Happy People - Ein Jahr in der Taiga

Der deutsche Autorenfilmer Werner Herzog ist über die heimischen Grenzen hinaus vor allem durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Schauspieler-Exzentriker Klaus Kinski („Cobra Verde“, „Nosferatu – Phantom der Nacht“, „Woyzeck“ und „Fitzcarraldo“) berühmt geworden, er hat sich aber über Jahre hinweg kontinuierlich einen Ruf als Dokumentarfilmer erworben. Neben den Spielfilmen „My Son, My Son, What Have Ye Done“ und „Kaspar Hauser – Jeder für sich und Gott gegen alle“ sind gleich drei Dokus in der „Werner Herzog Edition“ von StudioCanal auf Blu-ray enthalten: „Rad der Zeit“, „Lektionen in Finsternis“ und „Happy People – Ein Jahr in der Taiga“.
Herzog hat sich in seinen Dokumentarfilmen mit ganz unterschiedlichen Themen und Personen auseinandergesetzt. In „Rad der Zeit“ dokumentierte er ein buddhistisches Initiationsritual unter Leitung des Dalai Lama, in „Lektionen in Finsternis“ begleitete er den Kampf von Feuerwehrmännern gegen die Flammen auf Kuwaits Ölfeldern nach dem Abzug der irakischen Truppen, mit „White Diamond“ lässt der Exil-Bayer noch einmal die Tragödie um den englischen Luftfahrt-Ingenieur Dr. Graham Dorrington aufleben, der zehn Jahre zuvor für den deutschen Tier- und Naturfilmer Dieter Plage ein Luftschiff konstruierte, mit dem Plage schließlich über dem Regenwald zu Tode kam. Sein Comeback als Doku-Filmer feierte Herzog 2005 mit „Grizzly Man“ über den Bären-Freund und –Schützer Timothy Treadwell, der 2003 mit seiner Freundin von einem Bären getötet wurde. 2012 entstand mit „Happy People – Ein Jahr in der Taiga“ ein weiteres interessantes Werk, das sich diesmal mit der Lebenswelt von Trappern in der sibirischen Taiga beschäftigt. Abgeschnitten von der Zivilisation liegt Bakhtia mit seinen dreihundert Einwohnern in der menschenleeren Taiga. Die sibirische Wildnis fordert von den Menschen, die in ihr leben, so einiges ab, denn letztlich sind sie völlig auf sich allein gestellt. Werner Herzog und sein russischer Kollege Dmitry Vasyukov haben einige Trapper durch die vier Jahreszeiten begleitet und dokumentieren in ihrem eindrucksvollen Film, wie alte Handwerkstraditionen und Nachbarschaftshilfe das Überleben in der Taiga sichern.
Zwar stehen den Jägern auch Kettensägen und Schneemobile zur Verfügung, doch davon abgesehen verzichten sie auf jeden technischen Luxus und vertrauen lieber ihren über Generationen weitergegebenen Techniken, Skier und Tierfallen zu bauen, Fische unter dem Eis des Flusses Yenisei zu fangen und Teer aus Birkenrinde zu gewinnen, um der Mückenplage im Sommer Herr zu werden. Herzog hat das vierstündige Material von Yasyukov auf Spielfilmlänge gekürzt und mit eigenem Text versehen, den er wie gewohnt selbst aus dem Off rezitiert. Dabei gelingt Herzog eine faszinierende Mischung aus der Meditation über eine atemberaubende Landschaft und ein stimmiges Portrait über einfache, aber glückliche Menschen, die ihre Probleme auf ganz pragmatische Weise lösen.
"Happy People - Ein Jahr in der Taiga" in der IMDb

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