Ray Donovan - Staffel 2

Mit „Ray Donovan“ hat Serienschöpferin und Drehbuchautorin Ann Biderman („Public Enemies“, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ und „Copykill“) 2013 eine Figur geschaffen, deren halblegale Machenschaften auch im Milieu der „Sopranos“ angesiedelt sein könnten. In den 12 Folgen der erfolgreichen ersten Staffel hatte der für die Entertainment-Anwälte Ezra Goldman (Elliott Gould) und Lee Drexler (Peter Jacobson) tätige Problemlöser aber nicht nur deren Klienten vor größeren Schäden bewahrt, sondern vor allem seinen unbequemen Vater Mickey Donovan (Jon Voight) im Zaum halten müssen.

In der zweiten Staffel sind es vor allem private Probleme, die Ray (Liev Schreiber) schlaflose Nächte bereiten. Wir erinnern uns: Zum Ende der ersten Staffel hatte Ray mit dem untergetauchten Sully (James Woods) Mickeys Erzfeind ausfindig gemacht und ihn damit beauftragt, ihn zu töten. Am Ende wurde Sully jedoch selbst von Mickey ins Jenseits befördert. Während sich das FBI sich unter der Leitung des ehrgeizigen James Cochran (Hank Azaria) die Lorbeeren für diesen Coup einstreicht, taucht Mickey in Mexiko unter, um sich wie gewohnt mit Sportwetten, schönen Frauen, Alkohol und Gras zu vergnügen. Damit Mickey dem FBI aber bei seiner Version keinen Strich durch die Rechnung macht, übt Cochran entsprechenden Druck auf Ray aus, Mickey nach L.A. zurückzuholen und ihn die FBI-Version bestätigen zu lassen. Derweil nimmt die ehrgeizige "Boston Globe"-Journalist Kate McPherson (Vinessa Shaw) dem FBI die Story nicht um Sullys Tod und dem Verschwinden seiner Frau nicht ab und versucht, über Ray und Mickey die Wahrheit herauszufinden. Während Ray an beruflicher Front alles unter Kontrolle zu bekommen scheint, entgleiten ihm in der Familie zunehmend die Zügel aus der Hand. Die Paartherapie, die er mit Abby (Paula Malcomson) besucht, will nicht fruchten, weil Ray sich nicht auf die Probleme einlässt und sie stattdessen damit zu lösen versucht, Abby ihr fast fünf Millionen Dollar teures Traumhaus zu kaufen.
Während Ray selbst immer wieder seine Affären hat, beginnt nun auch Abby, sich ausgerechnet mit einem Cop zu vergnügen. Sorgen bereitet Ray auch seine pubertierende Tochter Bridget (Kerris Dorsey), die sich durch das von Ray ausgesprochene Kontaktverbot nicht davon abhalten lässt, sich weiterhin mit dem musikalischen Jungstar Marvin Gaye Washington (Octavius J. Johnson) abzuhängen. Etwas entspannter präsentieren sich Rays Brüder Terry (Eddie Marsan) und Bunchy (Dash Mihok). Während Bunchy durch eine Therapie seine Missbrauchserfahrung in den Griff zu bekommen scheint, einen Job im Fahrradladen bekommt und eine nette Frau mit ihrem Sohn kennenlernt, kann Terry wieder eine Zukunft mit seiner geliebten Frances (Brooke Smith) planen. Allerdings will er dazu das Box Gym verkaufen, das Ray wiederum zur Geldwäsche benötigt.
Die zweite Staffel von „Ray Donovan“ macht zum Glück nicht den Fehler, die einzelnen Folgen einfach mit den beruflichen Herausforderungen zu füllen, mit denen Ray die Klienten seiner exklusiven Auftraggeber aus der Schusslinie hält, denn die Art und Weise, wie er das tut, ist in der ersten Staffel hinreichend abgearbeitet worden. Viel spannender präsentiert sich das private Schlachtfeld, dem selbst ein mit allen Wassern gewaschener Problemlöser wie Ray oft hilflos gegenübersteht. Die Spannung wird auch in der zweiten Staffel sukzessive aufgebaut, zunächst mit dem Fall Sully, der Ray einen schwierigen Spagat zwischen FBI, Mickey und der attraktiven wie hartnäckigen Journalistin bereitet, dann aber vor allem an allen Fronten der familiären Beziehungen. Weder Mickey, noch Abby, Terry oder Bridget machen es hier Ray wirklich einfach. Und so präsentiert sich die zweite Staffel von „Ray Donovan“ vor allem als vielschichtiges Familiendrama, in dem Rays halblegale berufliche Aktivitäten den Treibstoff für Action und Intrigen bilden. Die völlig verkorkste Familienstruktur der Donovans bietet allerdings noch viel Stoff für weitere Staffeln der außergewöhnlichen, stark besetzten und gespielten Serie.

"Ray Donovan" in der IMDb