Der Clou
Als Regisseur George Roy Hill 1969 erstmals mit Paul
Newman und Robert Redford gemeinsam einen Film realisierte, schuf er
gleich einen Klassiker der Filmgeschichte. Präsentierte sich „Zwei Banditen“
noch als amüsanter Abgesang auf den klassischen Western, vereinte Hill die
beiden Hollywood-Stars ein zweites (und leider auch schon letztes Mal) vor der
Kamera und inszenierte mit „Der Clou“ (1973) eine launige Gaunerkomödie,
die mit tollen Darstellern, großartiger Ausstattung und stimmungsvoller Musik gleich
sieben Oscars abstauben konnte.
Inhalt:
Chicago 1936. Während der Wirtschaftskrise blühen nicht nur
Arbeitslosigkeit und Armut auf, sondern auch Kriminalität, Korruption und
Spekulation. Als die beiden Trickbetrüger Johnny Hooker (Robert Redford)
und Luther Coleman (Robert Earl Jones) zufällig einen Geldboten des
zwielichtigen Unternehmers Doyle Lonnegan (Robert Shaw) übers Ohr hauen
und dabei 11.000 Dollar erbeuten, sinnt Lonnegan auf Rache und weist seinen
Leibwächter Floyd (Charles Dierkop) an, die beiden Betrüger ausfindig zu
machen. Während Hooker sich einen roten Anzug kauft und beim Roulette seinen gesamten
Anteil verliert, wird Luther, der sich mit seinem Anteil zur Ruhe setzen und
bei dem Fuhrunternehmen seines Cousins in Kansas einsteigen wollte, von Lonnegans
Handlangern ermordet. Hooker flieht allerdings nicht nur vor Lonnegans Leuten,
sondern auch vor dem korrupten Cop Lieutenant Snyder (Charles Durning),
den er vorübergehend mit Falschgeld ruhigstellt. Hooker folgt einem Rat, den
ihm Luther kurz vor seinem Tod gegeben hatte, und macht sich auf zu Henry
Gondorff (Paul Newman), einem gewieften Falschspieler, der mit der
Kinderkarussell-Betreiberin Billie (Eileen Brennan) zusammenlebt. Um
sich an Lonnegan zu rächen, gewinnt Hooker seinen neuen Partner dafür, einen
Plan zu schmieden, wie man dem Gangster eins auswischt, ohne dass dieser es
bemerkt.
Zunächst benötigen sie Kapital für den entscheidenden
Schlag. Henry, reich und gepflegt gekleidet, sitzt – begleitet von seiner
Freundin und Hooker – im Expresszug und lässt Lonnegans Brieftasche mit
bis zu 20.000 Dollar Inhalt von der Freundin stehlen. Mit dem Geld kauft er
sich über den Schaffner in ein Pokerspiel mit dem Gangsterboss und
drei anderen Mitspielern ein. Diese kann er durch gespielte Trunkenheit und
professionelles Falschspiel besiegen, ebenso als letzten Spieler auch Lonnegan,
obwohl dieser auch selbst betrügt, und Henry dadurch aus dem Pott noch
15.000 Dollar schuldet, da er glaubt, seine Brieftasche im Abteil gelassen
zu haben. Johnny, der sich Kelly nennt, weist Lonnegan auf den Schwindel hin
und kann damit dessen Vertrauen gewinnen. Damit scheint der Gangsterboss bereit
für den großen Coup zu sein, den Gondorff mit seinen Gehilfen bereits aufwändig
vorbereitet…
Kritik:
Die New-Hollywood-Bewegung (1967-1976) war immer noch dabei,
die konventionellen Studio-Produktionen durch Independent-Filme mit Outlaws als
desillusionierte Protagonisten zu kontrastieren, als George Roy Hill
zusammen mit einer ganzen Crew von jungen Filmleuten – wie auch Drehbuchautor David
S. Ward („Milagro – Der Krieg im Bohnenfeld“, „Schlaflos in Seattle“) –
ein temporeiches, voller Überraschungen steckendes Heist Movie inszenierte, bei
dem man als Zuschauer sofort mit den Trickbetrügern sympathisiert. Denn im Gegensatz
zu einem Großkotz wie Lonnegan, der es auch auf die kleinen Leute abgesehen
hat, betrügen Hooker und Gondorff nur die großen Fische im Teich und sorgen so
für ein wenig Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich.
Die Gesellschaftskritik
spielt im Hintergrund zwar immer mit, aber im Mittelpunkt steht natürlich das
große Husarenstück, mit dem Hooker, Gondorff und ihre Crew dem Gangsterboss den
Schneid abkaufen. Das wird minutiös geplant, ist schon strukturell in einzelne
Kapitel aufgeteilt und fasziniert durch eine geschickte Aneinanderreihung gewiefter
Tricks und Gaunereien, die sich Lonnegans Überheblichkeit zunutze machen.
Paul
Newman und Robert Redford harmonieren hier noch besser miteinander,
wobei Newman hier ähnlich wie in „Die Farbe des Geldes“, wo er
als Mentor des jungen Tom Cruise auftritt, hier als Lehrer von Robert
Redfords Figur fungiert. Da sitzt jede Geste, jeder Ton, und Marvin
Hamlischs Oscar-prämierte Adaption der Ragtime-Piano-Stücke von Scott
Joplin runden den Klassiker ebenso ab wie das Bühnenbild von James W.
Payne und die Kostüme von Edith Head, die das Chicago der 30er
Jahre zu authentischem Leben erweckten.
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