True Grit - Der Marshal

John Wayne hat bereits zu Beginn seiner Schauspielkarriere in den 1930er Jahren das Western-Genre für sich entdeckt und hier auch seine denkwürdigsten Darstellungen abgeliefert. Nachdem er in Klassikern wie John Fords „Rio Grande“ (1950), „Der schwarze Falke“ (1956) und „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ (1962) sowie Howard Hawks‘ „Rio Bravo“ (1959) seinen Starruhm begründen konnte, durfte er im Western „True Grit – Der Marshal“ (1969) unter der Regie von Henry Hathaway („Das war der Wilde Westen“, „Die vier Söhne der Katie Elder“) geradezu entfesselt sein eigenes Image persiflieren und wurde so endlich mit seinem ersten und einzigen Oscar in seiner langen Karriere ausgezeichnet.
Als ihr Vater (John Pickard) mit seinem Angestellten Tom Chaney (Jeff Corey) von Dardanelle in Yell County ins siebzig Meilen entfernte Fort Smith reitet, um dort Ponys für die eigene Zucht zu kaufen, erschießt der angetrunkene Chaney seinen Boss im Streit und schließt sich auf seiner Flucht der Gangsterbande von Ned Pepper (Robert Duvall) an. Die halbwüchsige Mattie Ross (Kim Darby), die sich auf der Farm schon um die Buchhaltung ihres Vaters gekümmert hat, reitet nach Fort Smith, um sich nicht nur um die letzten Angelegenheiten ihres getöteten Vaters zu kümmern, sondern auch dafür zu sorgen, dass der Mörder seine gerechte Strafe bekommt. Da der örtliche Sheriff nicht für das Indianerreservat zuständig ist, in dem Chaney und Pepper zuletzt gesehen wurden, engagiert die selbstbewusste junge Dame den abgewrackten, einäugigen Marshall Reuben J. „Rooster“ Cogburn (John Wayne) und stellt ihm eine Belohnung von 100 Dollar in Aussicht. Chaney wird aber wegen des Mordes an einem Senator auch von dem jungen Texas-Ranger LeBeouf (Glen Campbell) gesucht und schließt sich Cogburn und der Vierzehnjährigen an, was dem alten Marshal nur recht ist, weil ihm dadurch eine noch höhere Belohnung winkt. Doch die erste Begegnung mit Peppers Bande erzielt noch nicht den gewünschten Erfolg, und Mattie gerät in die Hände der Banditen …
Nach dem Roman „Mutige Mattie“ von Charles Portis hat Western-Routinier Henry Hathaway 1969 einen humorvollen Western inszeniert, der John Wayne in der Paraderolle präsentiert, die ihm den Spitznamen „Duke“ eingebracht hat. Seine lässige Art, sein Dasein im nahezu ständig betrunkenen Zustand zu verbringen, funktioniert in „True Grit“ vor allem deshalb so gut, weil die großartig von Kim Darby („Lanny dreht auf“, „Halloween 6 – Der Fluch des Michael Myers“) dargestellte Mattie sich nicht von dem raubeinigen, doch letztlich herzensguten Marshal beeindrucken lässt und als seine Auftraggeberin stets die Richtung vorgibt. So resultiert der Unterhaltungswert des Westerns größtenteils aus den spritzigen Wortgefechten zwischen der starrköpfigen Mattie und dem abgehalfterten Marshal. Dagegen können der junge Dennis Hopper und Robert Duvall in ihren Rollen kaum nennenswerte Akzente setzen. Dafür sorgen schöne Landschaftsbilder und eine elegante, aber unaufdringliche Inszenierung sowie ein lebhafter Score von Elmer Bernstein („Die vier Söhne der Katie Elder“, „Die glorreichen Sieben“) für die richtige Wohlfühlatmosphäre zu einer Zeit, in der das Western-Genre eigentlich keine Bedeutung mehr hatte. Der zivilisierte Westen wurde von Eisenbahnen, Geschäftsleuten und Farmern geprägt, Marshals wie Rooster Cogburn hatten da eigentlich schon ausgedient. John-Wayne-Fans werden auf jeden Fall Freude an der selbstironischen Darstellung ihres Helden haben. 2010 inszenierten die Coen-Brüder mit Jeff Bridges in der Hauptrolle ein überaus gelungenes Remake.
"True Grit - Der Marshal" in der IMDb

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