Die Päpstin

Wirklich begeistert ist der strenggläubige Dorflehrer (Iain Glen) nicht, als seine heidnische Frau nach zwei Söhnen im Jahre 814 eine Tochter zur Welt bringt. Doch die aufgeweckte Johanna (Tigerlily Hutchinson) ist ein außergewöhnlich wissbegieriges Mädchen, das nicht nur die Heilkundekenntnisse ihrer Mutter in sich aufsaugt, sondern verbotenerweise von ihrem älteren Bruder Matthias (Sandro Lohmann) auch Lesen und Schreiben sowie die Schriften der Bibel lernt. 
Als der Gelehrte Aesculapius (Edward Petherbridge) die zehnjährige Johanna (Lotte Flack) kennenlernt, ist er dermaßen von ihren intellektuellen Fähigkeiten begeistert, dass er sie zwar nicht mit zur Domschule nehmen kann, sie aber privat unterrichtet. Er sorgt später dafür, dass sie schließlich doch an die Domschule in Dorstadt kommt und im Haus des zuvorkommenden Grafen Gerold (David Wenham) wohnen darf. Zwar hat sie als einziges Mädchen einen schweren Stand in der Schule, doch überragt sie mit ihren Fähigkeiten alle Jungs ihres Jahrgangs. Als die Normannen in die Stadt einfallen, zieht der Graf in den Krieg, Johanna - nun eine junge Frau (Johanna Wokalek) - flieht als Mann verkleidet ins Kloster von Fulda, wo sie sich mit ihren medizinischen Kenntnissen schnell einen guten Ruf erwirbt, der bis nach Rom reicht, wo sie den von Gicht geplagten Papst (John Goodman) wieder gesund pflegt. Doch mehr als sein Leibarzt wird „Johannes“ zum engsten Vertrauten des Papstes und nach dessen heimtückischen Ermordung sogar dessen Nachfolger. Doch ihre Herrschaft ist den Machtgierigen im Vatikan ein Dorn im Auge. 
Sönke Wortmann („Der bewegte Mann“, „Deutschland: Ein Sommermärchen“) verfilmte den Weltbestseller der US-amerikanischen Autorin Donna Woolfolk Cross mit sichtlicher Liebe zum Detail - zumindest was die Ausstattung angeht, die es durchaus mit Hollywood-Produktionen aufnehmen kann. Doch die über zweieinhalb Stunden erzählte (nicht wirklich belegte) Lebensgeschichte der Päpstin Johanna von Ingelheim geht inhaltlich kaum in die Tiefe und lässt jegliche Dramatik vermissen. Zudem vermag Johanna Wokalek ihrer Figur zwar Sympathie zu verleihen, aber inmitten der erschreckend eindimensional gezeichneten Protagonisten des Films ragt sie nicht wirklich heraus. Für eine kirchenpolitisch so brisante Geschichte hätte man sich schon eine eingehendere Auseinandersetzung mit der Emanzipations-Problematik von Frauen im Mittelalter erwünscht als die bloße Aneinanderreihung von Plattitüden, die allein in der Sorge gipfelt, ob Johannas Verkleidung im Kloster und Vatikan auffliegt oder nicht. Von ihrer Zerrissenheit zwischen ihrer Liebe zum Grafen und ihrer kirchlichen Mission ist nicht viel zu spüren. 
So bleibt „Die Päpstin“ ein langatmiges, thematisch oberflächlich inszeniertes Historiendrama mit schönen Kulissen und einem erfrischenden John Goodman als nicht ganz so bierernster Papst.  

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