Die Gärtnerin von Versailles

Seit seinem Durchbruch als brutaler Bösewicht Hans Gruber in „Stirb langsam“ (1988) hat sich der britische Schauspieler Alan Rickman als überaus vielseitiger Vertreter seiner Zunft etabliert und hinterließ vor allem in Blockbustern wie „Robin Hood - König der Diebe“ (1991) und der „Harry Potter“-Reihe eine erinnerungswürdige Leistung. Nun präsentiert Rickman nach dem Drama „The Winter Guest“ (1997) mit „Die Gärtnerin von Versailles“ seine zweite Regiearbeit. Während in seinem Debüt Kollegin Emma Thompson auftrumpfen durfte, glänzt nun Kate Winslet in einem prächtig ausgestatteten und humorvollen Kostümdrama.
Der Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) träumt für sein neues Schloss in Versailles von einer Gartenanlage, wie es sie vorher noch nie gegeben hat. Er beauftragt seinen Gartenarchitekten Monsieur André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) mit einem barocken Meisterwerk, dessen verspielte Extravaganz so schnell wie möglich sein Herz erfreuen soll. Also sucht sich der ordnungsliebende Le Nôtre einen Landschaftsgärtner und entscheidet sich überraschenderweise für die unorthodoxe Sabine De Barra (Kate Winslet).
Nachdem sie sich gegen ihre männlichen Mitbewerber behaupten konnte, müssen aber auch ihre ebenfalls meist männlichen Mitarbeiter in die Spur gebracht werden, um den hohen Ansprüchen des Königs gerecht zu werden. Dabei kommen sich Le Nôtre und die phantasievolle Witwe auch persönlich näher, was Le Nôtres eifersüchtige und tonangebende Gattin (Helen McCrory) mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Aber auch Sabine hat noch eine Tragödie aus ihrer Vergangenheit zu verarbeiten, die dem gemeinsamen Glück im Wege steht ...
Alan Rickman setzt in seiner zweiten Regiearbeit vor allem auf üppige Schauwerte, setzt die Architektur, Kostüme und natürlich die Gartenkunst des ausgehenden 17. Jahrhunderts äußerst gediegen in Szene. Vor dieser prachtvollen Kulisse präsentiert Rickman, der selbst als königlicher Auftraggeber nur in einer - wenn auch unterhaltsamen – Nebenrolle zu sehen ist, ein eher oberflächliches Sittengemälde, das den Kampf einer engagierten Frau in einer patriarchalisch geprägten Welt zwar thematisiert, aber nicht wirklich in die Tiefe gehen lässt. Im Vordergrund steht dagegen die zarte Liebesgeschichte zwischen Le Nôtre und der eigenwilligen Landschaftsgärtnerin, wobei Rickman es vermeidet, die vorhersehbare Entwicklung allzu flott voranzutreiben. Dass dabei die gesellschaftskritischen Aspekte im absolutistischen Frankreich zu kurz kommen, mag bedauerlich sein, doch das harmonische und starke Zusammenspiel von Schoenaerts („The Drop – Bargeld“, „Am grünen Rand der Welt“) und Winslet („Zeiten des Aufruhrs“, „Der Vorleser“) sowie die liebevolle Inszenierung machen dieses Manko locker wett.
"Die Gärtnerin von Versailles" in der IMDb

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