Friedhof der Kuscheltiere (2019)
Seit den 1980er Jahren, als der Stephen-King-Hype mit Verfilmungen seiner Werke wie „Shining“, „Dead Zone – Das Attentat“, „Christine“, „Stand by Me“ und „Running Man“ durch renommierte Filmemacher wie Stanley Kubrick, John Carpenter, Rob Reiner und David Cronenberg ihren Anfang nahm, hat die Faszination sowohl in Hollywood als auch beim Publikum an den Gruselgeschichten des „King of Horror“ bis heute nicht nachgelassen, so dass bereits verfilmte Bestseller mittlerweile Remakes nach sich ziehen. So ist in den vergangenen Jahren nach „Carrie“ auch der TV-Zweiteiler „Es“ fürs Kino adaptiert worden, und Mary Lamberts „Friedhof der Kuscheltiere“ (1989) erfährt nach dreißig Jahren auch eine Verjüngungskur, die sich bei allen Schwächen durchaus sehen lassen kann.
Um mehr Zeit mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz) und den beiden Kindern Gage (Hugo und Lucas Lavoie) und Ellie (Jeté Laurence) verbringen zu können, hat Louis Creed (Jason Clarke) seinen Job in der Nachtschicht der Notaufnahme in einem Bostoner Krankenhaus an den Nagel gehängt und ein Haus in dem beschaulichen Ludlow, Maine, gekauft. Doch so ganz ungetrübt ist die Freude über den Ortswechsel nicht, denn direkt vor dem Haus brettern immer wieder tonnenschwere Trucks über die schmale Landstraße, weshalb hinter dem neuen Creed-Heim ein Pfad zu einem Tierfriedhof führt, auf dem die Kinder der Stadt ihre totgefahrenen Haustiere zur letzten Ruhe betten. Leider wird auch die geliebte Hauskatze Church eines Tages vom liebenswürdigen Nachbarn Jud Crandall (John Lithgow) tot am Straßenrand aufgefunden, worauf er Louis anbietet, beim Bestatten des überfahrenen Tieres behilflich zu sein. Allerdings führt Jud seinen neuen Nachbarn nicht zum Tierfriedhof, sondern zu einem dahinterliegenden Indianerfriedhof. Tiere, die dort begraben werden, kehren nämlich wieder zu den Lebenden zurück und ersparen so den geliebten Kindern den Schmerz über den Verlust der Haustiere. Tatsächlich überzeugt Louis seine Kinder davon, dass Church nur weggelaufen sei.
Als der Kater am folgenden Tag wieder vor der Tür erscheint, ist die Freude zunächst groß, doch dann bemerkt die Familie, dass Church nicht nur widerlich stinkt, sondern auch ungewöhnlich aggressiv geworden ist. Als Jud zu begreifen beginnt, dass er der Familie keinen Gefallen damit getan hat, Louis den Indianerfriedhof zu zeigen, ereignet sich eine weitaus schwerwiegendere Tragödie, die Louis ein weiteres Mal das Schicksal herausfordern lässt …
Seit ihrem Regiedebüt mit der Dokumentation „Postcards from the Future: The Chuck Palahniuk Documentary“ (2003) haben Kevin Kölsch und Dennis Widmyer bereits mit „Starry Eyes“ (2014), „Holidays“ (Segment „Valentine’s Day“, 2016) und der TV-Serien-Adaption von „Scream“ (2016-2019) bereits Erfahrungen im Horror-Genre sammeln können. Mit der Neuverfilmung von Stephen Kings Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ reihen sie sich nun in den unübersichtlich gewordenen Reigen der Filmemacher ein, die Stephen Kings populären Namen aufgreifen, um ihrer Hollywood-Karriere den nötigen Schwung zu verleihen.
Die Voraussetzungen für ein bemerkenswertes Remake schienen jedenfalls günstig. Immerhin ist es zuvor schon Andy Muschietti gelungen, dem in die Jahre gekommenen „Es“-TV-Zweiteiler auf der großen Leinwand spürbar mehr Klasse zu verleihen, und Mary Lamberts bereits dreißig Jahre alte Verfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“ wies allzu viele Mängel auf, die eine Neuverfilmung rechtfertigten. Zwar vermeiden Kölsch und Widmyer einige Fehler der ursprünglichen Verfilmung, machen dafür aber andere. Zu den Pluspunkten zählt jedenfalls die gute Besetzung vor allem der Hauptrollen. Jason Clarke („Everest“, „Zero Dark Thirty“) verkörpert den liebenden Familienvater, der unter allen Umständen Leid von seinen Kindern fernhalten will, so überzeugend, dass ihm der zunehmende Schmerz über die moralisch fragwürdigen Handlungen, die er im Namen des vermeintlichen Familienglücks begeht, geradezu körperlich anzusehen ist. An seiner Seite überzeugt auch John Lithgow („Cliffhanger“, „The Crown“) als tragische Figur des liebenswürdigen Nachbarn, über dessen Geschichte leider nicht so viel vermittelt wird wie in Lamberts Werk. Hier wird auch die größte Schwäche des Drehbuchs von Horror-Spezi Jeff Buhler („Midnight Meat Train“, „Nightflyers“, „The Prodigy“) deutlich, denn abgesehen von Louis Creed wird den Figuren nicht ermöglicht, sich zu entwickeln. Dabei hätte vor Jud Crandall viel zu erzählen, warum er Louis überhaupt auf den Indianerfriedhof aufmerksam gemacht hat, doch statt eine verstörende Geschichte über den Umgang mit dem plötzlichen Tod von geliebten Wesen zu erzählen, konzentriert sich das Regie-Duo ganz auf das Erzeugen möglichst schauriger Effekte.
Hier dienen vor allem Rachels Erinnerungen an ihre ältere Schwester Zelda (Alyssa Brooke Levine), die an Rückenmark-Meningitis gelitten hatte und für deren Tod sich Rachel immer noch verantwortlich fühlt, für eindringliche Schock-Momente. Allerdings wird dieses Element so überstrapaziert, dass für andere Handlungsstränge kaum noch Raum bleibt, beispielsweise für die Geschichte des Indianerfriedhofs, Crandalls persönliche Geschichte oder auch der warnende Geist des auf dem Operationstisch verstorbenen Schülers Victor Pascow (Obssa Ahmed), der in der Erstverfilmung eine weitaus wichtigere Rolle einnahm.
Ärgerlich ist aber vor allem das genretypische Ende, das der emotionalen Tiefe der Romanvorlage leider gar nicht mehr gerecht wird. Immerhin sind Kölsch und Widmyer aber einige atmosphärisch gelungene Einfälle gelungen, die von Altmeister Christopher Young („Hellraiser“, „The Grudge“) auch auf der musikalischen Ebene wunderbar verstärkt werden. So stellt das Remake von „Friedhof der Kuscheltiere“ ein Horror-Werk dar, das einen mehr als zwiespältigen Eindruck hinterlässt und eher ein jüngeres Genre-Publikum ansprechen dürfte.
"Friedhof der Kuscheltiere" in der IMDb
Um mehr Zeit mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz) und den beiden Kindern Gage (Hugo und Lucas Lavoie) und Ellie (Jeté Laurence) verbringen zu können, hat Louis Creed (Jason Clarke) seinen Job in der Nachtschicht der Notaufnahme in einem Bostoner Krankenhaus an den Nagel gehängt und ein Haus in dem beschaulichen Ludlow, Maine, gekauft. Doch so ganz ungetrübt ist die Freude über den Ortswechsel nicht, denn direkt vor dem Haus brettern immer wieder tonnenschwere Trucks über die schmale Landstraße, weshalb hinter dem neuen Creed-Heim ein Pfad zu einem Tierfriedhof führt, auf dem die Kinder der Stadt ihre totgefahrenen Haustiere zur letzten Ruhe betten. Leider wird auch die geliebte Hauskatze Church eines Tages vom liebenswürdigen Nachbarn Jud Crandall (John Lithgow) tot am Straßenrand aufgefunden, worauf er Louis anbietet, beim Bestatten des überfahrenen Tieres behilflich zu sein. Allerdings führt Jud seinen neuen Nachbarn nicht zum Tierfriedhof, sondern zu einem dahinterliegenden Indianerfriedhof. Tiere, die dort begraben werden, kehren nämlich wieder zu den Lebenden zurück und ersparen so den geliebten Kindern den Schmerz über den Verlust der Haustiere. Tatsächlich überzeugt Louis seine Kinder davon, dass Church nur weggelaufen sei.
Als der Kater am folgenden Tag wieder vor der Tür erscheint, ist die Freude zunächst groß, doch dann bemerkt die Familie, dass Church nicht nur widerlich stinkt, sondern auch ungewöhnlich aggressiv geworden ist. Als Jud zu begreifen beginnt, dass er der Familie keinen Gefallen damit getan hat, Louis den Indianerfriedhof zu zeigen, ereignet sich eine weitaus schwerwiegendere Tragödie, die Louis ein weiteres Mal das Schicksal herausfordern lässt …
Seit ihrem Regiedebüt mit der Dokumentation „Postcards from the Future: The Chuck Palahniuk Documentary“ (2003) haben Kevin Kölsch und Dennis Widmyer bereits mit „Starry Eyes“ (2014), „Holidays“ (Segment „Valentine’s Day“, 2016) und der TV-Serien-Adaption von „Scream“ (2016-2019) bereits Erfahrungen im Horror-Genre sammeln können. Mit der Neuverfilmung von Stephen Kings Roman „Friedhof der Kuscheltiere“ reihen sie sich nun in den unübersichtlich gewordenen Reigen der Filmemacher ein, die Stephen Kings populären Namen aufgreifen, um ihrer Hollywood-Karriere den nötigen Schwung zu verleihen.
Die Voraussetzungen für ein bemerkenswertes Remake schienen jedenfalls günstig. Immerhin ist es zuvor schon Andy Muschietti gelungen, dem in die Jahre gekommenen „Es“-TV-Zweiteiler auf der großen Leinwand spürbar mehr Klasse zu verleihen, und Mary Lamberts bereits dreißig Jahre alte Verfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“ wies allzu viele Mängel auf, die eine Neuverfilmung rechtfertigten. Zwar vermeiden Kölsch und Widmyer einige Fehler der ursprünglichen Verfilmung, machen dafür aber andere. Zu den Pluspunkten zählt jedenfalls die gute Besetzung vor allem der Hauptrollen. Jason Clarke („Everest“, „Zero Dark Thirty“) verkörpert den liebenden Familienvater, der unter allen Umständen Leid von seinen Kindern fernhalten will, so überzeugend, dass ihm der zunehmende Schmerz über die moralisch fragwürdigen Handlungen, die er im Namen des vermeintlichen Familienglücks begeht, geradezu körperlich anzusehen ist. An seiner Seite überzeugt auch John Lithgow („Cliffhanger“, „The Crown“) als tragische Figur des liebenswürdigen Nachbarn, über dessen Geschichte leider nicht so viel vermittelt wird wie in Lamberts Werk. Hier wird auch die größte Schwäche des Drehbuchs von Horror-Spezi Jeff Buhler („Midnight Meat Train“, „Nightflyers“, „The Prodigy“) deutlich, denn abgesehen von Louis Creed wird den Figuren nicht ermöglicht, sich zu entwickeln. Dabei hätte vor Jud Crandall viel zu erzählen, warum er Louis überhaupt auf den Indianerfriedhof aufmerksam gemacht hat, doch statt eine verstörende Geschichte über den Umgang mit dem plötzlichen Tod von geliebten Wesen zu erzählen, konzentriert sich das Regie-Duo ganz auf das Erzeugen möglichst schauriger Effekte.
Hier dienen vor allem Rachels Erinnerungen an ihre ältere Schwester Zelda (Alyssa Brooke Levine), die an Rückenmark-Meningitis gelitten hatte und für deren Tod sich Rachel immer noch verantwortlich fühlt, für eindringliche Schock-Momente. Allerdings wird dieses Element so überstrapaziert, dass für andere Handlungsstränge kaum noch Raum bleibt, beispielsweise für die Geschichte des Indianerfriedhofs, Crandalls persönliche Geschichte oder auch der warnende Geist des auf dem Operationstisch verstorbenen Schülers Victor Pascow (Obssa Ahmed), der in der Erstverfilmung eine weitaus wichtigere Rolle einnahm.
Ärgerlich ist aber vor allem das genretypische Ende, das der emotionalen Tiefe der Romanvorlage leider gar nicht mehr gerecht wird. Immerhin sind Kölsch und Widmyer aber einige atmosphärisch gelungene Einfälle gelungen, die von Altmeister Christopher Young („Hellraiser“, „The Grudge“) auch auf der musikalischen Ebene wunderbar verstärkt werden. So stellt das Remake von „Friedhof der Kuscheltiere“ ein Horror-Werk dar, das einen mehr als zwiespältigen Eindruck hinterlässt und eher ein jüngeres Genre-Publikum ansprechen dürfte.
"Friedhof der Kuscheltiere" in der IMDb
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