Backdraft
Mit „Splash: Jungfrau am Haken“ (1984), „Cocoon“ (1985), „Willow“ (1988) und „Eine Wahnsinnsfamilie“ (1989) hat Ron Howard sich als vielseitiger Mainstream-Regisseur erwiesen, der mit „Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen“ (1991) erstmals einen realistischeren Stoff umgesetzt hat und dabei auf eine starke Besetzung mit Kurt Russell, William Baldwin, Scott Glenn, Robert De Niro, J.T. Walsh und Donald Sutherland bauen konnte.
Nachdem bereits sein Vater Feuerwehrmann in Chicago gewesen war – und in Ausübung seines Berufs vor seinen Augen ums Leben gekommen ist – und sein Bruder Stephen (Kurt Russell) ebenfalls zur Feuerwehr gegangen ist, legt auch Brian McCaffrey (William Baldwin) die Prüfung zum Feuerwehrmann ab. Allerdings versucht er erfolglos, sich nicht in die Einheit seines Bruders versetzt zu werden. Stephen hält nicht viel von seinem wankelmütigen jüngeren Bruder, der noch nie lange bei einem Job geblieben ist, und auch bei seinen ersten Einsätzen unter seinem Bruder, macht Brian keine gute Figur.
Als es in einem Wohnhaus zu einer gewaltigen Explosion kommt, bei der ein Mann getötet wird, nimmt sich der Brandermittler Rimgale (Robert De Niro) des Falls um, um zu untersuchen, ob es sich um Brandstiftung oder einen Unfall gehandelt hat. Der ambitionierte Lokalpolitiker Swayzak (J.T. Walsh) macht zwar Druck, dass er bald Ergebnisse geliefert bekommt, doch hat er selbst durch die von ihm umgesetzten Sparmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Feuerwehr nicht mehr so einsatzkräftig ist wie gewohnt. Als es zu einer weiteren Explosion mit Todesfolge kommt, geht Brian dem Brandermittler Rimgale zur Hand und versucht, durch seine Ex-Freundin Jennifer (Jennifer Jason Leigh), die mittlerweile im Rathaus für Swayzak arbeitet, an Hintergrundinformationen zu den Opfern zu kommen. Dabei kommen Details ans Licht, die auch das Leben der Feuerwehrmänner gefährden, denn der Brandstifter kennt sich sehr gut mit den Gesetzmäßigkeiten des Feuers aus, wie auch der inhaftierte Brandstifter Ronald Bartel (Donald Sutherland) weiß…
Kritik:
Nach einem Drehbuch des ehemaligen Feuerwehrmann Gregory Widen („Highlander: Es kann nur einen geben“, „God’s Army – Die letzte Schlacht“) hat Ron Howard ein packendes Drama inszeniert, in dem das Feuer neben den Darstellern zu einem gleichwertigen Storyelement wird. Geschickt nimmt der Film die Fehde zwischen den beiden irischstämmigen Brüdern als Ausgangspunkt, um darauf sowohl einen Kriminalfall als auch eine Studie des Lebens von Feuerwehrmännern zu stricken. Einen dramatischen Höhepunkt präsentiert „Backdraft“ gleich zu Beginn, als der junge Brian entsetzt beobachtet, wie sein Vater bei einer Explosion während eines Einsatzes ums Leben kommt.
Das Bild, wie er mit dem Feuerwehrhelm seines Vaters an der Unglücksstelle steht, ziert schließlich das Cover des „Time“-Magazins, doch die Tragödie trennte die beiden Brüder eher, als dass sie sie zusammenschweißte. Der Film macht deutlich, welche Opfer die Feuerwehrmänner nicht nur im Dienst bringen müssen, sondern auch im privaten Leben, denn selten bekommt die Familie eines Feuerwehrmanns die Aufmerksamkeit, die die Arbeit erfordert.
Der Kriminalfall geht hier einher mit politischer Korruption, doch wird dieser Part nicht vorrangig ausgespielt. Stattdessen fasziniert „Backdraft“ vor allem durch die Inszenierung gewaltiger Feuersbrünste, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten zu folgen scheinen und deshalb für die Feuerwehrmänner so gefährlich sind. Immer wieder werden Männer in Ausübung ihrer Arbeit schwer verletzt oder sogar getötet. Der Kampf der Feuerwehrmänner gegen die Flammen stellt das eigentliche Spektakel des Films dar. Die wunderbar von Mikael Salomon („In einem fernen Land“, „Abyss – Abgrund des Todes“) eingefangenen Bilder der lebendig wirkenden Flammen, die durchweg überzeugenden Darstellerleistungen und der mal wuchtige, mal emotional berührende Score von Hans Zimmer machen „Backdraft“ zu einem packenden Drama, das vor allem Respekt einflöst – dem Feuer gegenüber ebenso wie der Zunft der Feuerwehrleute.
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