Book of Blood

„Auch die Toten haben Straßen. Unbeirrbar durchschneiden die Bahnen ihrer Geisterzüge, ihrer Traumwaggons das Ödland hinter unserem Leben und befördern einen nicht enden wollenden Strom abgeschiedener Seelen.“ So beginnt Clive Barkers Kurzgeschichte „Das Buch des Blutes“, die den Auftakt von insgesamt sechs „Büchern des Blute“" bildete und den britischen Autoren als literarische Sensation feiern ließ. Tatsächlich avancierte Clive Barker als Initiator der „Splatterpunk“-Bewegung, jenes drastischen Horrors, der keine Grenzen mehr kannte und das Unvorstellbare in konkrete Worte kleidete. 
Auch wenn Clive Barker mit „Hellraiser“, „Nightbreed“ und „Lord of Illusions“ auch selbst Regie bei der Verfilmung seiner beeindruckenden Geschichten führte, überließ er es meist anderen, leider meist weniger talentierten Filmemachern, seine phantasievollen wie brutalen Storys auf Leinwand zu bannen. 
In „Book of Blood“ hat die Parapsychologin Mary Florescu (Sophie Ward), Autorin mehrerer erfolgreicher Bücher, ein neues Spukhaus ausfindig gemacht. Mit ihrem Assistentin Reg Fuller (Paul Blair) will sie das Treiben der Toten filmen. Ihr Student Simon McNeal (Jonas Armstrong), der über mediale Fähigkeiten verfügt, soll die Toten im obersten Stockwerk herbeirufen. Dort hinterließen sie bereits auf den Wänden ihre Spuren, schrieben mit ihrem Blut Namen, Geburts- und Sterbedaten ebenso wie Einkaufszettel. 
Erst als die Toten beginnen, ihre Geschichten in Simons Haut zu kritzeln, werden sich die Beteiligten der Gefahr bewusst, der sie sich hier ausgesetzt haben. 
Regisseur John Harrison hat sich bereits in den 80ern und 90ern mit Episoden zu „Tales from the Darkside“ und „Tales from the Crypt“ als Spezialist für das Horror-Genre einen Namen machen können, seitdem aber relativ wenig inszeniert, meist für das Fernsehen. Seine Adaption von Clive Barkers glänzend erzählter Geschichte „Das Buch des Blutes“ kann die Magie der literarischen Vorlage leider gar nicht einfangen. Die Protagonisten bieten nicht das geringst Identifikationspotenzial, die Tragweite der Story wird nicht ansatzweise zum Ausdruck gebracht, und die sinnlichen Verfänglichkeiten sind recht unmotiviert in Szene gesetzt. 
Einzig die wenigen Momente, in denen die überfüllten Straßen der Toten ins Bild kommen, lassen erahnen, was aus der Geschichte hätte gemacht werden können. So bleibt „Book of Blood“ eine holprige Horror-Mystery-Mär, die zu keinem Zeitpunkt zu fesseln vermag.  

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