Von Löwen und Lämmern

Auch wenn Robert Redford früh in seiner Schauspielkarriere in Filmen wie „Dieses Mädchen ist für alle“, „So wie wir waren“, „Der große Gatsby“ und „Barfuß im Park“ zum Frauenschwarm avancierte, ließ er es sich nicht nehmen, vor allem als Produzent, später auch als Regisseur seine linksliberale Haltung in den Ring zu werfen und Filme zu präsentieren, die die wichtigsten Werte in einer demokratischen Gesellschaft verteidigten und mahnten, sie ja nicht zu verraten. Seit seinem Regiedebüt mit „Eine ganz normale Familie“ (1980) setzte sich Redford immer wieder mit Themen der Moral des amerikanischen Volkes auseinander, vor allem in dem 2007 entstandenen Polit-Drama „Von Löwen und Lämmern“, in dem Redford zusammen mit den Hollywood-Schwergewichten Tom Cruise und Meryl Streep auch eine der Hauptrollen übernommen hat.

Inhalt:

Stephen Malley (Robert Redford), Politologie-Professor an einer Westküsten-Universität, trifft sich frühmorgens mit seinem Studenten Todd Hayes (Andrew Garfield), um über dessen auffällige Abwesenheit vom Unterricht zu sprechen. Dabei stellt sich schnell heraus, dass der zuvor so motivierte und engagierte Student von der nur an Macht interessierten Politik so enttäuscht ist, dass ihm ernsthaft Zweifel an der Wahl des Studienfachs Politikwissenschaften gekommen sind und er lieber die durch seine Eltern hart erarbeiteten Privilegien nutzen und das private, zurückgezogene Leben dem öffentlichen, aber seiner Meinung nach unehrlichen und korrupten Leben eines Politikers vorziehen wolle. Malley appelliert dagegen an Todds Bereitschaft, für seine Überzeugungen einzustehen, wie es zwei seiner ehemaligen, aus einfachen Verhältnissen stammenden Studenten getan haben, die sich auf sein Anraten hin, mehr öffentliches Engagement zu zeigen, sich zum Militärdienst meldeten. Er warnt seinen Studenten eindringlich davor, sich dem Kollektiv der Untätigen anzuschließen und womöglich zum Spielball machtgieriger Politiker zu werden. Sein behagliches, zurückgezogenes Privatleben werde er nicht führen können, wenn er nicht auch seinen Beitrag zum Funktionieren des Gemeinwesens leiste.
Gleichzeitig trifft sich die Journalistin Janine Roth (Meryl Streep) mit dem ehrgeizigen republikanischen Senator Jasper Irving (Tom Cruise) in Washington, um von ihm Informationen und Ansichten für eine Chronik der US-amerikanischen Auslandseinsätze, an der sie arbeitet, zu erhalten. Irving hingegen möchte die Gelegenheit nutzen, um Roth, vorgeblich aus Dankbarkeit für einen früheren Artikel, in neue militärtaktische Pläne zum Afghanistaneinsatz einzuweihen. Roth soll die neue Taktik möglichst medienwirksam präsentieren, um die Moral und die Einstellung zu den Auslandseinsätzen im Land zu verbessern. Die Journalistin vermutet darüber hinaus, dass der junge Senator, falls die durch ihn veröffentlichten Pläne erfolgreich sind, ganz im Eigeninteresse auf die Gunst der Wähler in einer zukünftigen Präsidentschaftswahl hofft. Derweil läuft der Einsatz in Afghanistan bereits, an dem auch Malleys ehemalige Studenten Ernest (Michael Peña) und Arian (Derek Luke) teilnehmen. Sie sind Teil einer Spezialeinheit, die einen strategisch wichtigen Bergkopf einnehmen soll, um ein Tal kontrollieren zu können. Aber der Hubschrauber der Einheit gerät plötzlich unter schweren Beschuss durch die Taliban…

Kritik:

Sieben Jahre nach seiner letzten Regiearbeit „Die Legende von Bagger Vance“ (2000) war Robert Redford an dem Drehbuch von Matthew Michael Carnahan („Operation: Kingdom“, „State of Play“) deshalb so interessiert, weil es nur vordergründig von Krieg handelt, eigentlich aber davon, welche Rollen die Medien, die Erziehung, die Politik und die Jugend in Amerika ausfüllen. Dabei verwenden Joe Carnahans („Narc“, „Smokin‘ Aces“) Bruder und der Regisseur drei parallele Handlungsstränge, die auf mehr oder weniger direkte Art und Weise miteinander verbunden sind. 
Während im Gespräch zwischen dem aufstrebenden republikanischen Senator und der routinierten Journalistin vor allem die Abhängigkeit zwischen Medien und politischen Entscheidungsträgern nicht nur voneinander, sondern gleichermaßen von Geld und Macht im Vordergrund stehen, geht es in dem Gespräch zwischen dem Politik-Professor und seinem Studenten in erster Linie um Verantwortung und Engagement, damit die einst hart errungenen Freiheiten weiterhin Bestand haben können. Zum Abschluss dieser Episode, wenn Todd sich zu seinem Kumpel ins Wohnzimmer gesellt und nachdenklich auf eine nichtssagende Nachrichtensendung schaut, wird aber doch noch eine Beziehung zwischen zu dem Themenkomplex Medien-Macht-Geld-Politik geknüpft. Und schließlich, am Ende der Kette, stehen die freiwillig sich für eine größere Sache opfernden Soldaten, die letztlich ohnmächtig den Entscheidungen von politischen und militärischen Befehlshabern ausführen müssen. 
Auch wenn „Von Löwen und Lämmern“ – der Titel geht auf einen nicht bestätigten Ausspruch des deutschen Generals Max von Gallwitz zurück, der angesichts des Muts der britischen Soldaten im Ersten Weltkrieg gesagt haben soll: „Ich habe noch nie solche Löwen gesehen, die von solchen Lämmern geführt wurden.“ – keine wirklich neuen Sichtweisen parat hält, ist er doch ein nachdenklich machender Beitrag zum Verhältnis von Politik, Macht, Erziehung und Medien in einer globalisierten Welt.

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