5 Frauen

Nachdem Olaf Kraemer seiner Faszination für ungewöhnliche Frauen bereits in seiner Uschi-Obermeier-Biografie, zu deren Verfilmung „Das wilde Leben“ er auch das Drehbuch beisteuerte, und in dem Roman „Das Ende einer Nacht. Die letzten Stunden von Romy Schneider“ Ausdruck verliehen hat, legt er nun mit „5 Frauen“ auch sein Regiedebüt vor, mit dem er sein eigenes Drehbuch verfilmte. Doch mit fünf Frauenfiguren gleichzeitig zu jonglieren hat Kraemer offenbar überfordert. Sein Film bietet zwar wunderschöne Landschaftsaufnahmen, aber eine viel zu konstruierte Story, in der die Darstellerinnen recht hölzern agieren.
Seit sich die fünf Freundinnen Marie (Anna König), Anna (Korinna Krauss), Stephanie (Julia Dietze), Nora (Kaya Marie Möller) und Ginette (Odine Johne) als Kinder in der „Bastelstunde für verwöhnte Einzelkinder“ kennengelernt haben, bemühen sie sich auch als Erwachsene um den Erhalt ihrer Freundschaft, weshalb sie sich jedes Jahr für ein Wochenende auf dem Landgut in Südfrankreich treffen, das Maries Eltern gehört, die allerdings die meiste Zeit in Paris verbringen.
Die Männer liefern ihre Frauen nur ab und sammeln sie am Ende des Wochenendes wieder ein. Marie dankt ihren Freundinnen für den Rückhalt in der schwierigen Zeit, die sie nach einer Vergewaltigung vor sechs Jahren durchgemacht und nun in einem düsteren Bilderzyklus verarbeitet hat. Doch wirklich harmonisch verläuft dieses Wochenende nicht. Zum einen unterhält Nora eine Affäre mit Stephanies Freund John, zum anderen mischt Ginette halluzinogene Pilze in den Salat zum Abendbrot und sorgt so für eine seltsame Stimmung. Wenig später wird Marie erneut von einem Eindringling belästigt, den Nora und Anna wie im Rausch zu Tode schlagen.
Am nächsten Morgen erscheint ein Fremder (Stefano Cassetti), der vorgibt, nach seinem Bruder zu suchen, der nach einer Autopanne Hilfe holen sollte, aber nicht zurückgekommen ist. Marie bringt den Fremden im Gästehaus unter, während die anderen Frauen überlegen, wie sie die Leiche am besten entsorgen …
Olaf Kraemer gibt sich nicht viel Mühe, die recht unterschiedlichen Frauen ausführlich vorzustellen. Allein aus der Anreise und dem Umgang mit ihren jeweiligen Männern lässt sich erahnen, wie sie ticken, später fallen auch einzelne Berufsbezeichnungen wie Ärztin und Anwältin, doch wirklich nah kommt der Zuschauer keiner der fünf Frauen. Einzig Marie als traumatisierte Gastgeberin erhält etwas mehr Leinwandpräsenz und ein deutlicheres Profil, ihre Freundinnen bleiben leider recht eindimensional, ihre Handlungsmotivationen im Unklaren.
Aus einem zunächst idyllisch wirkenden Freundinnen-Wochenende in traumhaft schöner Landschaft entwickelt sich erst ein Drama, dann ein düsterer Thriller, doch gelingt es Kraemer nie, die Genres stimmig miteinander in Einklang zu bringen, ebenso wenig die Charaktere seiner Frauen, die ihm eigentlich so am Herzen liegen. Der Hauch an Erotik und die etwas größere Portion unheimlicher Spannung machen das Drama zwar vielschichtiger, doch leidet darunter die Glaubwürdigkeit der Story und der Figuren.
"5 Frauen" in der IMDb

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