All Is Lost

Mit dem hochkarätig besetzten Wall-Street-Drama „Der große Crash“ (2011) bewies Drehbuchautor und Regisseur J.C. Chandor („A Most Violent Year“) bereits seine Hollywood-Qualitäten. Für seinen nachfolgenden Film gelang es ihm sogar, Hollywood-Altstar Robert Redford für die Hauptrolle zu verpflichten. Das ist umso bedeutsamer, da es die einzige Rolle in dem ungewöhnlich reduziert inszenierten Survival-Drama „All Is Lost – Überleben ist alles“ (2013) ist.

Inhalt:

Ein Mann (Robert Redford) allein auf hoher See. Während er unter Deck ein Nickerchen hält, stößt sein Segelboot auf ein Hindernis, Wasser dringt durch ein Leck in der Seitenwand ins Boot. Als der Segler an Deck geht, um die Ursache des Schadens zu begutachten, erblickt er einen einsam im Meer schwimmenden, mit Turnschuhen gefüllten Schiffscontainer, der sein Boot genau an der Stelle gerammt hat, an der auch das Funkgerät steht. Mühsam versucht der Mann das Leck zu flicken, trägt Schicht für Schicht Gewebematerial mit Leim auf, bis das Loch vollständig verdeckt ist. Zwischendurch wird das Wasser aus dem Inneren geschöpft. Er konsultiert Fachbücher und macht sich mit Navigationsgeräten vertraut, um seine Position irgendwo im Indischen Ozean zu eruieren, und ernährt sich ausschließlich aus Konserven. Weit und breit ist kein Land in Sicht, keine Menschenseele, kein anderes Boot. Und so treibt der alternde Mann scheinbar ziellos durch das Meer, bis sein Boot in einen heftigen Sturm gerät und es zum Kentern bringt…

Kritik:

Es ist schon erstaunlich, mit welch reduzierten Mitteln ein Autorenfilmer wie J.C. Chandor Spannung auf hoher See erzeugen kann. Wenn man Zeuge wird, wie Robert Redfords Figur nach dem Crash seines Bootes mit einem herrenlosen Schiffscontainer auf dem offenen Meer ums Überleben kämpft, fühlt man sich ein wenig an Tom Hanks‘ Figur in Robert Zemeckis‘ Survival-Drama „Castaway“ erinnert, doch das Setting in „All Is Lost“ fällt weitaus reduzierter aus. Der Segler in „All Is Lost“ wäre wahrscheinlich froh, wenn er auf einer Insel landen könnte, wo es wenigstens Nahrung und die Möglichkeit gibt, sich eine Unterkunft zu bauen. Der Mann in „All Is Lost“ muss dagegen mit dem auskommen, was er auf seinem Boot gebunkert hat – und das ist nicht viel. Wir beobachten, wie der Mann von einer Krise in die nächste gelangt, wie er aber – meist – die Nerven behält, sich aus den Dingen, die ihm zur Verfügung stehen, Hilfsmittel bastelt, um Trinkwasser zu gewinnen, Löcher zu stopfen, Wunden zu versorgen. 
Zum Ende hin gehen ihm viele Möglichkeiten, dann auch die Hoffnung auf Rettung aus. Dabei braucht es wenige Worte und kaum Musik. 
Allein Robert Redfords charismatische Mimik reicht aus, um das Befinden seiner Figur auszudrücken, von der wir weder den Namen noch die Geschichte kennen. Es geht letztlich um den Kampf des Einzelnen gegen die unbändigen Kräfte der Natur. Abwechslung bringen eigentlich nur das Wetter und wechselnde Perspektiven auf und unter Deck, über und unter dem Wasser. Das ist nicht besonders originell oder überraschend, aber bis zum Schluss sehr eindringlich inszeniert und stark gespielt. 

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