Never Grow Old

Für seine Filme „Tin Can Man“ (2007), „The Fading Light“ (2010) und vor allem „The Canal“ (2014) hat der irische Independent-Filmemacher Ivan Kavanagh bereits etliche Filmpreise einheimsen können. Nun legt er mit „Never Grow Old“ einen Neo-Western vor, der vor allem durch die düstere Stimmung und die Performances der Hauptdarsteller Emile Hirsch und John Cusack überzeugt.
Seit in der kleinen Grenzstadt Garlow Alkohol und Prostitution verboten wurden, bangt der Bestatter Patrick Tate (Emile Hirsch) um das Einkommen, das ihm zuvor durch die zügellosen Ausschweifungen, Gier und Mord gesichert war. Mittlerweile hält dafür der kompromisslose Priester Pike (Danny Webb) die Gemeinde fest im Griff und hält sie auf dem Pfad der Tugend. Als der Kopfgeldjäger Dutch Albert (John Cusack) mit seinen Gefährten auftaucht, bekommt Patrick aber wieder mehr zu tun, denn Dutch verfügt über genügend Geld, um aus dem örtliche Hotel einen Saloon mit Bordell zu machen und seine Kritiker für immer zum Schweigen zu bringen. Nachdem Dutch und seine Männer den flüchtigen Bill Crabtree (Paul Ronan) erschossen haben, zwingen sie seine Witwe (Anne Coesens) und ihre noch minderjährige Tochter Emily (Manon Capelle) zur Prostitution. Als Emily gleich ihren ersten Freier erschießt, wird sie zum Tode verurteilt und gehängt. Niemand in der Gemeinde verhindert die Vollstreckung des Urteils, aber Patricks Frau Audrey (Déborah François) kann die Gewalt und Ungerechtigkeit in Garlow nicht mehr ertragen und will mit den beiden Kindern gehen – mit oder ohne Patrick, der sich entscheiden muss, ob er sich weiterhin das Blutgeld von Dutch verdienen will oder etwas gegen die brutalen Mistkerle unternehmen will …
Ivan Kavanagh, der auch das Drehbuch zu „Never Grow Old“ verfasst hat, erzählt in seinem Neo-Western keine wirklich originelle Geschichte und bedient sich auch der genreüblichen Klischees. Sein Film handelt von einer Gemeinde, deren rückgratlosen Mitglieder erst von den Versuchungen des Bösen – Drogen und Prostitution -, dann von der Angst vor göttlicher Bestrafung zusammengehalten werden, bis ein skrupelloser Fremder wieder für den Ausbruch von Gewalt und Ausschweifungen sorgt. Und wieder regiert die Angst – auch bei dem Totengräber Patrick, der eigentlich nur darum bemüht ist, für seine Familie zu sorgen. Da kommen ihm die zusätzlichen Einnahmen, die ihm Dutch beschert, eigentlich ganz recht, auch wenn er genau weiß, dass er unmoralisch handelt. Es braucht schon einen Zwischenfall wie das Erhängen eines jungen Mädchens und die Bedrohung der eigenen Frau, dass Patrick aufgerüttelt wird und die Dinge selbst in die Hand nimmt.
So vorhersehbar die Handlung und eindimensional die wenigen wichtigen Figuren gezeichnet sind, versteht es Kavanagh, die richtige Atmosphäre für sein Western-Drama zu kreieren. Die Handlung spielt entweder nachts oder im wolkenverhangenen, regnerischen Tageslicht, zu dem der meist schlammige, den Pfuhl der Sünden abbildende Boden passt. Es zeichnet sich früh ab, dass der Plot auf die Gegenüberstellung von Dutch und Patrick hinausläuft. Und so macht sich Kavanagh gar nicht erst die Mühe, die anderen Figuren mit einem Profil zu versehen, nicht mal den Sheriff oder den Priester. Einzig Déborah François („Das Mädchen, das die Seiten umblättert“, „Das Kind“) darf als Patricks Frau den moralischen Kompass darstellen, mit dem der Bestatter wieder auf den rechten Weg geführt werden soll. Emile Hirsch („Into the Wild“, „Milk“) überzeugt als mit seinem Gewissen kämpfender Ehemann und Vater ebenso wie John Cusack („Der Butler“, „The Raven – Prophet des Teufels“) als charismatischer Bösewicht.
So trägt „Never Grow Old“ zwar nichts Neues zum Western-Genre bei, doch durch die stimmige Inszenierung und die guten Darstellerleistungen bietet der Film kurzweilige Unterhaltung um Moral und Vergeltung.
"Never Grow Old" in der IMDb

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