Das Versprechen eines Lebens

Nachdem bereits sein Landsmann Peter Weir 1981 mit Mel Gibson in der Hauptrolle die erste kriegerische Beteiligung Australiens in „Gallipoli“ thematisierte, verschlägt es nun Oscar-Preisträger Russell Crowe („Gladiator“) in seinem Regiedebüt „Das Versprechen eines Lebens“ ebenfalls auf die türkische Halbinsel, wo er selbst in der Hauptrolle eines australischen Farmers sich auf die Suche nach seinen drei dort vermeintlich getöteten Söhnen macht.
Vier Jahre nach der Schlacht von Gallipoli im Jahr 1915 haben der australische Farmer Joshua Connor (Russell Crowe) und seine Frau Eliza (Jacqueline McKenzie) noch immer nicht den Verlust ihrer drei Söhne Art (Ryan Corr), Henry (Ben O'Toole) und Edward (James Fraser) verarbeitet. So muss sich Joshua von seiner Frau vorhalten lassen, dass er zwar im Outback Wasser zu finden versteht, es ihm aber nicht gelingt, seine drei Söhne ausfindig zu machen. Als sich Eliza eines Tages vor Gram ertränkt, macht sich Joshua dann doch auf die Suche in die Türkei, um seine Söhne vernünftig zu begraben und mit ihrem Verlust abzuschließen. Nach einer dreimonatigen Seereise bezieht Joshua ein Hotelzimmer in Konstantinopel und findet in dem Jungen Orhan (Dylan Georgiades) einen hilfsbereiten Gefährten, während dessen verwitwete Mutter Ayshe (Olga Kurylenko) sich eher distanziert reagiert. Doch auf das Schlachtfeld zu gelangen, wo Connors Söhne gefallen sind, erweist sich als schwierig. Überraschenderweise bekommt er durch den ehemaligen türkischen Oberbefehlshaber Major Hasan (Yilmaz Erdogan) die notwendige Unterstützung, um seinem Ziel näherzukommen.
In seinem Regiedebüt hält sich Russell Crowe, der für sich selbst auch die männliche Hauptrolle reserviert hat, kaum mit der schicksalhaften Schlacht von Gallipoli auf, bei der über 100.000 Gefallene zu beklagen waren, sondern stellt die anschließende Suche eines einsamen Vaters nach seinen verlorenen Söhnen ganz in den Mittelpunkt seines bewegenden Dramas. Allenfalls in kurzen Rückblenden werden die Kampfhandlungen rekapituliert, und ähnlich intuitiv, wie Connor Wasserquellen zu erkunden vermag, kann er in Träumen die letzten Stunden seiner Söhne nacherleben und so den genauen Standort ihrer Leichen verifizieren.
Diese esoterisch angehauchte Komponente wird schließlich durch das Lesen im Kaffeesatz noch intensiviert, aber davon abgesehen bleibt das Drama erfreulich dicht bei seinen Figuren. Russell Crowe überzeugt dabei durch sein sehr eindringliches, von Trauer und unbeugsamen Willen geprägten Spiel, während Olga Kurylenko („Oblivion“, „The November Man“) die weibliche Hauptrolle etwas komplexer und geheimnisvoller gestaltet. Crowe erweist sich in seinem Regiedebüt als gewissenhafter Geschichtenerzähler, der zwar manchmal den Fokus etwas aus den Augen verliert, aber immer wieder schnell zu seiner eigentlichen Story zurückfindet und diese stimmungsvoll zu inszenieren versteht und den Wechsel vom australischen Outback in das schillernde Treiben der türkischen Metropole wunderbar hinbekommt. Die tollen Bilder des im April dieses Jahres verstorbenen Kameramanns Andrew Lesnie („Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogien) und der berührende Score von David Hirschfelder („Shine“, „Australia“) machen „Das Versprechen eines Lebens“ neben den überzeugenden Darstellerleistungen zu einem sehenswerten Drama.
"Das Versprechen eines Lebens" in der IMDb

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