Evil
Weil der 16-jährige Erik Ponti (Andreas Wilson) in der Schule immer wieder über die Stränge schlägt und jeden verprügelt, der ihm irgendwie in die Quere kommt, schickt ihn seine Mutter auf ein privates Elite-Internat. Weil Erik zuhause aber von seinem Stiefvater aber auch viel Prügel einstecken muss, ist das für Erik im Stockholm der 50er Jahre vielleicht nicht die schlechteste Lösung, doch wird der Junge schnell eines Besseren belehrt: Denn in dem Internat herrscht eine strenge Hierarchie unter den Schülern.
Wer sich nicht unterordnet, wird auf brutale Weise gemaßregelt, während die Lehrerschaft bewusst die Augen vor den gewalttätigen Exzessen verschließt. Doch Erik denkt weder daran, den selbsternannten Herrschern bedingungslos zu gehorchen, noch sich zu wehren.
Eriks stoische Gelassenheit, mit der er seine Prügel einsteckt, facht den Zorn seiner Peiniger allerdings nur noch mehr an, worunter vor allem Eriks Zimmergenosse Pierre (Henrik Lundström) bald zu leiden hat. Doch Erik findet einen anderen Weg, sich seiner Haut zu wehren.
Der schwedische Regisseur Mikael Håfström ("Entgleist", "The Rite") hat mit "Evil" ein von Beginn an packendes Coming-of-Age-Drama inszeniert, das ebenso in den 50er Jahren angesiedelt ist wie die berühmten Rebellen-Filme "... denn sie wissen nicht, was sie tun" mit James Dean (1955) oder Elia Kazans "Die Faust im Nacken" mit Marlon Brando (1954). Hauptdarsteller Andreas Wilson trägt mit seiner undurchsichtigen Mimik maßgeblich dazu bei, die Spannung aufrechtzuerhalten, die durch die stete Gewalt - sei es als Bedrohung oder als tatsächlicher Ausbruch - in der Luft liegt.
Håfström beantwortet bei seiner souveränen Verfilmung der Autobiografie von Bestsellerautor Jan Guillou nicht die Frage, wie man der ganz und gar männlichen Gewalt begegnen sollte. Wie Erik auch reagieren mag, es scheint kein Entrinnen aus dem Teufelskreis der Demütigungen zu geben. Jede noch so geartete Reaktion führt zu einer weiteren Bestrafung. Doch über die Gewaltfrage hinaus widmet sich das intensiv gespielte Drama "Evil" auch den fundamentalen Fragen von Verantwortung, Menschlichkeit und Freundschaft.
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