Babylon Berlin - Staffel 2

Mit der ersten Staffel der von ARD Degeto und Sky produzierten Serie „Babylon Berlin“ haben die drei Autoren Henk Handloegten, Tom Tykwer und Achim von Borries eindrucksvoll demonstriert, dass sie ein Format kreieren können, dass höchsten Hollywood-Standards gerecht wird. In produktionstechnischer Hinsicht begeistert auch die zweite Staffel, überzeugt darüber hinaus durch eine stringentere Dramaturgie, geht aber nachlässig mit der Charakterisierung der Figuren um.
Nachdem der aus Köln stammende Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) den Auftrag erledigt hat, für den er 1929 nach Berlin versetzt worden war, übernimmt er nun die Ermittlungen im Fall der russischen Revolutionäre, die ermordet in einem Kiefernwald aufgefunden wurden. Dass sich unter den Opfern auch die Leiche des „Rote Festung“-Anführers Kardakov (Ivan Shvedoff) befinden soll, kann Rath allerdings nicht bestätigen. Rath wird während der Ermittlungen mit der Anschuldigung seines Kollegen Böhm (Godehard Giese) konfrontiert, mit dem „heiligen Josef“ (Frank Künster), den Handlanger des Armeniers (Misel Maticevic) erschossen zu haben.
Aus dieser Bedrängnis heraus entfacht eine neue Auseinandersetzung zwischen Rath und Wolter (Peter Kurth), der sich schließlich als Unterstützer der deutschen Schattenarmee entpuppt, die gegen die Weimarer Republik intrigieren und offensichtlich in Russland einen geheimen Luftwaffenstützpunkt unterhält. Dafür soll Rath zusammen mit dem Polizeifotografen Gräf bei einem Erkundungsflug Beweise liefern. Da sich die Kugeln in den Leichen der russischen Revolutionäre als Sonderanfertigungen für den russischen Auslandsgeheimdienst entpuppen, hätte Raths Chef Benda (Matthias Brandt) dann eine gute Verhandlungsposition mit dem Russen Trochin (Denis Burgazliev). Sollte dieser die Verantwortlichen benennen, die für die Reichswehr den illegalen Giftgashandel mit den Russen abwickeln, würden die Ermittlungen zum Mord an den Aufständischen eingestellt werden. Darüber hinaus steht nach wie vor die Auseinandersetzung mit dem Zug aus Russland im Fokus des Geschehens, denn hier stoßen gleich mehrere gegenläufige Interessen aufeinander, vor allem, was den Umgang mit dem Gold angeht, dessen Verbleib noch nicht aufgeklärt werden konnte. Gereon Rath bekommt derweil überraschenden Besuch aus Köln. Helga (Hannah Herzsprung) entpuppt sich allerdings nicht als seine Freundin, sondern als Ehefrau seines verschollenen Bruders. Nachdem dieser offiziell für tot erklärt worden ist, steht der Beziehung zwischen den zuvor heimlich Verliebten nichts mehr im Wege. Lotte (Liv Lisa Fries) muss dagegen nicht nur den Tod ihrer geliebten Mutter und die Familienstreitigkeiten um das Erbe verdauen, sondern auch hart um ihre Beförderung in die Mordkommission kämpfen, was ihr schließlich gelingt. Doch dann gerät Lotte in die Fänge des Armeniers …
Wie schon in der ersten Staffel überzeugen auch die acht Folgen der zweiten Staffel vor allem durch die aufwändige Produktion, die authentisch wirkenden Kulissen und die stimmige Film-noir-Atmosphäre. Auch die einzelnen Rollen sind perfekt besetzt, wobei vor allem die Figur der Lotte als Sympathieträgerin fungiert, während die Männer in ihrer Motivation oft undurchsichtig bleiben. Das Geheimnisvolle ist hier zwar zweckdienlich als spannungstreibendes Moment für die Geschichte eingesetzt, wird aber nicht immer zufriedenstellend aufgelöst. So bleibt die Motivation von Wolter, sich für die deutsche Schattenarmee zu engagieren, ebenso im Dunkeln wie die eigentümlichen Machenschaften des Armeniers. Es bleibt also noch viel zu klären in der dritten Staffel, für die wir uns weniger verwirrende Handlungsstränge und stattdessen ausgefeiltere Charaktere wünschen.
"Babylon Berlin" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts