Powder Blue

Einige Tage vor Weihnachten kreuzen sich in Los Angeles die Schicksale ganz unterschiedlicher Menschen. Jack (Ray Liotta) kommt nach 25 Jahren aus dem Gefängnis und will nach seiner tödlichen Magenkrebsdiagnose die verbleibende Zeit nutzen, seine Tochter ausfindig zu machen. Von seinem ehemaligen Gauner-Kollegen Randall (Kris Kristofferson) bekommt er einen Koffer mit einem Haufen Bargeld und der Adresse eines Striptease-Clubs, wo Clubbesitzer Larry (Patrick Swayze in seiner letzten Kinorolle) seine Mädchen nicht nur tanzen, sondern sich selbst von ihnen auch gern mal einen Blow-Job verpassen lässt. 
Dort lernt Jack Rose (Jessica Biel) kennen, die nicht nur ihren entlaufenen Hund sucht, sondern auch alles verdiente Geld in die Behandlung ihres komatösen Sohnes Billy (Chandler Canterbury) stecken muss. Ihre Versuche, sich einen reichen Mann zu angeln, scheitern derweil kläglich. Dafür scheint Jack ihren Traum von einer Reise nach Paris erfüllen zu wollen, doch er will nicht die geringste Gegenleistung. Roses Hund ist dagegen von dem blutjungen Bestatter Owerty (Eddie Redmayne) angefahren worden und wird von ihm liebevoll gepflegt. Als eines Abends Charlie (Forest Whitaker) in seinem Büro auftaucht und ihm 50.000 Dollar dafür bietet, dass Owerty ihm ins Herz schießt, könnte damit der drohende Bankrott seines Unternehmens abgewendet werden. Doch Charlie trifft niemanden, der ihm diesen Gefallen tun will. Der ehemalige Priester hat es nicht verwinden können, dass er bei einem von ihm verursachten Autounfall seine Frau verloren hat. 
Ähnlich wie in „L.A. Crash“, „21 Gramm“ oder „Winged Creatures“ versucht Regisseur Timothy Linh Bui, das Schicksal verschiedener Menschen in einem Episodenreigen miteinander zu verbinden. Das gelingt ihm zwar nicht so effektiv, weil nicht jeder seiner Protagonisten unbedingt viele Berührungspunkte mit den anderen hat, auf der einen Seite hat er dabei recht coole, teils skurrile Charaktere geschaffen, wobei vor allem Ray Liotta als sterbenskranker Ex-Knacki überzeugt, der seine verlorene Zeit so gut wie möglich nutzen möchte. 
Andere Figuren wie Roses Zuhälter oder der todessehnsüchtige Ex-Priester wirken dagegen sehr konstruiert, ebenso die Art und Weise, wie sich die verlorenen Seelen begegnen und neue Hoffnungen in ihrem verkorksten Leben keimen. Wo die einzelnen Handlungsstränge schwächeln, überzeugen wenigstens die dunklen, nächtlichen Bilder und der atmosphärische Score von Didier Lean Rachou. „Powder Blue“ ist sicher kein großer Wurf, doch die souverän agierenden Darsteller, die düstere Fotografie und die passende musikalische Untermalung lassen über Schwächen des Drehbuchs auch mal hinwegsehen.  

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