Young Guns

Mit dem fulminanten Flop, den der zuvor gefeierte Regisseur Michael Cimino („Die durch die Hölle gehen“) 1980 mit seinem Western-Epos „Heaven’s Gate“ abgeliefert hat, versetzte er gleich einem ganzen Genre den Todesstoß. Bevor Kevin Costners siebenfach Oscar-prämiertes Regiedebüt „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) für ein kurzzeitiges Wiedererwachen des Westerns gesorgt hatte, wagten sich allein Clint Eastwood mit „Pale Rider – Der namenlose Reiter“ und Lawrence Kasdan mit „Silverado“ an eine Neubelebung des totgesagten Genres. Für eine interessante Frischzellenkur war auch Christopher Cain („Der Junge vom schwarzen Fluss“, „Der Prinzipal – Einer gegen alle“) verantwortlich, als er 1988 für „Young Guns – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ eine ganze Reihe Jungstars wie Kiefer Sutherland, Emilio Estevez, Charlie Sheen und Lou Diamond Phillips auflaufen ließ. 

Inhalt: 

Lincoln County, New Mexico, 1877: Der aus England stammende Rinderzüchter John Tunstall (Terence Stamp) nimmt den jungen Herumtreiber William H. Bonney (Emilio Estevez), genannt Billy, bei sich auf, bevor dieser in Lincoln in eine Schießerei gerät. Auf seiner Farm bietet Tunstall insbesondere heimatlosen und ungebildeten jungen Männern ein Zuhause, wenn sie für ihn als Gegenleistung als Cowboys arbeiten und Lesen lernen. Billy fügt sich schnell in die Gruppe um Dick Brewer (Charlie Sheen), Doc Scurlock (Kiefer Sutherland), Chavez y Chavez (Lou Diamond Phillips), Charlie Bowdre (Casey Siemaszko) und Dirty Steve Stevens (Dermot Mulroney) ein. 
Das sieht vor allem der skrupellose irisch-stämmige L. G. Murphy (Jack Palance) nicht gern, der als Kopf der mächtigen Murphy-Dolan Gruppe das Weideland von Tunstall beansprucht. Als Tunstall nicht klein beigeben will, lässt Murphy ihn vor den Augen von Tunstalls Schützlingen aus einem Hinterhalt heraus niederschießen. Unter dem Einfluss von Tunstalls Anwalt und Freund, Alexander McSween (Terry O’Quinn), werden Billy und die anderen zu Deputy-Sheriffs von Lincoln-County ernannt. Dazu erhalten sie den Auftrag, die Beteiligten am Tunstall-Mord festzunehmen, um sie dem Gesetz zuzuführen. 
Angeführt von ihrem Ältesten, Dick Brewer, wollen die „Regulatoren“ zuerst Henry Hill festnehmen. Doch Billy, der den Mord an seinem Beschützer persönlich nimmt, erschießt Hill bei der Verhaftung, worauf es zu einem Feuergefecht mit dessen Freunden kommt, von denen ebenfalls mehrere getötet werden. Nachdem weitere Aktionen ähnlich verlaufen sind und Billy außerdem einen Regulator erschossen hat, der sich tatsächlich als einer von Murphys Spitzeln entpuppte, droht die Gruppe zwischen ihm und Dick zu zerfallen und bei dem Rachefeldzug gegen Murphys Bande selbst zu Gejagten zu werden… 

Kritik: 

Als Grundlage für seinen Neo-Western „Young Guns“ hat sich Christopher Cain des historischen Lincoln-County-Rinderkriegs von 1878 ebenso bedient wie der Geschichte von Billy the Kid, wobei er sich natürlich auch die nötigen künstlerischen Freiheiten herausnimmt, um die Fakten hinsichtlich der dramaturgischen Kohärenz anzupassen. So gab es beispielsweise keine romantische Liaison zwischen Doc und dem chinesischen Mädchen, das Murphy im Film als „Vormund“ für sich beansprucht hat. „Young Guns“ erzählt eine klassische Rachegeschichte, die auf den ebenso klassischen Konflikt zweier Rinderbarone folgt, und offenbart dabei kaum neue Elemente. 
Den Filmemachern geht es hier definitiv nicht darum, das Genre wirklich wiederzubeleben, sondern den Jungstars Kiefer Sutherland („The Lost Boys“, „The Killing Time“), Emilio Estevez („Der Frühstücksclub“, „Die Nacht hat viele Augen“), Charlie Sheen („Platoon“, „Wall Street“) und Lou Diamond Phillips („La Bamba“, „Stand and Deliver“) eine Bühne zu bieten, um mit Action und etwas Klamauk die MTV-Generation zu unterhalten. Flankiert von Jack Palance („Mein großer Freund Shane“, „Die Verachtung“) und Terence Stamp („Staatsanwalte küsst man nicht“, „Der Sizilianer“), dürfen sich die Nachwuchsstars als abenteuerlustige Cowboys austoben, ohne schauspielerisch wirklich Akzente setzen zu können. Dafür stehen dann doch die Action und der immer wieder eingestreute Humor zu sehr im Vordergrund. 
Der unterhaltsame, Film war immerhin an den Kinokassen so erfolgreich, dass zwei Jahre später mit „Young Guns II“ – wiederum mit Kiefer Sutherland, Emilio Estevez und Lou Diamond Phillips in den Hauptrollen – noch eine Fortsetzung gedreht wurde. 

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