Revolution

Mit dem vierfach Oscar-prämierten Sport-Drama „Die Stunde des Siegers“ (1981) hatte der britische Filmemacher Hugh Hudson (1936-2023) selbst seine große Stunde, war für seine Regiearbeit selbst für einen Academy Award nominiert. Danach brachte Hudson allerdings nicht mehr viel Sehenswertes zustande. Auf die Neuverfilmung der Tarzan-Legende unter dem Titel „Greystoke“ (1984) mit Christopher Lambert in der Hauptrolle folgte der kolossale Flop mit dem 28 Millionen Dollar teuren Historien-Drama „Revolution“ (1985), das nicht mal Al Pacino und Donald Sutherland retten konnten. 

Inhalt: 

Während sich die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1776 im Unabhängigkeitskrieg mit England befinden, gerät der in der Adirondack-Region, New York, lebende Pelzhändler Tom Dobb (Al Pacino) eher unfreiwillig in den Sog der Amerikanischen Revolution. Erst wird sein Boot von den Revolutionären beschlagnahmt, als er im Hafen von New York anlegt, dann kann er nicht verhindern, dass sein 14-jähriger Sohn Ned (Dexter Fletcher) in die Rebellenarmee eintritt und damit zwangsverpflichtet ist. 
Um weiterhin bei seinem Sohn bleiben zu können, bleibt Tom nichts anderes übrig, als ebenfalls in die Armee zu gehen. Doch dann gerät Ned in die Fänge der britischen Truppen unter Kommando des sadistischen Sergeants Peasy (Donald Sutherland) und wird brutal ausgepeitscht, als er in die Hand eines Offiziers beißt. Auf der Suche nach Ned kreuzen sich immer wieder die Wege von Tom und der hübschen Adligen Daisy McConnahay (Nastassja Kinski), die sich den Rebellen im Kampf um die amerikanische Unabhängigkeit angeschlossen hat. Doch der Krieg treibt das Paar immer wieder auseinander… 

Kritik: 

Der amerikanische Drehbuchautor Robert Dillon weist eine interessante Werksbiografie mit Filmen wie „Der Mann mit den Röntgenaugen“, „Das alte finstere Haus“, „Die Professionals“, „French Connection II“ und „Menschen am Fluss“ auf. Doch sein Drehbuch zu „Revolution“ schwächelt in der Exposition ebenso wie in der Einbettung der Geschichte in den historischen Hintergrund sowie im Spannungsaufbau und in der Charakterisierung der Figuren. 
Abgesehen von der Tatsache, dass sich die Amerikaner aus der Knechtschaft der britischen Krone befreien wollen und für die beabsichtigte Revolution alles an Jungen und Männern verpflichten, derer sie habhaft werden können (und die dafür in der später berüchtigten Wall Street mit dem Versprechen von Gold und Land geködert werden), bleiben die Hintergründe zur Entstehung des revolutionären Gedankenguts im Dunkeln. Das mag darin begründet liegen, dass „Revolution“ aus der Perspektive des ungebildeten Pelzhändlers Tom Dobb erzählt wird, der von den Ereignissen buchstäblich mitgerissen wird und dann nur noch versucht, seinen Sohn wiederzufinden und irgendwie zu überleben. 
Leider bringen Dillon und Hudson keine Stringenz in ihre Geschichte, springen von Schauplatz zu Schauplatz, ohne die Zusammenhänge zu erklären. So bleibt die Motivation der adligen Daisy beispielsweise völlig unklar, warum sie sich den Rebellen anschließt und sich gegen ihren Vater auflehnt, der den Krieg vor allem als gewinnträchtiges Unternehmen ansieht. Ebenso bleibt unerklärlich, wie Daisy immer wieder an den Schauplätzen auftaucht, an die es Ned und seinen Vater getrieben hat. 
Statt logische Zusammenhänge zu schaffen und eine spannende Geschichte zu erzählen, beschränkt sich Hudson ganz auf die üppigen Schauwerte seines Films, und die sind vor allem dreckig, schlammig und düster. Und wo das Elend aus Hunger, Erschöpfung, Blut und Schmutz nicht ausreicht, sorgen eingestreute Schlachtsequenzen dafür, dass jedem Zuschauer klar wird, dass Krieg kein Zuckerschlecken ist. Immerhin lässt „Revolution“ nicht unerwähnt, dass natürlich die Armen den Kampf der Wohlhabenden kämpfen. 
Al Pacino kann seiner Figur längst nicht die Intensität verleihen, wie es ihm zuvor in Meisterwerken wie „Serpico“ und „Hundstage“ gelungen ist, dafür bleibt ihm auch nicht der nötige Raum. Und auch Donald Sutherlands („Wenn die Gondeln Trauer tragen“, „Klute“) Figur des sadistischen englischen Offiziers bleibt sehr eindimensional. Für echte Romantik zwischen Al Pacinos und Nastassja Kinskis Figuren bleibt da nicht mehr genügend Raum. Aus dem Stoff hätte man weit mehr machen können! Schade um die vergebenen Chancen…  

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