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