Unter Zeugenschutz - Witness Protection

Bobby Batton (Tom Sizemore) arbeitet in Boston erfolgreich im Gangster-Milieu. Doch das Leben im Wohlstand nimmt ein jähes Ende, als sein eigener Boss einen Killer auf ihn ansetzt, den Batton allerdings in die Flucht schlagen kann. Als er Schutz beim FBI sucht, erfährt er, dass ihn die Cops schon längst im Visier hatten, es aber vor allem auf seinen Boss abgesehen haben. Wenn Batton mit seiner Frau Cindy (Mary Elizabeth Mastrantonio) und den beiden Kindern heil aus der Nummer herauskommen will, muss er auspacken und bekommt im Gegenzug für seine Familie ein neues Leben in Seattle "geschenkt". 
Als ihr FBI-Betreuer Steve Beck (Forest Whitaker) Bobby aber veranschaulicht, was das für alle Beteiligten wirklich bedeutet, sinkt die Begeisterung über die Aussicht auf den Neustart in den Keller. Denn nachdem das FBI den Verkauf aller Güter über die Bühne gebracht hat und die Schulden getilgt sind, fangen die Battons buchstäblich bei Null an. Und Bobby, der nie etwas anderes getan hat, als in der Unterwelt zu arbeiten, muss sich einen ganz einfachen Job suchen. 
Regisseur Richard Pearce ("Gnadenlos", "Der Scheinheilige") hat mit "Unter Zeugenschutz - Witness Protection" ein äußerst prominent besetztes und intensiv gespieltes Thriller-Drama inszeniert, das mit dem Attentat im Haus der Battons ganz konventionell beginnt, aber einen ganz eigenen Weg einschlägt, sobald sich Bobby und seine Familie in der Obhut des FBI befinden. Denn während das Zeugenschutzprogramm bei Thrillern eher ein Konstrukt zur Spannungserzeugung bei der Katz-und-Maus-Jagd darstellt, geht es hier nicht in erster Linie darum, wie man Kronzeugen vor möglichen Anschlägen durch die im Visier stehenden Gangsterbosse schützt, sondern um die ganz unmittelbaren Konsequenzen, die der Start in eine ganz neues Leben mit neuen Identitäten, dem Verlust bislang erreichter Qualifikationen und Freunden und Verwandten mit sich bringt. 
Der 1999 einfühlsam inszenierte Fernsehfilm beruht dabei auf einem Zeitungsartikel von Robert Sabbag und verdeutlicht die einschneidenden Veränderungen für eine Familie, die sich in ein Zeugenschutzprogramm begibt. Nicht nur Cindy ist enttäuscht bis entrüstet, dass von ihrem bisherigen Leben nichts mehr übrigbleibt und die geliebten Eltern nicht mehr gesehen werden können. Auch der volljährige Sean (Shawn Hatosy), der mit all seinen außerschulischen Aktivitäten beste Chancen auf eine glänzende Karriere hatte, sieht mit Entsetzen eine Fortsetzung seiner schulischen Laufbahn auf einer öffentlichen Schule entgegen, wo er als Niemand beginnt. 
Die Darstellerriege spielt die mit dem Neustart verbundene Traurigkeit und Angst sehr überzeugend und trägt den Film damit über den für Fernsehfilme üblichen Durchschnitt weit heraus. Dafür sorgt auch die eindringliche Musik vom Hollywood-erfahrenen Komponisten Cliff Eidelman ("Er steht einfach nicht auf dich", "Star Trek VI"), sondern auch die edle Kameraführung von Fred Murphy ("The Mothman Prophecies", "Das geheime Fenster"). 

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