Frozen Ground
In den 1990er Jahren hätte man sich als Cineast die Finger geleckt, wenn ein Film mit Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“, „Im Körper des Feindes“) und John Cusack („Ein Mann, ein Mord“, „Being John Malkovich“) in den männlichen Hauptrollen angekündigt worden wäre. In den 2010er Jahren sah die Situation schon ganz anders aus, hatten beide Schauspieler doch schon eine ganze Reihe von Bruchlandungen mit ihren jeweiligen Filmen hingelegt. In Scott Walkers Regiedebüt „Frozen Ground“ hatten Cage und Cusack schließlich die Gelegenheit, verlorenen Boden gutzumachen. Trotz einiger Spannungsmomente ist ihnen dies Unterfangen jedoch nicht ganz geglückt.
Als die gerade mal siebzehnjährige Prostituierte Cindy Paulson (Vanessa Hudgens) 1983 in Anchorage, Alaska, völlig verstört bei der Polizei behauptet, von dem Familienvater und Bäckerei-Inhaber Robert Hansen (John Cusack) gefesselt und vergewaltigt worden zu sein, glaubt ihr (fast) niemand, zumal Hansen für den fraglichen Zeitpunkt ein Alibi vorweisen kann. Einzig Officer Gregg Baker (Ryan O’Nan), der die junge Frau aus ihrer misslichen Lage befreien konnte, kann es nicht mitansehen, wie der Fall unter den Teppich gekehrt werden soll, kopiert ihre Akte und sendet sie an die State Troopers. Dort landet das Material bei Jack Halcombe (Nicolas Cage), der seinen Job eigentlich in zwei Wochen an den Nagel hängen will und zusammen mit Sergeant Lyle Haugsven (Dean Norris) gerade mit Ermittlungen zu einer in der Wildnis gefundenen Frauenleiche beschäftigt ist.
Bei der Durchsicht von Cindy Paulsons Akte fallen Halcombe jedoch frappierende Ähnlichkeiten zum aktuellen Mordopfer auf. Er beschließt, Kontakt zu dem Vergewaltigungsopfer aufzunehmen, und lässt sich von Vice Detective John Gentile (Michael McGrady) in die Szene der Sex-Clubs und Prostitution in Anchorage einführen. Für Halcombe ist Cindy Paulson die wichtigste Zeugin für eine mögliche Anklage gegen Hansen, der mittlerweile mitbekommen hat, dass das einzige Opfer, das die Gefangenschaft bei ihm in der abgelegenen Waldhütte überlebt hat, mit der Polizei zusammenarbeitet…
Kritik:
Der als „The Flying Nightmare“ bekannte Robert Hansen brachte in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche junge Frauen im Alter zwischen 17 und 41 Jahren mit seinem Privatflugzeug zu einer entlegenen Hütte, misshandelte sie und entließ sie anschließend in die Wildnis, um sie zu jagen und zu töten. Er bekannte sich für 17 Morde schuldig und ist damit der Serienmörder mit den meisten nachgewiesenen Opfern in der Geschichte Alaskas.
Scott Walker hat die Ereignisse, die das jahrelang unentdeckte Treiben Robert Hansons und die Ermittlungen der State Troopers betreffen, selbst in ein Drehbuch gegossen, das spürbar den Konventionen des Serienkiller-Thriller-Genres folgt, ohne ihm eigene Akzente zu verleihen. Die Identität des Vergewaltigers und Killers wird recht früh preisgegeben, doch fokussiert sich „Frozen Ground“ mehr auf Halcombes engagierte Jagd auf Hanson als auf die Persönlichkeit des Mannes, der als Junge in der Schule wegen seiner Akne und seines Stotterns gehänselt wurde, unter der Beziehung zu seinem dominanten Vater litt und wegen Brandstiftung bereits eine dreijährige Haftstrafe verbüßen musste.
John Cusack bekommt kaum die Möglichkeit, sein schauspielerisches Können in den wenigen Szenen zu zeigen, in denen er kurz Aufträge in seiner Bäckerei verteilt und beim Essen mit der Familie seine Frau in die Schranken weist. So richtig kennenlernen wird der Zuschauer Hansen erst, als er seine weiblichen Opfer in sein Flugzeug zwingt, sie in der Wildnis erst an einen Baum fesselt und sie dann freilässt, um sie mit seinem Jagdgewehr zu töten. Die psychologische Motivation wird allerdings nie aufgelöst, nicht mal im finalen Verhör, das zu den stärkeren Szenen des Films zählt und Cusack endlich die Chance bietet, die Tiefen seiner Figur zu offenbaren. Im Zentrum der Handlung stehen allerdings ohnehin Halcombes Bemühungen, Beweise für Hansens Taten zu finden und seine einzige Zeugin zu beschützen.
Nicolas Cage macht seine Sache als knallharter Ermittler gut.
So bietet „Frozen Ground“ eine ansprechende Serienkiller-Hatz mit gut aufgelegten, aber nie geforderten Darstellern und eine stimmige Atmosphäre im sowohl urbanen als auch wilden Alaska.
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