Thirteen Days
Der australische Filmemacher Roger Donaldson hat bereits mit seinem Hollywood-Erfolg „Die Bounty“ (1984) bewiesen, dass er eindrucksvolle Schauwerte mit einer historisch gut aufgearbeiteten Geschichte zu verbinden versteht. Sechzehn Jahre später, in denen Donaldson noch weitere sehenswerte Werke wie „No Way Out – Kein Weg zurück“ und „White Sands – Der große Deal“ realisierte, inszenierte er mit „Thirteen Days“ ein packendes politisches Drama, das den Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion thematisierte.
Die Spannungen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika erreichen im Oktober 1962 ihren Höhepunkt, als Fotos der Luftüberwachung über Kuba darauf hinweisen, dass die Russen dort nukleare ballistische Boden-Boden-Mittelstreckenraketen stationiert haben, mit denen ein Großteil der Ziele in den USA erreicht werden können. Um keine öffentliche Panik auszulösen, bespricht US-Präsident John F. Kennedy (Bruce Greenwood) die möglichen Konsequenzen aus dieser beunruhigenden Entdeckung, die durch schärfere Kameraaufnahmen tatsächlich verifiziert werden, im kleinsten Kreis, darunter sein als Innenminister eingesetzter Bruder Robert (Steven Culp) und sein politischer Berater Kenneth O’Donnell (Kevin Costner).
Während die militärischen Führer auf einen Luftangriff und die anschließende Invasion Kubas drängen, um einem sowjetischen atomaren Erstschlag zu entgehen, sucht JFK verzweifelt nach einer politischen, möglichst gewaltfreien Lösung und entscheidet sich schließlich für eine Blockade Kubas, die offiziell als Quarantäne bezeichnet wird, damit sie nicht als kriegerische Handlung ausgelegt werden kann. Zwar drehen die meisten sowjetischen Schiffe mit Ablauf des Ultimatums rechtzeitig ab, doch einige andere halten unbeeindruckt weiter auf Kuba zu.
Dazu kommt, dass weitere Fotoaufnahmen darauf hindeuten, dass die Sowjets ihre auf Kuba stationierten Raketen startklar machen. Darauf weist auch der Vertreter der Vereinigten Staaten, Adlai Stevenson (Michael Fairman), auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York seine internationalen Kollegen hin. Schließlich erhält Kennedy einen Brief des sowjetischen Regierungschefs Chruschtschow, der den Amerikanern anbietet, keine weiteren Nuklearwaffen nach Kuba zu schicken, wenn die USA im Gegenzug ihre in der Türkei stationierten Raketen abziehen…
Kritik:
Das Zusammenspiel von Regisseur Roger Donaldson („Species“, „Dante’s Peak“) und Hollywood-Star Kevin Costner („Waterworld“, „Wyatt Earp“) hat schon bei ihrer ersten gemeinsamen Arbeit an dem Polit-Thriller „No Way Out – Kein Weg zurück“ sehr gut funktioniert. Mit „Thirteen Days“ präsentiert sich das Gespann in einem dramatischen, auf wahren Begebenheiten basierenden Polit-Drama, das im Gegensatz zu „No Way Out“ fast nur im Weißen Haus angesiedelt ist und mit einer bedrückenden Atmosphäre dokumentiert, wie schwierig der Drahtseilakt gewesen ist, den der gerade von den militärischen Spitzen als schwach angesehene Präsident John F. Kennedy bewältigen musste, als er innerhalb von dreizehn Tagen im Oktober 1962 die Eskalation des Kalten Krieges zu verhindern versuchte.
Das Drehbuch von David Self („Wolfman“, „Road to Perdition“), das wiederum auf einem Buch von Ernest R. May und Philip D. Zelikow basiert, klammert ganz bewusst die sowjetische Seite aus, sondern versucht, allein aus der amerikanischen Perspektive zu schildern, wie schwer die Entscheidungen waren, die Kennedy und sein engster Berater-Stab aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen treffen mussten. Dabei wird vor allem deutlich, dass Kennedy viel mehr als dem Militär bewusst war, welch schreckliche Konsequenzen ein atomarer Erstschlag für die Welt bedeuten würde, weshalb er verständlicher- und klugerweise alle diplomatischen Möglichkeiten zur Deeskalation des Konflikts zuerst in Betracht gezogen hat.
Donaldson erweist sich wie schon bei „No Way Out“ als Meister der inszenierten Spannung und treibt vor allem Bruce Greenwood („I, Robot“, „Die Verlegerin“), Kevin Costner und den bislang kaum bekannten Steven Culp („Desperate Housewives“, „Bosch“) zu Höchstleistungen in dem dialogbetonten Drama an, das fast ohne herkömmliche Action auskommt.
Trotz der stolzen Länge von knapp zweieinhalb Stunden kommt bei „Thirteen Days“ nie Langeweile auf. Selten wurde ein reales politisches Ereignis so packend umgesetzt wie hier.
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