Ein Köder für die Bestie

Drehbuchautor, Produzent und Regisseur J. Lee Thompson (1914-2002) hatte 1961 mit „Die Kanonen von Navarone“ seine einzige Oscar-Nominierung für die beste Regie erhalten und sich in der Folge mehrfach mit Stars wie Gregory Peck, Anthony Quinn und Charles Bronson gedreht sowie mit „Eroberung vom Planet der Affen“ und „Die Schlacht um den Planet der Affen“ zwei Sequels des „Planet der Affen“-Reihe inszeniert. Zu seinen großen Erfolgen zählte vor allem der nach einem Roman von John D. MacDonald entstandene Psychothriller „Ein Köder für die Bestie“ mit Gregory Peck und Robert Mitchum in den Hauptrollen. 

Inhalt:

Sam Bowden (Gregory Peck) ist ein erfolgreicher Anwalt in einer US-amerikanischen Kleinstadt, wo er glücklich mit seiner Frau Peggy (Polly Bergen) und seiner Tochter Nancy (Lori Martin) lebt. Nach einem weiteren erfolgreich absolvierten Prozess wird Bowden in seinem Wagen von einem Mann angesprochen, den der Anwalt zunächst nicht wiedererkennt, doch der Fremde hilft ihm schnell von sich auf die Sprünge. Er stellt sich als Max Cady (Robert Mitchum), gegen den Bowden vor über acht Jahren als Zeuge vor Gericht ausgesagt hatte, nachdem Cady eine junge Frau vergewaltigt hatte, wofür er eine langjährige Haftstrafe absitzen musste. Auch wenn es Cady zunächst nicht offen ausspricht, will er sich an Bowden dafür rächen, dass er in seinen Augen für seine Verurteilung und den Verlust seiner Familie verantwortlich gewesen sei. Bowden zeigt sich nicht besonders besorgt, doch als Cady auch in der Bowlingbahn auftaucht, in der der Anwalt mit seiner Familie spielt, beginnt Bowden zu ahnen, dass Cady es tatsächlich auf Rache abgesehen hat. Er fragt Polizeichef Mark Dutton (Martin Balsam) nach Rat, doch der kann wenig unternehmen, solange sich Cady keiner Straftat schuldig gemacht hat. Zwar rücken die Cops Cady ordentlich auf die Pelle, doch lässt sich dieser überhaupt nicht davon beeindrucken und bedroht die Bowdens zunehmend allein durch seine physische Präsenz. Schließlich engagiert Bowden den Privatdetektiv Charles Sievers (Telly Savalas), um Cady überwachen zu lassen, doch als die Bedrohung gerade Nancy gegenüber nicht anhält und sich Cady auch von drei engagierten Schlägern nicht einschüchtern lässt, will ihm Bowden an seinem Hausboot auf Cape Fear eine Falle stellen … 

Kritik: 

Bei seinem zweiten Film nach „Die Kanonen von Navarone“ für ein großes Hollywood-Studio ging J. Lee Thompson auf Nummer sicher und studierte für seine Adaption von MacDonalds Romanvorlage nicht nur die Art und Weise sehr genau, wie der große Suspense-Meister Alfred Hitchcock seine Filme inszenierte, sondern engagierte mit dem Komponisten Bernard Herrmann, dem Szenenbildner Robert F. Boyle und dem Filmeditor George Tomasini drei langjährige Hitchcock-Vertraute. 
Von Beginn an sorgt Herrmanns an „Psycho“ erinnernder, von Streichern dominierter Score für eine beklemmende Stimmung. Wenn dazu Max Cady mit seinem weißen Anzug und der Zigarre lässig im Mund durch die Straßen wandert, ahnt der Zuschauer bereits, was der Familie von Bowden bevorsteht. Die nächsten Szenen im Gerichtsgebäude und in einer Bar, wo Cady durch sein abschätziges Verhalten auffällt, lassen dann auch keine Zweifel mehr an seinen böswilligen Absichten aufkommen. 
Das Duell zwischen Cady und Bowden ist von der ersten Begegnung an äußerst effizient und packend inszeniert, wobei die Grenzen zwischen Gut und Böse immer weiter verschwimmen, je mehr Bowden von seiner Überzeugung abkommt, dass das Gesetz die Situation regeln wird. Thompson verwendet die meiste Zeit darauf, das Psycho-Duell zwischen dem abgeklärten wie brutalen Cady und dem rechtschaffenen Anwalt und Familienoberhaupt Bowden zu inszenieren, wobei Bowden trotz Unterstützung des Polizeichefs und eines gewieften Privatdetektivs nichts gegen seinen gerissenen Widersacher auszurichten vermag. Alles läuft auf die packende Auseinandersetzung am Cape Fear zu, wo die Cady systematisch seinen Weg zum Objekt seiner Begierde verfolgt. 
Mit Gregory Peck bekommen wir einen Anwalt zu sehen, den er bereits in Hitchcocks „Der Fall Paradin“ (1947) verkörperte und der nach Ausschöpfung aller legalen Möglichkeiten sich auf das Feld seines Gegners begibt und ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen versucht. Robert Mitchum („Goldenes Gift“, „Die Nacht des Jägers“) ist mit seiner stets bedrohlichen Präsenz aber der eigentliche Star des Thrillers, der durch Bernard Herrmanns adäquat aufwühlende Musik und Sam Leavitts („Anatomie eines Mordes“, „Flucht in Ketten“) stimmungsvolle Schwarzweiß-Fotografie noch an Ausdruckskraft gewinnt. 1991 drehte Martin Scorsese mit „Kap der Angst“ ein durchaus gelungenes Remake, das ein Wiedersehen mit Darstellern wie Martin Balsam und Robert Mitchum ebenso präsentiert wie die Musik von Bernard Herrmann – allerdings durch Elmer Bernstein neu eingespielt.  

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