Traumfrauen

Mit ihren (Co-)Drehbüchern zu „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“ und „Rubbeldiekatz“ hat Anika Decker sich zweifellos einen Namen in der deutschen Filmlandschaft machen können. Für ihr Regiedebüt „Traumfrauen“ hat sie natürlich auch das Drehbuch beigesteuert und einen illustren Cast vor der Kamera vereint. Doch die Komödie um vier Frauen, die keine gesunden Beziehungen zu Männern zustande bringen, krankt an plattem Humor, total überzogenen Figuren und vor allem an einer schwachen Story.
Kurz bevor sie in die Wohnung ihres langjährigen Freundes zieht, muss die Café-Besitzerin Leni Reimann (Hannah Herzsprung) während eines Videochats mitansehen, wie eine andere leicht bekleidete Frau in ihrem zukünftigen Zuhause herumspaziert. Statt also zu ihrem (nun Ex-)Freund zu ziehen, nistet sich Leni in die WG ihrer Schwester Hannah (Karoline Herfurth) ein, die zwar in einer der Top-5-Wirtschaftskanzleien in Berlin als Rechtsanwältin tätig ist, doch der prestigeträchtige Job korrespondiert leider nicht mit einem guten Händchen bei Männern. Stattdessen lässt sie sich von ihrem aalglatten Kollegen Constantin (Max von Thun) zu Blow-Jobs missbrauchen.
Von Hannahs Mitbewohnerin Vivienne (Palina Rojinski) erhält Leni immerhin den Tipp, ihren Liebeskummer zu bekämpfen, indem sie mit möglichst vielen Männern schläft, um so gar keine Bindungen und Erinnerungen entstehen zu lassen. Allerdings fällt ihr die Wahl zwischen Ex-Kinderstar Joseph (Elyas M'Barek) und dem amerikanischen Rockstar Guy (Doron Amit) sehr schwer. Vivienne selbst ist bei der Einhaltung ihrer eigenen Strategie gegen Liebeskummer nicht zu einer normalen Beziehung fähig, und so gestaltet sich ein näheres Kennenlernen mit der Disco-Bekanntschaft Peter Müller (Frederick Lau) etwas schwierig.
Probleme hat auch Lenis und Hannahs Mutter Margaux (Iris Berben) mit der Tatsache, dass ihr Mann Carl (Friedrich von Thun) sie nach über dreißig Ehejahren wegen einer viel jüngeren Physiotherapeutin verlassen hat.
Schon zu Beginn von „Traumfrauen“ wird deutlich, wo der mit knapp zweistündiger Spielzeit deutlich zu lange Film seine Schwächen hat. Statt gerade ihre Frauenfiguren, die im Fokus ihrer Erzählung stehen, ansprechend einzuführen, setzt Autorin und Regisseurin Anika Decker von Beginn an auf allzu platten Humor, der zwar Sympathien für die Protagonistinnen generiert, aber darüber hinaus keine emotionale Empathie freisetzt. Das ist gerade bei diesem famosen Ensemble fast schon tragisch, denn durch die lieblose Aneinanderreihung von billigen Witzen verschenkt der Film sein Potenzial. Immerhin sorgen die ruhigen und intim erzählten Szenen für einige schöne Momente, beispielsweise wenn Leni und Joseph in ihrem Café den Text zu Josephs nächstem Casting durchgehen oder wenn Vivienne dem Hundeliebhaber und Nudeldesigner Peter beichtet, dass sie nicht weiß, wie man so ein Kennenlernen angeht. Verschenkt sind auch die prominenten Gastauftritte von Michael „Bully“ Herbig, Alexander Schubert oder Christian Tramitz, die der Blödel-Show eher unangenehme Pointen beisteuern. Immerhin überzeugt „Traumfrauen“ mit der coolen Berliner Kulisse und den tapfer gegen das meist dümmliche Drehbuch anspielenden Darstellern. Das ist leider zu wenig für so eine Star-gespickte deutsche Filmproduktion.
"Traumfrauen" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts