Dreizehn Leben

Lässt man Ron Howards Regie-Karriere Revue passieren, hat er der ehemalige Kinder-Star seine besten Filme realisiert, wenn er sich Geschichten annahm, die das Leben schrieb, so „Apollo 13“, „Frost/Nixon“ und „Das Comeback“. Im Jahr 2022 verfilmte er die weltweit aufsehenerregende Rettung einer Jungen-Fußballmannschaft, die 2018 in einer 18-tägigen Rettungsaktion aus der überfluteten thailändischen Tham-Luang-Höhle geborgen werden konnten. 

Inhalt: 

Um den Geburtstag eines ihrer Kameraden zu feiern, machen die zwölf Jungen eines Fußball-Clubs mit ihrem Trainer (Teeradon Supapunpinyo) auf ihren Fahrrädern nach dem Training einen Ausflug in die nahegelegene Tham-Luang-Höhle. Doch kaum haben sie sich in die Tiefen des von vor allem von Touristen besuchten Naturspektakels begeben, sorgen heftige Regenfälle dafür, dass die Höhle in kürzester Zeit überflutet wird und die Jungen mit ihrem Trainer eingeschlossen sind. Zum Glück sind einige Eltern über den Aufenthaltsort der Kinder informiert, doch als sie den Eingang der Höhle erreichen, steht dort bereits alles unter Wasser. In kürzester Zeit formiert sich eine immer größer werdende Schar an Hilfskräften, die vom Gouverneur der Provinz, Narongsak (Sahajak Boonthanakit), koordiniert wird. Eigentlich sollte er in der nachfolgenden Woche versetzt werden, doch nun wird er vom zuständigen Minister so lange an dem Unglücksort stationiert, bis die Sache abgeschlossen ist. 
Nachdem bereits die Elite-Taucher der thailändischen Armee daran scheitern, in den engen Gängen zwischen den einzelnen Kammern voranzukommen, machen sich die beiden erfahrenen britischen Höhlentaucher John Volanthen (Colin Farrell) und Rick Stanton (Viggo Mortensen) daran, zu den eingeschlossenen Jungen vorzudringen. Zwar schaffen sie es im zweiten Anlauf tatsächlich, durch die engen und verwinkelten Gassen zu den weiter als erwartet in der Höhle kauernden, allesamt noch lebenden Kids vorzudringen, doch Hoffnung auf eine baldige Rettung können sie ihnen nicht machen. Der Tauchgang nahm schließlich sechs Stunden in Anspruch und war mit allerlei Gefahren gespickt. Die Entdeckung der lebenden Kinder macht schnell die Runde. Eltern, Freunde und Verwandte gehen davon aus, ihre Liebsten bald wieder in ihre Arme schließen zu dürfen, doch der anhaltende Starkregen flutet weiterhin die Höhle. 
Um die Wassermassen umzuleiten, müssten die Felder der Bauern geflutet werden, was ihre Ernte unbrauchbar machen würde. Schließlich hat Rick eine ungewöhnliche Idee, die allerdings nicht ohne Tücken ist und den Einsatz seines Freundes Harry Harris (Joel Edgerton) erfordert… 

Kritik: 

18 Tage lang waren über 5000 Hilfskräfte daran beteiligt, die eingeschlossenen Jungs zwischen elf und sechzehn Jahren mit ihrem Trainer aus der überfluteten und schwer zugänglichen Tham-Luang-Höhle in Thailand zu befreien. Ron Howard hat diese beispiellose Zusammenarbeit örtlicher, landesweiter und internationaler Kräfte und Spezialisten in ein visuell und akustisch mitreißendes Drama geformt, das vor allem durch die spektakulär inszenierten Tauchgänge besticht. Mit der Vorgeschichte hält sich das zweieinhalbstündige, stellenweise etwas langatmige Drama nicht auf, die Jungs werden kaum näher charakterisiert, bis sie in der Höhle eingeschlossen sind. Und auch danach konzentriert sich die Handlung ganz auf die Männer und Frauen, die alles daransetzen, das Unmögliche möglich zu machen, denn sehr schnell gehen fast alle Beteiligte davon aus, die Jungen - wenn überhaupt – nur noch tot bergen zu können. Der Gouverneur verströmt in bester Politikermanier Zuversicht, gerade den verzweifelten Eltern gegenüber. Die Medien wollen informiert werden, die Rettungsmissionen aufeinander abgestimmt. Bei so vielen Beteiligten bleibt kaum Raum, um einzelne Akteure in den Vordergrund zu rücken. 
Howard lässt auch seine beiden Stars Viggo Mortensen („A History of Violence“, „The Road“) und Colin Farrell („Brügge sehen… und sterben?“, „The Lobster“) angenehm verhalten agieren und vermeidet so, dass der Eindruck entsteht, ohne die beiden erfahrenen Höhlentaucher wären die Kinder unrettbar verloren gewesen. Da die Kinder aber recht anonym bleiben, hält sich die Dramatik letztlich in Grenzen, da kaum Nähe zu den Figuren entwickelt wird. So rückt am Ende der rein technische Vorgang, die Kinder aus der kilometerlangen Enge des Kammer- und Gängesystems der Höhle zu befreien, in den Fokus, womit Howard ein gutes Stück Spannung verschenkt. Dennoch ist „Dreizehn Leben“ ein schönes Beispiel für den Mut und Zusammenhalt ganz verschiedener Menschen, die ihr Leben in den Dienst des Lebens Anderer stellen. 

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