Die Farbe des Geldes

1961 inszenierte Robert Rossen mit „Haie der Großstadt“ einen packendes Billardspieler-Drama nach einem Roman von Walter Tevis, das mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde und etliche weitere Nominierungen erhalten hatte, u.a. für die vier Haupt- und Nebendarsteller, die beste Regie und den besten Film. 1984 schrieb Tevis eine Fortsetzung seines Romans und durfte sich freuen, dass sich Martin Scorsese („Taxi Driver“, „Hexenkessel“) der Verfilmung annahm, in der Paul Newman erneut in die Rolle des Billard-Genies „Fast“ Eddie Felson schlüpfen durfte. 

Inhalt: 

Der alternde Eddie Felson hat das Billard-Spielen vor langer Zeit aufgeben müssen und verdient sich seinen Lebensunterhalt mittlerweile als Spirituosen-Händler. Als er mit der Barkeeperin Janelle (Helen Shaver), mit der er auch liiert ist, an der Theke gerade ein weiteres Geschäft abschließt, wird er auf den jungen Billardspieler Vincent Lauria (Tom Cruise) aufmerksam, der seinem Schützling Julian (John Turturro) reihenweise die Scheine abnimmt. Eddie ist von dem charismatischen Jungen fasziniert, entdeckt er in ihm doch sich selbst in jungen Jahren. Beim gemeinsamen Abendessen kann Eddie Vincent, der als Spielzeugverkäufer arbeitet, und seine Freundin Carmen (Mary Elizabeth Mastrantonio) dazu überreden, mit ihm auf Tour zu gehen. 
Auf dem Weg zu einem Turnier in Atlantic City, wo sie das ganz große Geld machen wollen, zieht das Trio durch die Billard-Salons im Land, wo Eddie den Heißsporn in die Kunst des Zockens einweiht. Dabei macht er dem jungen Billard-As klar, dass er gegen manche prominente Gegner nicht gewinnen darf, um als möglichst unbekanntes Gesicht in Atlantic City aufzuschlagen und günstige Wetten herauszuholen. Doch Vince fällt es immer wieder schwer, absichtlich zu verlieren, bis Eddie die Geduld mit ihm verliert und Vince mit Carmen allein zum Turnier weiterziehen lässt. Eddie bereitet sich währenddessen darauf vor, selbst in Atlantic City als Spieler an den Start zu gehen … 

Kritik: 

Robert Rossen hatte 1961 mit „The Hustler“ ein Meisterwerk weniger über den Billardsport, sondern ein Drama über vier ganz unterschiedliche Charaktere und ihre Beziehungen zueinander inszeniert, an dessen Ende der junge „Fast“ Eddie Felson mit seinem kaltherzigen und gierigen Manager brach, worauf er allerdings den Billardsport an den Nagel hängen musste. Ein Vierteljahrhundert später ist Superstar Paul Newman mit dem Skript zur Fortsetzung auf Martin Scorsese zugekommen, der erstmals mit einem echten Hollywood-Star zusammenarbeiten durfte. 
Nachdem Scorsese seine Filme „Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“ und „The King of Comedy“ ganz auf Robert De Niro zugeschnitten hatte, stellt „The Colour of Money“ definitiv eine Huldigung an Paul Newman dar, der hier in seiner Rolle all seine Erfahrung, Lebensweisheit und Gelassenheit ins Spiel bringen darf, um dem talentierten Vincent das beizubringen, was er selbst auf harte Art und Weise lernen musste – für einen teuren Preis. Ähnlich wie in „Haie der Großstadt“ ist auch „Die Farbe des Geldes“ voll von Szenen des Spiels, wofür sich weder Newman noch Cruise doubeln ließen. 
Michael Ballhaus, mit dem Scorsese erstmals bei „Die Zeit nach Mitternacht“ zusammengearbeitet hatte, lässt die Kugeln aus verschiedenen Perspektiven, in temporeichen Schnitten oder langsamen Einstellungen über den grünen Filz jagen, während Vincent in ausgelassener Stimmung Kunststücke mit dem Queue vorführt. Aber mehr als eine Studie über das Spiel ist „Die Farbe des Geldes“ wie sein Vorgänger eine Studie über ganz unterschiedliche Figuren, die die Rollen von Vater und Sohn, Lehrer und Schüler, Gewinner und Verlierer verkörpern. Es geht um Alter und Jugend, Lebenserfahrung und jugendliche Unbekümmertheit, Lebensfreude und Melancholie.  
Paul Newman ist natürlich der große Dreh- und Angelpunkt des Films. Seine von Stärke und Gelassenheit geprägte Leinwandpräsenz drückt dem Film seinen Stempel auf, aber auch Tom Cruise, der bislang eher in Teenager-Komödien („Die Aufreißer von der Highschool“, „Lockere Geschäfte“) besetzt wurde, glänzt in seiner ersten echten Charakterrolle. Mary Elizabeth Mastrantonio („Der Sturm“, „Robin Hood – König der Diebe“) und Helen Shaver („Amityville Horror“, „Der Hexenclub“) wirken dagegen nur wie schmückendes Beiwerk. 
Interessant sind noch die Nebenrollen, in denen John Turturro, Forest Whitaker und Iggy Pop, aber auch die Billard-Profis Grady Mathews, Keith McCready, Jimmy Mataya, Mark Jarvis, Howard Vickery und Louie Roberts Kurzauftritte als Billard-Spieler haben. 
Scorsese ist mit „Die Farbe des Geldes“ sein bester Film in den 1980er Jahren gelungen. Er hat damit auch gelernt, im Studiosystem mit den großen Stars zu arbeiten, was ihm endlich ermöglichte, sein Traumprojekt „Die letzte Versuchung Christi“ zu verwirklichen.  

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