Cruising

Mit „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“ (1971) und „Der Exorzist“ (1973) avancierte William Friedkin in den 1970er Jahren zu einem der kontroversesten, aber auch interessantesten Filmemachern. Auch sein 1980 entstandener Thriller „Cruising“ ist kaum für den Massengeschmack gemacht worden, thematisiert er doch Serienmorde an Homosexuellen in der New Yorker S&M-Szene. Für Al Pacino bot der Thriller einmal mehr die Möglichkeit, sein schauspielerisches Ausnahmetalent unter Beweis zu stellen. 

Inhalt: 

Nachdem mehrere homosexuelle Männer mit offensichtlichen S&M-Vorlieben nackt, gefesselt und durch mehrere Messerstiche in den Rücken getötet aufgefunden worden sind, beauftragt Captain Edelson (Paul Sorvino) den jungen Streifenpolizisten Steve Burns (Al Pacino) mit einer heiklen Mission. Da er den Mordopfern ähnlichsieht, soll er als Lockvogel für den Serienmörder agieren und undercover in der Schwulenszene der S&M-Clubs in New York ermitteln. Seiner Freundin Nancy (Karen Allen) darf er natürlich nichts über seinen Einsatz erzählen. Er bezieht ein eigenes kleines Apartment und gibt sich als homosexueller Grafikdesigner aus, der gerade sein Studium hingeschmissen hat. Nachts hält er in den berüchtigten Szene-Klubs die Augen offen und bekommt langsam ein Gefühl dafür, wie die Männer ihre Partner zur Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse aufreißen. 
Während Burns immer tiefer in die Szene eintaucht, entfremdet er sich nicht nur von seiner Freundin, sondern begibt sich auch in Gefahr, selbst zum Opfer des Schwulen-Killers zu werden… 

Kritik: 

Es kann wenig überraschen, dass „Cruising“ schon während der Dreharbeiten für große Aufregung in der Homosexuellen-Szene gesorgt hat und letztlich nur zensiert in die Kinos gekommen ist. Doch die allgemeine Befürchtung, dass Friedkin mit seinem Film ein allzu schlechtes Licht auf diese Subkultur wirft, bewahrheitete sich nicht. Zwar ist „Cruising“ ein atmosphärisch düsteres Thriller-Drama geworden, das größtenteils an authentischen Orten der harten S&M-Szene gedreht worden ist, doch begnügt sich Friedkin damit, diese Lebensweise nur als eine von vielen anderen zu zeigen, ohne sie zu diffamieren. Und auch wenn der Film mit einem im Hudson River treibenden Arm beginnt und angesichts bevorstehender Wahlen Druck auf die Ermittler angesichts der die Schlagzeilen dominierenden Homosexuellen-Morde ausgeübt wird, gerät die eigentliche Krimihandlung zusehends in den Hintergrund. Stattdessen darf der wieder einmal groß aufspielende Al Pacino („Der Pate“, „Sea of Love – Melodie des Todes“) in einer Rolle glänzen, die von innerer Zerrissenheit geprägt ist. Der junge Cop Steve Burns lebt eigentlich glücklich mit seiner attraktiven, offensichtlich gut situierten Freundin Nancy zusammen, entwickelt während seines Undercover-Einsatzes aber eine seltsame Faszination für den ihm zuvor völlig unbekannten Lebensstil der harten Sex praktizierenden Homosexuellen. 
Pacino übt sich in gebotener Zurückhaltung angesichts der emotionalen Zerrissenheit, bringt sein wankendes Weltbild und die Ungewissheit über seine eigenen sexuellen Bedürfnisse mit einer fast regungslosen Mimik zum Ausdruck. Die Auflösung des Krimi-Plots wirkt dagegen ganz den Konventionen des Genres geschuldet und trübt den Gesamteindruck der atmosphärisch dichten Milieustudie, in der Al Pacinos Figur eine interessante Transformation durchmacht.  

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