Charleston
Der rumänische Filmemacher Andrei Cretulescu war als Filmkritiker und Creative Producer für HBO Romania tätig, bevor er 2011 seine eigene Produktionsfirma Kinosseur gründete. Nach mehreren Kurzfilmen präsentiert der Leiter des Bucharest International Film Festival nun sein Spielfilmdebüt „Charleston“, das auf dem diesjährigen Braunschweig International Film Festival seine Deutschland-Premiere feierte und auf den Pfaden von Jim Jarmusch und Aki Kaurismäki wandelt.
Nachdem er vor einigen Wochen seine Frau Ioana bei einem tödlichen Autounfall verloren hat, feiert der antriebslose Alexandru (Serban Pavlu) in seiner Wohnung seinen 42. Geburtstag. Kaum sind seine beiden Gäste gegangen, steht mit Sebastian ein Mann vor seiner Tür, der sich als Ioanas Liebhaber Sebastian (Radu Iacoban) vorstellt. Alexandru streckt den schlaksigen Mann mit Brille und Schnurrbart kurzerhand nieder, zieht den Bewusstlosen aber schließlich in seine Wohnung. Als der junge Mann am nächsten Morgen wieder zur Besinnung kommt, bringt er Alexandru seinen Wunsch vor, Ioanas Leben kennenzulernen, das sie jenseits ihrer Affäre geführt hat.
Der trink- und schlagfreudige Alexandru lässt sich auf die ungewöhnliche Bitte des Ehebrechers ein und nimmt ihn mit auf die Fahrt ins Feriendomizil am Meer …
Cretulescu, der auch das Drehbuch zu seinem Spielfilmdebüt verfasst hat, erzählt in „Charleston“ (der Titel bezieht sich übrigens auf zwei Unterhaltungen, die Alexandru zum Schauspieler Charlton Heston führt) die skurrile Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft. Dabei ist nicht nur die Konstellation zwischen gehörntem Ehemann und Liebhaber bemerkenswert, sondern vor allem die unterschiedlichen Persönlichkeiten. Es lässt sich schwer vorstellen, dass eine attraktive Frau wie Ioana, die wir nur kurz in der Anfangsszene zu sehen bekommen, zwei so unterschiedliche Charaktere geliebt haben soll – hier der robuste und zynische Alexandru, der dem Alkohol vielleicht zu sehr zuspricht und schnell die Fäuste zum Einsatz bringt, dort der linkisch wirkende Sebastian, der in den fünf Monaten seiner Affäre kaum Zeit hatte, Ioana wirklich kennenzulernen.
Wie sich die beiden Männer dennoch einander über die Liebe, die sie für dieselbe Frau empfunden haben, annähern, ist voller magischer und witziger Momente, etwa wenn Alexandru und Sebastian unbewusst synchron zu einem Song tanzen, wenn sie zusammen ins Kino gehen, um Ioanas Lieblingsfilm anzusehen, oder wenn sie Ioanas Eltern zum Mittagessen besuchen, wobei diese gar nicht auf die Neuigkeit reagieren, dass es sich bei ihrem neuen Gast um den Liebhaber ihrer verstorbenen Tochter handelt.
Während Sebastian seine Emotionen auch mal tränenreich zum Ausdruck bringt, bleibt Alexandru eher verschlossen. Was die überraschende Nachricht, dass seine Frau vor ihrem Tod monatelang eine Affäre unterhielt, mit ihm macht, erfährt der Zuschauer eher durch Gesten, die zwischen plötzlichen Gewaltausbrüchen und ungewöhnlich emotionalen Zugeständnissen pendeln. „Charleston“ überzeugt vor allem durch die stimmige Chemie zwischen den beiden männlichen Hauptdarstellern und den feinsinnigen Humor, der die Männerfreundschaft prägt, aber auch als Drama, das die unterschiedlichen Wege thematisiert, mit Trauer und Erinnerungen umzugehen.
"Charleston" in der IMDb
Nachdem er vor einigen Wochen seine Frau Ioana bei einem tödlichen Autounfall verloren hat, feiert der antriebslose Alexandru (Serban Pavlu) in seiner Wohnung seinen 42. Geburtstag. Kaum sind seine beiden Gäste gegangen, steht mit Sebastian ein Mann vor seiner Tür, der sich als Ioanas Liebhaber Sebastian (Radu Iacoban) vorstellt. Alexandru streckt den schlaksigen Mann mit Brille und Schnurrbart kurzerhand nieder, zieht den Bewusstlosen aber schließlich in seine Wohnung. Als der junge Mann am nächsten Morgen wieder zur Besinnung kommt, bringt er Alexandru seinen Wunsch vor, Ioanas Leben kennenzulernen, das sie jenseits ihrer Affäre geführt hat.
Der trink- und schlagfreudige Alexandru lässt sich auf die ungewöhnliche Bitte des Ehebrechers ein und nimmt ihn mit auf die Fahrt ins Feriendomizil am Meer …
Cretulescu, der auch das Drehbuch zu seinem Spielfilmdebüt verfasst hat, erzählt in „Charleston“ (der Titel bezieht sich übrigens auf zwei Unterhaltungen, die Alexandru zum Schauspieler Charlton Heston führt) die skurrile Geschichte einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft. Dabei ist nicht nur die Konstellation zwischen gehörntem Ehemann und Liebhaber bemerkenswert, sondern vor allem die unterschiedlichen Persönlichkeiten. Es lässt sich schwer vorstellen, dass eine attraktive Frau wie Ioana, die wir nur kurz in der Anfangsszene zu sehen bekommen, zwei so unterschiedliche Charaktere geliebt haben soll – hier der robuste und zynische Alexandru, der dem Alkohol vielleicht zu sehr zuspricht und schnell die Fäuste zum Einsatz bringt, dort der linkisch wirkende Sebastian, der in den fünf Monaten seiner Affäre kaum Zeit hatte, Ioana wirklich kennenzulernen.
Wie sich die beiden Männer dennoch einander über die Liebe, die sie für dieselbe Frau empfunden haben, annähern, ist voller magischer und witziger Momente, etwa wenn Alexandru und Sebastian unbewusst synchron zu einem Song tanzen, wenn sie zusammen ins Kino gehen, um Ioanas Lieblingsfilm anzusehen, oder wenn sie Ioanas Eltern zum Mittagessen besuchen, wobei diese gar nicht auf die Neuigkeit reagieren, dass es sich bei ihrem neuen Gast um den Liebhaber ihrer verstorbenen Tochter handelt.
Während Sebastian seine Emotionen auch mal tränenreich zum Ausdruck bringt, bleibt Alexandru eher verschlossen. Was die überraschende Nachricht, dass seine Frau vor ihrem Tod monatelang eine Affäre unterhielt, mit ihm macht, erfährt der Zuschauer eher durch Gesten, die zwischen plötzlichen Gewaltausbrüchen und ungewöhnlich emotionalen Zugeständnissen pendeln. „Charleston“ überzeugt vor allem durch die stimmige Chemie zwischen den beiden männlichen Hauptdarstellern und den feinsinnigen Humor, der die Männerfreundschaft prägt, aber auch als Drama, das die unterschiedlichen Wege thematisiert, mit Trauer und Erinnerungen umzugehen.
"Charleston" in der IMDb
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