Dieses obskure Objekt der Begierde

Der seit einigen Jahren verwitwete Pariser Geschäftsmann Mathieu (Fernando Rey) hat sich in sein 18-jähriges Hausmädchen Conchita (Carole Bouquet und Angela Molina) verliebt, und setzt alles daran, ihr Herz zu gewinnen. Doch seine bereits am ersten Abend gestarteten Annäherungsversuche schlagen das hübsche Mädchen in die Flucht, ohne dass sie eine Adresse hinterlässt. Drei Monate später trifft er Conchita in Lausanne zufällig wieder, nachdem er im Park von drei jungen Männern überfallen worden war und Conchita ihm am nächsten Morgen das gestohlene Geld ins Hotel zurückgebrachte. 
Endlich bringt Mathieu ihre Adresse in Paris in Erfahrung, wo er sie sogleich aufsucht. Mit ihrer bigotten Mutter lebt sie in einer schäbigen Wohnung, ohne dass jemand von ihnen Geld verdienen würde. Die Mutter ist sich zu fein für einfache Arbeiten und betet lieber in der Kirche, während Conchita in den Tag hineinlebt. Beiden Frauen kommt Mathieus Leidenschaft für Conchita ganz recht, steckt er ihnen doch regelmäßig Geld zum Lebensunterhalt zu. Doch Conchita lässt den älteren Herrn zappeln, obwohl sie zu ihm zieht. „Wenn ich dir alles geben würde, was du willst, würdest du mich nicht mehr lieben“, rechtfertigt sie sich und lässt Mathieu gerade so nah an sich heran, dass seine Hoffnung nicht stirbt und der Geldfluss nicht versiegt. Doch irgendwann reißt auch Mathieu der Geduldsfaden. 
„Dieses obskure Objekt der Begierde“ aus dem Jahre 1977 ist der letzte Film des spanischen Regisseurs Luis Buñuel (1900-1983) und zählt zu seiner französischen Phase, in der nicht nur die Filme in Frankreich gedreht wurden, sondern die Drehbücher meist zusammen mit Jean-Claude Carrière entstanden sind. Buñuel näherte sich wieder den irrationalen Themen seiner surrealistischen Anfänge zu und seziert wie in zwei der vorangegangenen, ebenfalls dieser Phase zugehörigen Filmen „Belle de Jour - Schöne des Tages“ (1967) und „Tristana“ (1970) die unerfüllten Wünsche des Bürgertums. Buñuel verfilmte mit „Dieses obskure Objekt der Begierde“ den 1898 veröffentlichten Roman „La femme et le pantin“ von Pierre Louÿs und spickte die „amour fou“ mit einigen surrealistischen Elementen wie dem immer mal wieder auftauchenden Sack, den scheinbar ziellosen Terroranschlägen der „Revolutionären Kampftruppe vom Kinde Jesu“ und als besonderen Clou des ganzen Films die Doppelbesetzung des begehrten Mädchens durch zwei ganz unterschiedliche Schauspielerinnen, die deutlich macht, dass es Mathieu gar nicht um die Person an sich geht, die sein Begehren auf sich zieht, sondern allein um die Befriedigung seiner sexuellen Begierden. Buñuel inszenierte den symbolträchtigen Geschlechterkampf mit viel zynischem Humor.  

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