Kopfgeld - Einer wird bezahlen
Mit Filmen wie „Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen“ (1991) und „Apollo 13“ (1995) hat sich Ron Howard als erstklassiger Blockbuster-Regisseur etabliert, der sein Ensemble regelmäßig zu Höchstleistungen anzutreiben versteht. Das trifft in ganz besonders hohem Maße auch auf „Kopfgeld“ (1996) zu, einem Entführungsthriller, der auf dem 1956 inszenierten Thriller „Menschenraub“ mit Glenn Ford und Donna Reed in den Hauptrollen basiert und in Mel Gibson und Gary Sinise zwei hochkarätige Gegenspieler in seinem Cast hat.
Bei einer gut besuchten Schulversammlung im Freien wird Sean (Brawley Nolte) quasi vor den Augen seines Vaters Tom Mullen (Mel Gibson), dem millionenschweren Eigentümer einer Fluggesellschaft, und dessen Frau Kate (Rene Russo) entführt. Wenig später erhält Tom eine Lösegeldforderung über zwei Millionen Dollar. Entgegen dem ausdrücklichen Verbot des Entführers schaltet Tom das FBI ein, das die Mullens durch einen Bestechungsgeldfall bereits kennengelernt hat. Während der Gewerkschaftsvertreter, den Tom bestochen haben soll, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, durfte Tom unbehelligt seine Geschäfte weiterführen. Tom ist auch gewillt, das Lösegeld zu zahlen und auch selbst zu dem vereinbarten Treffpunkt zu bringen, auch wenn ihm der Entführungsspezialist des FBI, Agent Lonnie Hawkins (Delroy Lindo), lieber einen erfahrenen Doppelgänger einsetzen würde. Doch bei der Übergabe wird einer der Entführer vom FBI erschossen.
Die Chancen, dass Tom und Kate ihren Sohn lebendig wiedersehen, scheinen verschwindend gering. Da entschließt sich Tom zu einem unkonventionellen Vorgehen. Vor laufenden Fernsehkameras setzt Tom das Lösegeld in ein Kopfgeld auf den Entführer aus. Das bringt den skrupellosen Cop Jimmy Shaker (Gary Sinise), der den Coup mit seiner Geliebten Maris Conner (Lili Taylor) und den beiden Brüdern Clark (Liev Schreiber) und Cubby (Donnie Wahlberg) ausgeheckt hat, unter Zugzwang…
Kritik:
„Ransom“ beginnt wie ein klassisches Entführungs-Thrillerdrama, wobei zunächst mit dem Werbespot, in dem Mel Gibsons Figur den Aufstieg seiner Fluggesellschaft beschreibt, eine typisch amerikanische Erfolgsgeschichte skizziert wird, die allerdings auch ihre Schattenseiten hat, wie der von ihm abgewendete Bestechungsgeldskandal andeutet und der im Verlauf des Films immer mal wieder thematisiert wird. Die Entführung des einzigen Mullen-Kindes zeigt aber auch schnell einen Bruch innerhalb der Ehe an, wenn Tom auf eigene Faust unkonventionelle Wege einschlägt, um seinen Sohn wieder zurückzubekommen. Die Figur des fürsorglichen Familienvaters, der sehr starrsinnig und eloquent sein kann, wenn es um seine Liebsten geht, ist Mel Gibson („Der Patriot“, „Lethal Weapon“) auf den Leib geschrieben, aber „Kopfgeld“ funktioniert gerade deshalb so gut, weil dem Hollywood-Star mit Gary Sinise („Apollo 13“, „Forrest Gump“) auch ein ebenbürtiger Darsteller als Bösewicht gegenübersteht. Da Sinises Detective früh als Strippenzieher der Entführung eingeführt wird, spitzt sich die Dramatik des Films ganz auf das Duell zwischen dem millionenschweren Unternehmer und dem skrupellosen Cop zu, der der Geschichte noch einen gesellschaftskritischen Ton beimengt, wenn er Mullen auf den Konflikt zwischen den oberirdisch in Saus und Braus lebenden Eloi und den unterirdisch arbeitenden Morlocks in der Verfilmung von H.G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ aufmerksam macht.
Die Entführung mit der Lösegeldforderung stellt für Shaker letztlich auch ein Mittel dar, es den „Reichen“, die sich auch noch von jeder Schuld freikaufen können, heimzuzahlen. Doch in der Hauptsache bietet „Kopfgeld“ vor allem packend inszenierten Thrill mit einem Duell auf Augenhöhe, bei dem allerdings auch Delroy Lindo („Schnappt Shorty“, „Da 5 Bloods“) als die Gemüter beruhigende FBI-Agent einen starken Eindruck hinterlässt und Rene Russo („Outbreak“, „Die Thomas Crown Affäre“) ein wenig mehr als nur die biedere Hausfrau spielen darf, wenn sie die Methoden und die Geschäfte ihres Mannes hinterfragt. Selbst die Nebendarsteller – Dan Hedaya, Liev Schreiber, Lili Taylor und Donnie Wahlberg – fügen sich perfekt in das Ensemble ein und sorgen dafür, dass der rasant inszenierte Thriller vor allem nach der überraschenden Wendung weiterhin an Fahrt gewinnt und bis zum Schluss spannend bleibt.
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