Der US-amerikanische Hochschullehrer Nic Pizzolatto („The
Guilty“, „Die glorreichen Sieben“) hat 2014 als Showrunner der HBO-Krimiserie
„True Detective“ mit den beiden hochkarätigen Darstellern Matthew
McConaughey und Woody Harrelson in den Hauptrollen eine
der beeindruckendsten Serienformate der vergangenen Jahre geschaffen. Die
beiden nachfolgenden Staffeln mit jeweils anderen Ermittlern konnten an den
Erfolg und die Qualität der ersten Staffel nicht heranreichen, doch das Konzept
an sich war so gut, dass 2023 eine vierte Staffel produziert wurde, allerdings
fungierte nun die mexikanische Drehbuchautorin und Regisseurin Issa López („Casi
divas“, „600 Meilen“) als Showrunnerin und brachte mit Jodie Foster
und Kali Reis erstmals ein weibliches Ermittler-Duo ins Rennen.
Inhalt:
Alaska im Dezember. Die Polarnacht hüllt auch die Kleinstadt
Ennis in absolute Dunkelheit. Als die Polizeichefin Liz Danvers (Jodie
Foster) zur Forschungsstation gerufen wird, aus der acht Wissenschaftler
spurlos verschwunden sind, weist nur eine abgeschnittene Zunge auf dem Boden
darauf hin, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen abgelaufen ist. Wenig
später werden im Eis sieben der acht Wissenschaftler nackt und in groteskem
Grauen erstarrt aufgefunden. Der Fall scheint in Zusammenhang mit dem Jahre
zurückliegenden Mord an Annie Kowtok zu stehen, deren Zunge damals entfernt
wurde und nun auf der Forschungsstation, an der die toten Wissenschaftler tätig
waren, wieder auftaucht. Die Polizistin Evangeline Navarro (Kali Reis),
die den Fall nie hat aufklären können, ermittelt nun gemeinsam mit Ex-Kollegin
Liz Danvers. Offensichtlich haben die Wissenschaftler genetisches Material im
Permafrost gefunden, das das Leben der Menschheit bahnbrechend verändern könnte…
Kritik:
Aus dem schwülen, drückend heißen Süden in die Kälte des flächenmäßig
größten und mit Abstand am dünnsten besiedelten Bundesstaates der Vereinigten
Staaten von Amerika. Am Übergang zwischen arktischer und borealer
Zone werden die beiden weiblichen Cops Danvers und Navarro mit unheimlichen Phänomenen
konfrontiert, sodass schnell Assoziationen zu John Carpenters Meisterwerk
„Das Ding aus einer anderen Welt“ aufkommen. Obwohl die viertel Staffel
mit nur sechs Folgen unerwartet kurz ausfällt, packt Issa López, die
auch bei allen Folgen Regie geführt hat, viele Themen in den Plot. Auffällig
ist die schwierige Beziehung zwischen Danvers und Navarro – erst spät wird
aufgeklärt, was für ein Drama in der Vergangenheit die beiden Ermittler
entzweit hatte. Aber auch Öko-Warnungen mit dazugehörigen Klimawandel-Protesten
und Gender-Thematiken werden immer wieder eingespielt, um dann wieder mit alten
und neuen menschlichen Tragödien und kriminalpolizeilichen Twists zu
kollidieren. In letzterer Hinsicht schlägt der Plot sicher ein paar Haken zu
viel, bemüht etwas Eingeborenen-Hokuspokus, doch letztlich sind es Hollywood-Star
Jodie Foster und die großartige aufspielende Kali Reis („Asphalt City“,
„Rebuilding“) und die düstere Atmosphäre der eiseskalten Polarnacht, die „Night
Country“ zu einem Erlebnis machen.
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