Sea of Love - Melodie des Todes

Zwar hat der 1928 in New York geborene Harold Becker in seiner langjährigen Regiekarriere seit 1964 bereits einige sehenswerte Beiträge wie „Mord im Zwiebelfeld“ (1979) und „Die Kadetten von Bunker Hill“ (1981) inszeniert, doch erst mit dem Erotik-Thriller „Sea of Love – Melodie des Todes“ (1989) wurde Becker auch international bekannt. Das lag sicher nicht nur an seiner stilvollen Inszenierung, sondern auch an dem großartigen Darsteller-Duo Al Pacino und Ellen Barkin

Inhalt: 

Zu seinem 20-jährigen Dienstjubiläum bekommt es der New Yorker Detektiv Frank Keller (Al Pacino) mit einem Serienkiller zu tun, der seine Opfer über Kontaktanzeigen in der Zeitung findet. Die männlichen Opfer werden jeweils nackt auf dem Bauch im Bett liegend aufgefunden, von einer Kugel getötet, die ihnen durch den Hinterkopf gejagt worden ist. Auf dem Plattenteller dreht sich die Single „Sea of Love“ von Phil Phillips (1959). 
Dass es sich um einen Serienkiller handelt, erfährt Keller allerdings erst, als er bei einer Polizeifeier seinen Kollegen Sherman (John Goodman) kennenlernt, der in seinem Revier einen ähnlichen Fall untersucht und anhand der Indizien davon ausgeht, dass es sich um einen weiblichen Täter handeln könnte. Fortan bilden die beiden Cops ein Ermittler-Duo und kommen auf die Idee, ebenso wie die Männer in den Kontaktanzeigen mit einem selbst geschriebenen Gedicht an die mutmaßliche Täterin zu gelangen. Keller trägt bei seinen eng getakteten Dates in einem Diner nicht nur eine Wanze, sondern weiß auch einige Kollegen um sich, wobei Sherman als Kellner dafür zuständig ist, die Gläser der Damen für die Fingerabdrücke zu sichern, die mit denen an den Tatorten abgeglichen werden sollen. 
Das Vorhaben scheint sich allerdings zu einem Flop zu entwickeln. Erst als Frank die attraktive Helen Cruger (Ellen Barkin) kennenlernt, scheint sich zumindest in privater Hinsicht wieder etwas zu tun, nachdem Franks Ex-Frau mit seinem Kollegen Gruber (Richard Jenkins) liiert ist. Sherman warnt Frank eindringlich davor, etwas mit Helen anzufangen, da sie – solange sie ihre Fingerabdrücke nicht abgeglichen haben – zum Kreis der Tatverdächtigen zählt, doch da ist der desillusionierte Cop der alleinerziehenden Schuhverkäuferin längst verfallen… 

Kritik: 

Noch bevor Paul Verhoeven 1992 mit „Basic Instinct“ den ultimativen Erotik-Thriller in die Kinos brachte, hat Harold Becker mit „Sea of Love – Melodie des Todes“ den Weg dafür geebnet. Dabei zielt der Film gar nicht offensichtlich auf seine erotischen Qualitäten ab, auch nicht auf die kriminalistische Ebene, sondern überzeugt in erster Linie als Charakterstudie eines arbeitswütigen Großstadtcops, der seiner Ex-Frau nachtrauert und keine Hemmungen hat, sie nachts in angetrunkenem Zustand aus dem Bett zu klingeln. John Goodman („King Ralph“, „Barton Fink“) und Al Pacino („Serpico“, „Der Duft der Frauen“) geben nicht nur ein großartiges Ermittler-Duo ab, sondern machen mit ihrer temperamentvollen Männerfreundschaft auch ordentlich Dampf im Kessel. Die Spannung fokussiert sich dabei eindeutig auf die heiße Liaison zwischen Frank und Helen. 
Während der Krimi-Plot eher dürftig zusammengeschustert wirkt, sind die erotischen Momente zwischen Pacino und Barkin („The Big Easy“, „Switch – Die Frau im Manne“) definitiv der Höhepunkt des Neo-Noir-Dramas. Barkin verkörpert die alleinerziehende Femme fatale mit einer knisternden Energie, dass sie Al Pacino in den gemeinsamen Szenen oft genug die Show stiehlt. Die schwache Auflösung des Krimi-Plots sorgt zwar für Minuspunkte, doch dank der straffen Inszenierung, der starken Darsteller und Trevor Jones‘ („Angel Heart“, „Dark City“) jazzig angehauchten Score ist „Sea of Love“ noch immer sehenswert. 

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