Kaspar Hauser –Jeder für sich und Gott gegen alle
„Kaspar Hauser –Jeder für sich und Gott gegen alle“ markierte nicht nur den Auftakt von Werner Herzogs inoffizieller Heimatfilm-Trilogie, dem 1975 „Herz aus Glas“ und 1977 „Stroszek“ folgten, sondern wurde mit etlichen Preisen ausgezeichnet und zählt zu den wichtigsten Werken des großen deutschen Autorenfilmers. Nun veröffentlicht StudioCanal diesen kleinen Klassiker im Rahmen der „Werner Herzog Edition“ erstmals auf Blu-ray.
Ein 1812 geborener Junge verbringt die ersten 18 Jahre seines Lebens eingesperrt und völlig isoliert bei Brot und Wasser in einem Kellerverlies. Sein Herr bringt ihm schließlich Lesen und Schreiben bei, dann auch an der frischen Luft das Laufen, bevor er den jungen Mann in Nürnberg am 26. Mai 1828 auf dem Unschlittplatz abstellt und nicht mehr abholt. Als Anwohner den verwahrlost und geistig zurückgebliebenen Mann ansprechen und auf die Polizeiwache bringen, stellt er sich als Kaspar Hauser vor und berichtet von seinen bisherigen Lebensumständen. Die Geschichte seiner Herkunft spricht sich schnell herum, Kaspar Hauser wird zur Attraktion im Kuriositätenkabinett des Zirkus, dann wird er zum Objekt wissenschaftlicher Neugier und von Ärzten, Theologen, Gelehrten studiert und in die höhere Gesellschaft eingeführt. Der junge Mann profitiert dabei vom humanistischen Lehrer Georg Friedrich Daumer (Walter Ladengast), doch mit den ersten Lernerfolgen steigt auch der Druck der Gesellschaft auf Kaspar, der Schwierigkeiten hat, sein eigenes Leben zu führen. Im Gegensatz zu den meisten Büchern, die sich mit dem sonderbaren Leben von Kaspar Hauser beschäftigt und dabei den bis heute den ungeklärten Mord an dem Findling in den Fokus gerückt haben, konzentriert sich Herzog in seiner filmischen Adaption des faszinierenden Mythos ganz auf verbürgten Abschnitte von Hausers Leben. Anstatt sich an den Spekulationen über Hausers Herkunft zu beteiligen, setzt Herzogs Film kurz vor Hausers Entlassung in die Freiheit ein und dokumentiert vor allem, wie die Öffentlichkeit damals mit dem Phänomen eines Menschen umging, der zeit seines Lebens sozial isoliert in Gefangenschaft leben musste und im jungen Erwachsenenalter all das zu lernen hatte, wozu ein Mensch bis dahin 18 Jahre Zeit gehabt hatte.
Ohne die Vorgänge und das Verhalten zu bewerten, mit dem die Öffentlichkeit dem außergewöhnlichen Phänomen begegnete, erweist sich Herzog ganz als Chronist einer regelrechten Menschwerdung. Angereichert mit ätherischer klassischer Musik und eindringlichen Traumsequenzen, dokumentiert „Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle“ die Integration eines weltfremden Wesens in die menschliche Gesellschaft. Da trifft kindliche Naivität auf erwachsene Gelehrsamkeit, und Herzog gelingt es immer wieder, die klaffende Diskrepanz zwischen beiden Lebenswelten herauszuarbeiten. Der Zuschauer muss sich freilich an die oft laienhaften Darstellungen gewöhnen, doch strahlen diese eine enorme Authentizität aus.
Werner Herzog ist mit „Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle“ ein faszinierendes Werk gelungen, das seinen Reiz vor allem aus der Mischung aus ästhetischen Traumbildern und fast schon dokumentarischer Sachlichkeit gewinnt.
"Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle" in der IMDb
Ein 1812 geborener Junge verbringt die ersten 18 Jahre seines Lebens eingesperrt und völlig isoliert bei Brot und Wasser in einem Kellerverlies. Sein Herr bringt ihm schließlich Lesen und Schreiben bei, dann auch an der frischen Luft das Laufen, bevor er den jungen Mann in Nürnberg am 26. Mai 1828 auf dem Unschlittplatz abstellt und nicht mehr abholt. Als Anwohner den verwahrlost und geistig zurückgebliebenen Mann ansprechen und auf die Polizeiwache bringen, stellt er sich als Kaspar Hauser vor und berichtet von seinen bisherigen Lebensumständen. Die Geschichte seiner Herkunft spricht sich schnell herum, Kaspar Hauser wird zur Attraktion im Kuriositätenkabinett des Zirkus, dann wird er zum Objekt wissenschaftlicher Neugier und von Ärzten, Theologen, Gelehrten studiert und in die höhere Gesellschaft eingeführt. Der junge Mann profitiert dabei vom humanistischen Lehrer Georg Friedrich Daumer (Walter Ladengast), doch mit den ersten Lernerfolgen steigt auch der Druck der Gesellschaft auf Kaspar, der Schwierigkeiten hat, sein eigenes Leben zu führen. Im Gegensatz zu den meisten Büchern, die sich mit dem sonderbaren Leben von Kaspar Hauser beschäftigt und dabei den bis heute den ungeklärten Mord an dem Findling in den Fokus gerückt haben, konzentriert sich Herzog in seiner filmischen Adaption des faszinierenden Mythos ganz auf verbürgten Abschnitte von Hausers Leben. Anstatt sich an den Spekulationen über Hausers Herkunft zu beteiligen, setzt Herzogs Film kurz vor Hausers Entlassung in die Freiheit ein und dokumentiert vor allem, wie die Öffentlichkeit damals mit dem Phänomen eines Menschen umging, der zeit seines Lebens sozial isoliert in Gefangenschaft leben musste und im jungen Erwachsenenalter all das zu lernen hatte, wozu ein Mensch bis dahin 18 Jahre Zeit gehabt hatte.
Ohne die Vorgänge und das Verhalten zu bewerten, mit dem die Öffentlichkeit dem außergewöhnlichen Phänomen begegnete, erweist sich Herzog ganz als Chronist einer regelrechten Menschwerdung. Angereichert mit ätherischer klassischer Musik und eindringlichen Traumsequenzen, dokumentiert „Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle“ die Integration eines weltfremden Wesens in die menschliche Gesellschaft. Da trifft kindliche Naivität auf erwachsene Gelehrsamkeit, und Herzog gelingt es immer wieder, die klaffende Diskrepanz zwischen beiden Lebenswelten herauszuarbeiten. Der Zuschauer muss sich freilich an die oft laienhaften Darstellungen gewöhnen, doch strahlen diese eine enorme Authentizität aus.
Werner Herzog ist mit „Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle“ ein faszinierendes Werk gelungen, das seinen Reiz vor allem aus der Mischung aus ästhetischen Traumbildern und fast schon dokumentarischer Sachlichkeit gewinnt.
"Kaspar Hauser - Jeder für sich und Gott gegen alle" in der IMDb
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