Sieben Minuten nach Mitternacht

Nach eindrucksvollen Filmen wie dem Horror-Drama „Das Waisenhaus“ (2007) und dem Thriller-Drama „The Impossible – Nichts ist stärker als der Wille, zu überleben“ (2012) hat sich der aus Barcelona stammende Filmemacher J.A. Bayona über seine spanische Heimat hinaus einen Namen machen können und durfte so beim kommenden „Jurassic Park“-Sequel die Regie führen. Zuvor lieferte er mit der Jugendbuch-Verfilmung von Patrick Ness‘ und Siobhan Dowds „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ein emotional berührendes Fantasy-Drama, das mit einfühlsamer Inszenierung, starken Darstellern und tollen Effekten begeistert.
Der 12-jährige Conor O'Malley (Lewis MacDougall) hat nicht nur schwer damit zu tun, dass seine Mutter Elizabeth (Felicity Jones) unheilbar an Krebs erkrankt ist und sein Vater (Toby Kebbell) mit seiner neuen Familie in den USA lebt, sondern er leidet auch unter der herrschsüchtigen Großmutter (Sigourney Weaver), bei der viel Zeit verbringen muss, und den Hänseleien seiner Mitschüler. Schließlich wird er nachts von Alpträumen heimgesucht, die den nahenden Tod seiner Mutter thematisieren und in denen aus der alten Eibe beim nahegelegenen Friedhof ein Monster (im Original mit der Stimme von Liam Neeson) wird, das Conor drei Geschichten erzählt und eine vierte von ihm selbst erwartet, in der Conor eine Wahrheit über sich preisgeben muss …
Mit „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist J.A. Bayona einmal mehr ein visuell mitreißendes, einfühlsam erzähltes Werk gelungen, in dem die Grenzen zwischen Traum, Märchen und Realität wunderbar fließend gestaltet sind. So darf sich der Zuschauer zunächst fragen, ob das Monster, das aus der Eibe entsteht und den Weg zu Conor findet, nur eine traumhafte Aufarbeitung des frühen „King Kong“-Films darstellt, den der Junge mit seiner Mutter gesehen hat, oder eine für den Jungen und den Zuschauer ganz reelle Erscheinung ist.
Zumindest in den bildgewaltigen Zeichentrick-Sequenzen, mit denen die Geschichten des Monsters bebildert werden, offenbart sich der Fantasy-Charakter des Plots, darüber hinaus wirkt das Abenteuer, das Conor erlebt, vor allem wie eine unterbewusste Verarbeitung der tödlichen Krebserkrankung seiner Mutter. Überhaupt sind die gemeinsamen Szenen zwischen der zunehmend dahinsiechenden Mutter und ihres so verloren wirkenden Sohnes von einer emotionalen Eindringlichkeit, die den Film mit einer Ernsthaftigkeit beseelen, die tief berührt.
Dafür sorgen aber auch die faszinierenden Konversationen zwischen Conor und dem Monster, das eher wie ein Alchemist der Seele als ein furchteinflößendes Ungeheuer daherkommt. Zusammen mit den rührenden Darstellungen von Felicity Jones („Rogue One: A Star Wars Story“, „Inferno“) und Lewis MacDougall („Pan“) und der farbenfrohen Musik von Bayonas Stamm-Komponist Fernando Velázquez („Crimson Peak“, „Mama“) bietet „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ganz großes Kino mit großen Schauwerten und viel Gefühl.
"Sieben Minuten nach Mitternacht" in der IMDb

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