Das Cabinet des Dr. Caligari
Im Rahmen der Edition, in der die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung zusammen mit Transit Film Klassiker der deutschen Stummfilmgeschichte in digital restaurierter Fassung auf Blu-ray veröffentlicht, ist nun mit „Das Cabinet des Dr. Caligari“ ein Werk veröffentlicht worden, das nach seiner Uraufführung im Jahre 1920 das deutsche Kino international berühmt machen sollte und weitere Meisterwerke wie Fritz Langs „Dr. Mabuse, der Spieler” (1922) und „Metropolis” (1927) sowie Murnaus „Nosferatu” (1922) folgen ließ. Nach einem Drehbuch von Carl Mayer und Hans Janowitz inszenierte Robert Wiene mit „Das Cabinet des Dr. Caligari“ einen zutiefst verstörenden Horrorfilm, dessen beunruhigende Wirkung nicht nur den expressionistischen Kulissen, sondern auch der gelungenen Vermischung aus Wahn und Wirklichkeit zu verdanken ist.
Ein Schausteller, der sich Dr. Caligari (Werner Krauss) nennt, bittet bei einem Stadtsekretär um die Erlaubnis, auf dem Jahrmarkt in Holstenwall auftreten zu dürfen. Hier präsentiert er den Somnambulen Cesare (Conrad Veidt), der – so Caligari - seit 23 Jahren nur dann für wenige Momente aus seinem immerwährenden Schlaf erwacht, wenn er von seinem Herrn dazu aufgefordert wird. In diesen kurzen Wachphasen habe Cesare die Möglichkeit, in die Vergangenheit wie Zukunft eines jeden Menschen zu blicken. Kaum hat Caligari die Erlaubnis erhalten, wird der Stadtsekretär erstochen aufgefunden. Als die beiden befreundeten Studenten Francis (Friedrich Feher) und Alan (Hans Heinrich von Twardowski), die beide in die schöne Apothekerstochter Jane (Lil Dagover) verliebt sind, Caligaris Vorstellung besuchen, prophezeit Cesare Alans Tod bis zum Morgengrauen. Da Alan tatsächlich am nächsten Morgen ermordet entdeckt wird, glaubt Francis, Caligari und sein Schlafwandler seien für die Tat verantwortlich, die Polizei nimmt jedoch einen anderen Verdächtigen fest. Während Francis den unheimlichen Schausteller beobachtet, dringt Cesare in Janes Schlafzimmer ein. Statt die junge Frau zu ermorden, entführt er sie und flieht ebenso vor seinen Verfolgern wie Caligari vor der Polizei, als entdeckt wird, dass in der Holzkiste statt Cesare nur eine Stoffpuppe liegt. Die Spur führt schließlich in eine psychiatrische Anstalt, in der Francis den Anstaltsdirektor als Caligari identifiziert …
Bereits die Eröffnungssequenz, in der Francis auf einer Bank sitzt und einem älteren Herren die Geschichte seines ermordeten Freundes Alan zu erzählen beginnt, als eine junge Frau im weißen Gewand wie eine Geistererscheinung schlafwandelnd-schwebend an ihnen vorbeizieht, setzt den filmischen Ton, der „Das Cabinet des Dr. Caligari“ zu einem so verstörenden Werk macht. In den Ausführungen zu den „Caligari-Legenden“, die das 20-seitige Booklet bereitstellt, wird darauf hingewiesen, dass der Film das Ergebnis von drei entscheidenden Entwicklungen gewesen sei, erstens der Absicht der Filmproduzenten, abendfüllende Werke mit einer Spielhandlung zu produzieren, zweitens der Diskussion um den künstlerischen Anspruch von Filmwerken und drittens dem Erblühen der deutschen Filmindustrie nach dem Ersten Weltkrieg, als die deutschen Filmproduzenten besondere Werke herstellen wollten, mit denen sie den Weltmarkt erobern konnten. Dieser Anspruch fiel in eine Zeit, als der Expressionismus seine Blütezeit erlebte und der Film mit entsprechend gestalteten Plakaten beworben wurde, die nur die geheimnisvolle Aufforderung proklamierten: „Du musst Caligari werden!“. Die Decla-Produktionsgesellschaft engagierte mit Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig drei Maler aus dem expressionistischen Künstlerkollektiv „Der Sturm“ und ließ diese die gesamte Dekoration des Films gestalten. So bewegen sich die Figuren des Films innerhalb artifizieller Kulissen mit krummen Wegen, schiefen Häusern und Türen. Diese alptraumhaften Kulissen verstärken nur noch den Eindruck, dass die Geschichte und ihre Figuren nicht in der uns bekannten Realität verortet sind.
Die schiefe Architektur scheint hier ein Spiegelbild für die verwirrten Geister zu sein, die die Szenerie bevölkern. Dass es so schwer ist, Realität und Wahnvorstellungen auseinanderzuhalten, macht den Film so faszinierend. Wie aufwändig dieses Juwel der deutschen Filmkunst restauriert wurde, dokumentiert das Bonus-Material auf der Blu-ray, zu dem auch die 50-minütige Dokumentation „Dr. Caligari – Die Geburt des Horrors im Ersten Weltkrieg“ zählt, in denen Filmhistoriker und Kulturwissenschaftler die Bedeutung des Films und seine unterschiedlichen Lesarten dokumentieren.
"Das Cabinet des Dr. Caligari" in der IMDb
Ein Schausteller, der sich Dr. Caligari (Werner Krauss) nennt, bittet bei einem Stadtsekretär um die Erlaubnis, auf dem Jahrmarkt in Holstenwall auftreten zu dürfen. Hier präsentiert er den Somnambulen Cesare (Conrad Veidt), der – so Caligari - seit 23 Jahren nur dann für wenige Momente aus seinem immerwährenden Schlaf erwacht, wenn er von seinem Herrn dazu aufgefordert wird. In diesen kurzen Wachphasen habe Cesare die Möglichkeit, in die Vergangenheit wie Zukunft eines jeden Menschen zu blicken. Kaum hat Caligari die Erlaubnis erhalten, wird der Stadtsekretär erstochen aufgefunden. Als die beiden befreundeten Studenten Francis (Friedrich Feher) und Alan (Hans Heinrich von Twardowski), die beide in die schöne Apothekerstochter Jane (Lil Dagover) verliebt sind, Caligaris Vorstellung besuchen, prophezeit Cesare Alans Tod bis zum Morgengrauen. Da Alan tatsächlich am nächsten Morgen ermordet entdeckt wird, glaubt Francis, Caligari und sein Schlafwandler seien für die Tat verantwortlich, die Polizei nimmt jedoch einen anderen Verdächtigen fest. Während Francis den unheimlichen Schausteller beobachtet, dringt Cesare in Janes Schlafzimmer ein. Statt die junge Frau zu ermorden, entführt er sie und flieht ebenso vor seinen Verfolgern wie Caligari vor der Polizei, als entdeckt wird, dass in der Holzkiste statt Cesare nur eine Stoffpuppe liegt. Die Spur führt schließlich in eine psychiatrische Anstalt, in der Francis den Anstaltsdirektor als Caligari identifiziert …
Bereits die Eröffnungssequenz, in der Francis auf einer Bank sitzt und einem älteren Herren die Geschichte seines ermordeten Freundes Alan zu erzählen beginnt, als eine junge Frau im weißen Gewand wie eine Geistererscheinung schlafwandelnd-schwebend an ihnen vorbeizieht, setzt den filmischen Ton, der „Das Cabinet des Dr. Caligari“ zu einem so verstörenden Werk macht. In den Ausführungen zu den „Caligari-Legenden“, die das 20-seitige Booklet bereitstellt, wird darauf hingewiesen, dass der Film das Ergebnis von drei entscheidenden Entwicklungen gewesen sei, erstens der Absicht der Filmproduzenten, abendfüllende Werke mit einer Spielhandlung zu produzieren, zweitens der Diskussion um den künstlerischen Anspruch von Filmwerken und drittens dem Erblühen der deutschen Filmindustrie nach dem Ersten Weltkrieg, als die deutschen Filmproduzenten besondere Werke herstellen wollten, mit denen sie den Weltmarkt erobern konnten. Dieser Anspruch fiel in eine Zeit, als der Expressionismus seine Blütezeit erlebte und der Film mit entsprechend gestalteten Plakaten beworben wurde, die nur die geheimnisvolle Aufforderung proklamierten: „Du musst Caligari werden!“. Die Decla-Produktionsgesellschaft engagierte mit Hermann Warm, Walter Reimann und Walter Röhrig drei Maler aus dem expressionistischen Künstlerkollektiv „Der Sturm“ und ließ diese die gesamte Dekoration des Films gestalten. So bewegen sich die Figuren des Films innerhalb artifizieller Kulissen mit krummen Wegen, schiefen Häusern und Türen. Diese alptraumhaften Kulissen verstärken nur noch den Eindruck, dass die Geschichte und ihre Figuren nicht in der uns bekannten Realität verortet sind.
Die schiefe Architektur scheint hier ein Spiegelbild für die verwirrten Geister zu sein, die die Szenerie bevölkern. Dass es so schwer ist, Realität und Wahnvorstellungen auseinanderzuhalten, macht den Film so faszinierend. Wie aufwändig dieses Juwel der deutschen Filmkunst restauriert wurde, dokumentiert das Bonus-Material auf der Blu-ray, zu dem auch die 50-minütige Dokumentation „Dr. Caligari – Die Geburt des Horrors im Ersten Weltkrieg“ zählt, in denen Filmhistoriker und Kulturwissenschaftler die Bedeutung des Films und seine unterschiedlichen Lesarten dokumentieren.
"Das Cabinet des Dr. Caligari" in der IMDb
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