Die Lincoln Verschwörung

Nachdem der für seine linksliberalen Ansichten bekannte Robert Redford in seiner vorangegangenen Regiearbeit „Von Löwen und Lämmern“ (2007) den Zusammenhang von Politik, Medien, Erziehung, Macht, Militär und Geld thematisiert hatte und damit auf seine Weise das anhaltende Trauma nach den Attentaten von 9/11 aufarbeitete, wandte er sich drei Jahre später mit „Die Lincoln Verschwörung“ einem kaum bekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte zu, der Ermordung Abraham Lincolns und dem Prozess gegen die der Verschwörung angeklagten Pensionsbesitzerin Mary Surratt.

Inhalt:

Als am 14. April 1865 eine Feier für die Überlebenden und Gewinner des Sezessionskrieges veranstaltet wird, zu der auch Präsident Abraham Lincoln eingeladen worden ist, wissen nur die wenigsten, dass Lincoln es vorgezogen hat, mit seiner Frau das „Ford’s Theatre“ zu besuchen. Während einige Rebellen die Feier unterwandern, um den Außenminister William H. Seward zu töten, sucht allein der Südstaaten-Sympathisant John Wilkes Booth (Toby Kebbell) das Theater auf, um Lincoln zu erschießen. Als der Kriegsminister Edwin Stanton (Kevin Kline) die Ermittlungen übernimmt, wird schnell klar, dass die beiden Attentäter nicht allein gehandelt haben. Insgesamt sieben Männer und eine Frau werden festgenommen. Der Vorwurf: Sie sollen in eine Verschwörung verstrickt sein, deren Ziel die Ermordung des Präsidenten sowie weiterer Regierungsmitglieder war. Als einzige Frau muss sich Pensionsbesitzerin Mary Surratt (Robin Wright) vor einem Militärtribunal verantworten, da sie in der Vergangenheit nicht nur Booth und seinen Männern regelmäßig Unterschlupf gewährt hat, sondern weil ihr nun flüchtiger Sohn John (Johnny Simmons) auch mit Booth befreundet gewesen ist. Nach anfänglichem Zögern übernimmt der idealistische Junganwalt und Nordstaaten-Kriegsheld Frederick Aiken (James McAvoy) die Verteidigung der mutmaßlichen Mitverschwörerin, nachdem ihm sein Mentor Reverdy Johnson (Tim Wilkinson) den Fall aufgedrängt hat. 
Im Laufe des Verfahrens wird Aiken klar, dass seine Mandantin, die inzwischen meistgehasste Frau des Landes, unschuldig sein könnte. Doch eine faire Verhandlung scheint in weiter Ferne, denn die Richter und der neue Präsident drängen trotz mangelnder Beweise auf ein schnelles und hartes Urteil...

Kritik:

Dass der Schauspieler und Südstaaten-Sympathisant John Wilkes Booth den 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ermordet hat und dafür gehängt worden ist, mag vielen Geschichtsfreunden noch bekannt sein, wohl aber kaum, dass im Prozess gegen Booth und seine Mittäter auch eine Frau auf der Anklagebank saß. Dieses kaum bekannte Kapitel der amerikanischen Geschichte bildet den Mittelpunkt der ersten Produktion der 2008 gegründeten The American Film Company (TAFC), die sich zum Ziel gesetzt hat, historisch fundierte Filme über die US-amerikanische Geschichte auf die große Leinwand zu bringen. 
Sehr nah an den Fakten adaptierte Redford das Drehbuch von James D. Solomon („The Bronx Is Burning“, „The Witness“) und rekapitulierte den Prozess aus der Perspektive des jungen Anwalts Aiken, der damit nicht nur seine Beziehung zu seiner Verlobten Sarah Weston (Alexis Bledel) und seinen Freunden aufs Spiel setzte, sondern auch seine weitere Karriere. Dabei geht es in „Die Lincoln Verschwörung“ gar nicht so sehr darum, Beweise für Mary Surrats Unschuld zusammenzutragen, sondern die kompromisslose Art und Weise, wie der Staat aus purer Rachsucht auf eine schnelle Verurteilung drängt und dabei die verfassungsmäßig garantierten Rechte von Verdächtigen mit Füßen tritt. Dabei muss Redford kein Pathos und übertrieben rührselige Momente heraufbeschwören, noch künstlich Spannung erzeugen. Der Prozess und die Strippen, die im Hintergrund gezogen werden, reichen aus, um zu veranschaulichen, wie wackelig das Rechtssystem ist, wenn es erst einmal von innen oder außen bedroht oder beschädigt worden ist. Darüber hinaus funktioniert das Drama auch als stimmig inszeniertes Gesellschaftsportrait jener Zeit und wartet mit einem hochkarätigen Cast auf, zu dem neben Robin Wright, Kevin Kline und James McAvoy auch Tom Wilkinson, Evan Rachel Wood und Danny Huston gehören.

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