Sommerhäuser

Mit ihrem Spielfilmdebüt „Sommerhäuser“ gewann die junge Münchner Regisseurin Sonja Kröner bereits den Young German Cinema Award beim diesjährigen Munich Film Festival, nun präsentierte sie den Film auch beim 31. Braunschweig International Film Festival. Dabei nimmt sie ihre Zuschauer auf einen nostalgischen Trip ins Jahr 1976 und lässt die Sommerferien einer Großfamilie im gemeinsamen Feriendomizil zu einem nicht immer harmonischen Erlebnis werden, das von der Entführung eines jungen Mädchens überschattet wird.
Nach dem Tod von Oma Sophie stehen die Sommerferien der Familie im Jahre 1976 unter keinem guten Stern. Ein Blitzschlag hat den alten Baum im Garten zerstört, ein abgesplitterter Ast auch das Gartenhaus lädiert. Vater Erich (Günther Maria Halmer) bringt die Elektrik wieder in Ordnung, sorgt aber mit seinem Gedanken, das Grundstück an einen Interessenten zu verkaufen, für Unruhe. Doch es sind nicht nur die Sorgen um das Erbe, die den Aufenthalt im paradiesischen Garten überschatten, sondern auch die Nachricht, dass in der Nähe ein junges Mädchen entführt worden ist. Nichtsdestotrotz versuchen vor allem die Kinder einen unbeschwerten Sommer im Baumhaus oder bei der Wespenjagd zu verbringen, bei den Erwachsenen werden jedoch die unterschwelligen Konflikte zunehmend offener ausgetragen. Vor allem Ilse (Ursula Werner), die ihre Mutter bis zum Tod bei sich zuhause gepflegt hatte und nie heiratete, würde der Verlust des Gartens schmerzen, während sich ihre ebenfalls ledige Schwester Mathilde (Inge Maux) auch in FKK-Gefilden Urlaub machen könnte.
Vor allem Erichs Frau Frieda (Christine Schorn) ist die treibende Kraft hinter den Verkaufsplänen, während sich ihre Kinder, die stets mit älteren, gutsituierten Liebhabern liierte Gitti (Mavie Hörbiger) und der eher phlegmatische Bernd (Thomas Loibl) mit seiner temperamentvollen Frau Eva (Laura Tonke) eher Gedanken um das Erbe machen.
Sonja Kröner hat mit ihrem Spielfilmdebüt einen wunderbaren Ensemble-Film inszeniert, der stets dicht bei den einzelnen Figuren bleibt, sowohl bei den Wespen-jagenden oder mit dem orangenen Gummiball herumhüpfenden Kindern, die ihre eigenen Konflikte austragen, als auch bei den Erwachsenen, die wie Ilse der verstorbenen Oma nachtrauern oder gegenüber anderen Familienmitgliedern Neid und Missgunst empfinden. Die Wespenplage in diesem schwülen Jahrhundertsommer bildet dabei symbolisch die Familie ab: So wie die Wespen nach dem Tod ihrer Königin ein neues Zuhause suchen müssen, steht auch die Familie nach Omas Ableben vor der bangen Frage, wie die Sommerferien in Zukunft verbracht werden. Dazu sorgt der Entführungsfall, zu dem über das Radio immer grausigere Einzelheiten bekannt werden, für ein unheimliches Moment, das den Film von Beginn an atmosphärisch mitprägt.
Neben den feinen Darstellerleistungen ist vor allem das akribisch präparierte Produktionsdesign zu erwähnen, das minutiös die später 1970er Jahre abbildet. Auf die nächsten Arbeiten von Sonja Kröner darf man sehr gespannt sein!
 "Sommerhäuser" in der IMDb

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